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Kunst-Auktions-Haus Keller & Reiner <Berlin> [Editor]
Palaisartige Villeneinrichtung und Kunstbesitz: Berlin-Grunewald, Warnemünder Straße 2 ; Versteigerung: 5. März 1932 — Berlin, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.8830#0005
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Vorwort

Kunstliebende Menschen werden immer den Wunsch haben, ihr Heim zu einer Stätte der Kultur
und des Geschmacks zu machen. Die Geschlossenheit der in dem vorliegenden Katalog beschriebenen
Einrichtung des palaisartigen Besitzes (Bankier P.) in der Warnemünder Straße zeugt von dem jahrelangen
Bestreben, nicht Kunstgegenstände anzuhäufen, sondern mit Liebe zu wählen und jedem Stück den ent-
sprechenden Rahmen zu geben. Wenn unser Auftraggeber gezwungen ist, dieses Besitztum heute zu
veräußern, so ist es sein innigster Wunsch, daß die einzelnen Gegenstände in Hände übergehen, die sie
mit derselben Liebe behandeln werden, wie er es getan hat.

Unter Beratung von Museums-Fachleuten, aber auch mit eignem Scharfblick hat Bankier P. sein
Heim mit Bildern ausgeschmückt, die zum größten Teil jedem Museum zur Zierde gereichen würden.
Nehmen wir das wundervolle Portrait eines Ratsherrn von der Hand des jüngeren Holbein, das in der
Feinheit der Malerei den großen Werken des Meisters ebenbürtig ist, oder das Portrait der Lady Termingham
von Sir John Hoppner, das die Schönheiten der englischen Malerei des 18. Jahrhunderts treffend wider-
spiegelt, nennen wir die Meister der niederländischen und flämischen Schule des 17. Jahrhunderts, oder
die soeben von Prof. Hermann Voß begutachteten, entzückenden Werke des Giacomo Bassano, alle werden
das Auge des Kenners begeistern. Besonderes Interesse brachte der Sammler den Werken des 19. Jahr-
hunderts entgegen. Aus dem französischen Kreise finden wir hier Georges Michel, Jules Noel; aus der
deutschen Schule Oswald und Andreas Achenbach, Zumbusch, Kaulbach, Douzette, Rabes u. v. a. Andere
europäische Schulen sind durch Verboeckhoven, Crome, Makowski u. a. vertreten.

Entsprechend dieser würdigen Umrahmung wird das kostbare Mobiliar viele Freunde finden. Neben
ungewöhnlich gut erhaltenen Stücken der Renaissance und des Barock, unter denen ein Frankfurter Wellen-
schrank aus italienischem Nußholz und eine westdeutsche Kommode des 18. Jahrhunderts erwähnt seien,
verweisen wir auf die kompletten Zimmereinrichtungen, die von allerersten Architekten entworfen und
hergestellt sind.

Einige Worte gebühren den in dem vorliegenden Haushalt verwendeten persischen Teppichen. Wir
finden die edelsten Erzeugnisse der orientalischen Teppich-Knüpfkunst. Ohne die andern Stücke schmälern
zu wollen, nennen wir einen pastellfarbigen Täbris von 670 X 420 cm und einen herrlichen Seidenkeschan
in figürlicher Musterung.

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