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Kern, Otto [Hrsg.]
Die Gründungsgeschichte von Magnesia am Maiandros: eine neue Urkunde — Berlin, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.4607#0019
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Bilde eines nach rechts sprengenden Reiters in keiner Beziehung zu Leu-
kippos stehen, auf die von Rayet S. 142 ausgesprochene Vermutung zurück-
greift. Auszugehen ist dabei von der Inschrift C. I. A. III 1, 16. Ein Ehren-
dekret der Panhellenen aus der Zeit des Antoninus Pius, das Fauvel in Attika
in der Gegend zwischen Hymettos und Pentelikon gefunden hat, und welches
sich jetzt im Louvre Saal I No. 654') befindet, gilt den Magneten am Mai-
andros. Es trägt als Überschrift die Worte äycxvp/; T\r/jQ. As'Jy.t"oc;. Boeckh
hat bereits C. I. G. II 2910 eine Erklärung" gegeben, welche wir heute nur
sehr wenig zu modificieren brauchen, obwohl ihr L. Rofs Hellenika I 1
(1846), S. 41 widersprochen hat2). Boeckh deutete den Namen Az'jy.'.~~o^ als den
Namen des Stadtheros von Magnesia, dessen Statue neben dem Panhellenen-
dekret gestanden habe, und ihm hat unter Anderen auch E. Curtius zuge-
stimmt3). Nur die Annahme einer Statue des Leukippos dünkt mich über-
flüssig. Auch hier ist die Sache durch unsere Ausgrabungen entschieden.
Der Name As'jy.t"o; begegnet uns auf dem Dekret aus Athen an der Stelle,
an welcher wir auf zwei mag'nesischen Psephismen4) das Stadtwappen von
Magnesia, den Reiter antreffen. Der Name ersetzt das Bild. Und so kommt
Rayets Vermutung, dafs die Münzbilder den Archegeten Leukippos dar-
stellen, wieder zu Ehren. Auch Ziegelstempel mit demselben Wappenbilde
sind gefunden. Der Reiter ist gewöhnlich mit einer flatternden Chlamys be-
kleidet, als Kopfbedeckung trägt er einen Helm. Er erinnert also an den
Reiter auf den thessalischen Münzen5). Einen anderen Reitertypus trägt
ein schönes Exemplar des Berliner Münzkabinets, das ich nach der Ab-
bildung bei Friedländer-Sallet2 Tafel III, Nr. 223°) auf dem Titelblatte
habe wiedergeben lassen. Der Reiter ist hier ganz geharnischt und sitzt auf
einem Löwenfell7).

Dieser Leukippos8) also soll die Magneten führen. Er ist es, der ihnen,
als sie Apollons Tempel verlassen, zuerst entgegentritt. Mit ihm erneuern sie
die alten Bande der Verwandtschaft (Z. 43) — Aiolos, der Urahn des Leu-
kippos, ist ja Thessaler. Sie zeigen ihm die Orakelsprüche, die er mit Freuden
hört; aber er geht selbst noch einmal in den Tempel hinein und frag't den
Gott. Der wiederholt im wesentlichen, was wir schon wissen. Er befiehlt
dem Leukippos, das waffentragende, engverwandte Volk der Magneten nach

!) Froehner Les inscr grecques du Louvre Nr. 66.

2) Ebenso noch jüngst W. Drexler a. a. O.

3) Stadtgeschichte von Athen S. 269.

4) Athen. Mitteilungen XVIII (1893) S. 358.

•r') Über diese vgl. Friedländer Monatsberichte der Berliner Akademie 1878 S. 453.
c) S. 88 vgl. auch Nr. 224.

7) Die Lesung /Jpoftoo? auf der Münze Sestini Lettere IX 38 ist ganz gewiß unrichtig und
Cavedoni's Hypothese Bulletino IX (1837) S. 38 mit Recht von Rayet S. 14z und Drexler S. 2007
bekämpft worden.

8) Zu einem Karer macht den Leukippos Schol. Apollon. Argon. I 584 (oben S. 10). Nahe
Verwandtschaft der Karer und Lykier: Georg Meyer Bezzenbergers Beiträge X (1886) S. 200.
 
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