Ausstellungen, Sammlungen rc.
zu Tage als in den Gemälden. Gentz teilt mit manchem seiner
malenden Zeitgenossen das Schicksal, daß er in seinen Studien
größer ist als in den fertigen Bildern. — Die Arbeiten des
am 1l. Juli 1880 gestorbenen Karl Steffeck zeigt uns die
dritte Ausstellung. Steffeck hat sein hübsches Talent meist in
Darstellungen aus dem Tierleben verwertet, in denen sich eine
fleißige Beobachtung und intime Kenntnis der Tierwelt aus-
spricht. In den interessierten Sporlkreisen erfreuten sich seine
Pferde- und Hundebilder großer Beliebtheit. Bei manchem dieser
Bilder ist ihm das schwierige Problem, das individuelle Tier-
porträt künstlerisch zu vertiefen, geglückt. Figurenreichere Dar-
stellungen sind dem schnellschafsenden und sich selbst leicht ge-
nügenden Meister seltener gelungen. — Die Berliner Privaten
Ausstellungen machten uns mit einem Teil der aus die Wander-
schaft geschickten Bilder der letzten Münchener Ausstellung be-
kannt, über die bei dieser Gelegenheit schon in dieser Zeitschrift
berichtet worden ist. Karl Marrs „Flagellanten" (Verein
Berliner Künstler) fanden beim Berliner Publikum gleichen
Beifall wie in München. In Gurlitts Salon lehrten eine
Reihe Bilder das selbständige Schaffen I. Blocks kennen, dem
die Figuren des modernen Gesellschastslebens am besten zu glücken
scheinen. Neben seinem „verlorenen Sohn" konnten die andern
Bilder freilich nicht gut aufkommen. (Ausführliches über diese
Ausstellung in Heft 7.) In denselben Räumen war sodann
eine Anzahl französischer Bilder während einiger Wochen zu
einer kleinen Ausstellung vereinigt. Fritz Gur litt hat das
große Verdienst, dem Berliner Publikum gelegentlich französische
Maler vorzuführen, die man hier sonst nicht kennen lernen
kann, denn den öffentlichen Berliner Ausstellungen bleiben die
Franzosen leider immer noch fern. Die zufällig znsammen-
gebrachten wenigen Bilder gestatten natürlich nicht eine Aus-
stellung von einheitlichem Charakter zu geben. Wir wollen aber
das Gebotene dankbar und, wenn wir ehrlich sind, auch mit
dem Geständnis betrachten, daß wir immer noch von der fran-
zösischen Kunst lernen können. Tenn zwei Eigenschaften hat
jeder französische Künstler vor den meisten seiner deutschen Kol-
legen voraus: erstens malt der Franzose ein Bild, damit es
schlechtweg gefällt und womöglich gekauft wird, nicht aber um
ein Prinzip zu vertreten oder um eine Idee auszudrückcn, und
zweitens ist jeder französische Maler von der Wahrheit seines
künstlerischen Glaubensbekenntnisses völlig durchdrungen, oft
sogar bis zur intoleranten Härte gegen die Andersgläubigen.
Er wird sich nie zu einem schwächlichen Kompromiß verleiten
lassen, und er steht stets mit beiden Füßen in seiner Zeit, die
er ganz versteht. Meis sanier, der die wenigsten national-
französischen Eigenschaften hat, findet sich in zwei zweifellos
echten Bildern aus der Gurlilrschen Ausstellung vor, während
sich über die Echtheit eines vor kurzem ebenda ausgestellten
Meissonier ein Streit in der Berliner Tagespresse abgespielt
hat. Die beiden Bildchen sind in dem bekannten kleinen Format.
