Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kern, Otto [Hrsg.]
Die Gründungsgeschichte von Magnesia am Maiandros: eine neue Urkunde — Berlin, 1894

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4607#0007
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
des Herrn Geheimrat R. Schoene die Erlaubnis hierzu bereitwilligst erteilt
hat. Sowohl bei der Entzifferung- wie bei der Ergänzung der Inschrift bin ich in
der liebenswürdigsten und wirksamsten Weise von meinem Lehrer Eiermann
Diels und meinem Freunde Friedrich Frh. Hiller von Gaertringen
unterstützt worden. Ohne die Hilfe und die Ratschläge von H. Diels wäre
ich nicht so schnell zu dem Ziel gekommen, das ich nun erreicht zu haben
glaube, zu einer sicheren Feststellung des Textes und zu einer für die erste
Veröffentlichung hinreichenden Ergänzung. Zuletzt hat auch noch A. Kirch-
hoff die Güte gehabt, eine Durchsicht der Inschrift vorzunehmen und
mir einige Verbesserungsvorschläge mitzuteilen. Das gröTste Stück Arbeit
freilich ist nicht in der Studierstube geschehen, sondern in den Magazinen der
Museen, wo der schon um die pergamenischen Altertümer sehr verdiente
Bildhauer Herr Antonio Freres in unverdrossenem Eifer sich zwei Monate
lang um die Inschrift bemüht hat. Als ich im Winter 1893 K. Humann vor-
schlug, auch diesen Inschriftstein nach Berlin mitzusenden, hatte ich geringe
Hoffnung-, ihn jemals entziffern zu können, ja ich habe vorher lange ernstlich
geschwankt, ob es nicht besser sei sich mit einem Gipsabgüsse zu begnügen
als den schweren Stein aus dem sumpfigen Terrain der magnesischen Agora
ins Museum von Berlin zu versetzen. Denn nur an wenigen Stellen konnte
man in der dicken Sinterschicht die Spuren von Buchstaben erkennen; irgend
etwas Zusammenhängendes zu ermitteln war mir ebenso wenig möglich wie
Anderen, denen ich den Stein damals gezeigt habe. Die üblichen zur Reinigung
der Inschrift angewandten Mittel versagten alle; nur des Meifsels Schlag von
Herrn Freres' kunstgeübter Hand geführt, vermochte den Sinter zu beseitigen.
Diese mühevolle Arbeit ist unter meiner Aufsicht in den Monaten Juli und
August dieses Jahres ausgeführt worden; dafs während derselben nichts ver-
sehen worden ist, hoffe ich nicht ohne Grund zu behaupten.

Der Inschriftstein ist im Frühjahr 1892 an der Südwestecke der Agora
gefunden worden: es ist ein Block der Pfeilerwand, welche die westliche
Säulenhalle im Süden abschliefst. Auf der nach Süden hingewandten Seite
stehen auf den Architraven jene interessanten A^erzeichnisse der Sieger bei
den dramatischen Aufführungen der Pö)u,ata, welche in den Athenischen Mit-
teilungen XIX (1894) S. 93 Taf. V veröffentlicht worden sind. Auf der nach
Norden gerichteten Seite trug die Wand auf den sie belebenden Pfeilern eine
Reihe von Inschriften, meist Königsbriefe und Antworten auf die Einladung
zur Teilnahme an dem grofsen Fest der Leukophryena, das um die Wende
des dritten Jahrhunderts unter lebhafter Beteiligung der griechischen Staaten
mit grofsem Glänze gefeiert worden ist. Es ist der ~b~oz, srafflaveoraTOg, an
welchem diese Inschriften stehen, die auch ihrem äufseren. Ansehen nach
wahre Schaustücke sind, meist in grofsen prächtigen Buchstaben auf den
weifsen Marmor eingemeifselt. Um die Ecke schliefst sich an diese giebel-
gekrönte Pfeilerwand die lange Rückwand der Säulenhalle an, welche über
sechzig Psephismen trägt, die sich sämtlich auf das grofee Fest der Artemis
 
Annotationen