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Kunstsalon Keller & Reiner; Meunier, Constantin [Ill.]
Constantin Meunier: Gedächtnis-Ausstellung — Berlin: Verlag Keller & Reiner, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.70723#0015
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CONSTANTIN MEUNIER

7

CONSTANTIN MEUNIER.
Drei Viertel Jahre ist es her, dass die sterblichen
Überreste Constantin Meuniers in seiner Vaterstadt
Brüssel dem Schosse der Erde übergeben wurden.
Nächst dem Verluste Adolph Menzels, der ihm nur
um wenige Wochen im Tode vorangegangen war, ist
keiner im verflossenen Jahre so schmerzlich in der
Welt der Künste empfunden worden wie dieser. Ja,
der Widerhall der Trauer war bei Meunier wohl
sogar noch grösser. Menzel, der grösste Maler, den
Preussen, der fruchtbarste und gestaltenreichste, den
das 19. Jahrhundert hervorgebracht hat, wurde doch
nur in Deutschland ganz verstanden. Für die Fremden
hatte er etwas von einer mythischen Figur, vor der
sie Ehrfurcht empfanden, die sie aber nicht lieben
konnten, da sie sie kaum kannten. An Meuniers
Bahre trauerten mit dem Vaterlande Belgien zusammen
Deutschland und Frankreich — trauerte die Welt.
Deutschland und Frankreich haben mich zuerst ver-
standen, sagte mir der Verblichene einmal, als ich
ihn in seinem grossen, schlichten Atelier besuchte.
Und leise mit der Achsel zuckend setzte er hinzu:
 
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