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Hentzen, Alfred; Kestner Gesellschaft [Contr.]
Gilles und Mataré — Hannover, 1948

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https://doi.org/10.11588/diglit.73117#0001
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KESTNER-GESELLSCHAFT, HANNOVER


EWALD MATARE FRESSENDE KÜHE

GILLES UND MATARE
Während wir in den oberen Räumen die Graphik Picassos und zeitgenössischer fran-
zösischer Maler und Bildhauer aussfellen, zeigen wir im Erdgeschoß Lithographien und
Holzschnitte von zwei deutschen Künstlern, beide von Geburt Rheinländer: eines
Malers: Werner Gilles, und eines Bildhauers: Ewald Matare. In beiden Fällen soll es
sich nur um ein erstes Bekanntmachen, vielleicht Wiederbekanntmachen handeln, um
ein Versprechen für spätere größere Ausstellungen. Aber es erscheint uns nicht un-
interessant, in so unmittelbarer Nähe zu den berühmtesten Meistern der französischen
Kunst des 20. Jahrhunderts Werke zweier Deutscher zu sehen, sowohl um die Anders-
arfigkeit und Ebenbürtigkeit der verschiedenen künstlerischen Mittel wie um die
innere Einheit der neuen Kunst in ganz Europa deutlich zu machen.
Ewald Matare (geboren 1887 in Aachen, lebt in Büderich bei Neuß/Rh.) ist der Bild-
hauer der knappsten und einfachsten Form. Mit besonderer Vorliebe hat er das
Schwere und das Lastend-Dumpfe der Kühe zum Anlaß plastischer Gestaltung genom-
men, mit feinem Gefühl für die Schönheit des Materials. Neuerdings fertigte er kleine,
idolhafte Tierbildwerke von überraschender Verdichtung. Wiederholt hat er auch
religiöse Themen geformt, und es war ein schönes Zeichen rheinischen Kunstsinnes, daß
man bei der Wiederherstellung des Kölner Domes einen wirklich schöpferischen Maister
neuer Formsprache mit der Gestaltung der Bronzetüren des südlichen Querschiffes
betraut hat.
In seinen Holzschnitten, meist farbig, von mehreren Stöcken gedruckt, wird die Ab-
kürzung der Form bis zur Bilderschrift vorgetrieben.
Werner Gilles (geboren 1894 in Rheydt, lebt in München) ist ein echter Maler und
ein echter Träumer. Es gehört zu den unbegreiflichen Besonderheiten der deutschen
Situation, daß ein Künstler seines Ranges im sechsten Jahrzehnt seines Lebens noch
immer zu den nur von einem kleinen Kreis Gekannten und Geschätzten gehört. Seine
Welt spannt sich von der klaren Diesseitigkeif südlichen Menschentums bis zur hinter-
 
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