Das eine, mit dem vollen Namen und der Jahreszahl 1880 be-
zeichnet?, stellt einen schnurrbartdrehenden Offizier im Lederkoller
dar, das andre, nur mit bl. bezeichnet?, einen Besuch in einem
Atelier. Das Kostüm ist, wie meist bei Meissonier, das des 17. Jahr-
hunderts. Die zu Tode gehetzten Vergleichungen mit den alten
holländischen Feinmalern fallen natürlich jedem „vor diesen
Bildern ein, es ist aber doch nur eine äußerliche Übereinstim-
mung. Denn Meissonier schildert uns das 17. Jahrhundert
mit dem Auge und dem Geist des modernen Franzosen. Da-
gegen ist Ribot ein Meister, der sich mit der Nachahmung
seines älteren Vorbildes begnügt und in ihr aufgeht. Er hat
sich die spanische Schule, vor allem Ribera, zum Muster ge-
nommen. Bon den ausgestellten Bildern lehrt ihn vor allem
eine alte Frau mit Brille kennen. Von den bekannteren Land-
schaftern der französischen Schule ist Corot mit artigen, glatten
und poetischen Skizzen, Troyon mit einigen charakteristischen
Werken, Daubigny mit der Skizze eines Sonnenunterganges
und einer feingetönten Landschaft mit einem Teich mit Wasser-
rosen gut vertreten. I. F. Millets gesunden Realismus lehren
die ausgestellten Pastellbilder cleparl cles bironclelles- und
der Esel, der vor einer Mühle beladen wird, doch nur unvoll-
kommen kennen. Ganz vortrefflich ist das Bild von Detail le,
Napoleon in Ägypten, eines der wenigen Bilder Detailles, die
man als Deutscher ohne beleidigtes patriotisches Gefühl be-
wundern kann. Die Ausstellung von Bildern und Studien
von Karl Gustav Hel lqvi st bei Schulte Unter den Linden
ist mittlerweile auch zu' einer Gedächtnisausstellung geworden,
da Hellqvist einem unheilbaren Nervenleiden erlegen ist. Hell-
gvists große koloristische Begabung ließen die wenigen ausge-
N2
stellten Bilder erkennen, die besten, die sich in festem Besitz be-
finden, waren noch nicht einmal darunter. Den strebsamen,
sich nie genügenden Künstler lehrten aber die Studien und
Skizzen besser kennen. Die Gründlichkeit, mit der er seine Bilder
vorbereitete, ist erstaunlich. Wir verstehen, daß der schon durch
die Entbehrungen einer harten Jugend geschwächte Körper diesen
Anstrengungen erliegen mußte. Än Anerkennung hat es Hell-
qvist weder in seinem schwedischen Baterlande, noch in seiner
zweiten Heimat, Deutschland, je gefehlt. Trotz manches fremden
Zuges gehört er doch unsrer Kunst an, und wir dürfen stolz
auf ihn sein. An neuerdings entstandenen Werken haben uns
die letzten Wochen wenig gebracht. Ein Bild von Knaus,
„Eine Landpartie", im Verein Berliner Künstler ausgestellt, will
in Vergleichung mit andern, namentlich Litern Bildern desselben
Künstlers weniger gefallen. Hier sind jetzt auch sieben große
dekorative Stücke ausgestellt, die Henriette Mankiewicz in
einer eigentümlichen, den Japanern entlehnten Technik ausgeführt.
Auf großen Seidenpanneaux sind durch Verbindung von Stickerei
und Malerei Landschaftsbilder hergestellt worden. Als Haus-
kiinst mögen diese Erzeugnisse hingehen, begegnet man ihnen
aber in einer öffentlichen Kunstausstellung, so wird man zu einem
andern Urteil gezwungen. Denn die Urheberin scheint ihre
Arbeiten für ernsthafte Kunstwerke zu Hallen. Das sind sie aber
nicht. In so verschmitzten Techniken soll nur der arbeiten, der
sie völlig beherrscht. Ein glänzendes Beispiel dieser Technik ist
mir zufällig in der Erinnerung, ein japanischer Wandschirm, der
vor einigen Jahren bei Pächter und Wagner in Berlin zu sehen
war. Hier war eine wunderbare, duftige Mondscheinlandschaft
— gestickt. Daß eine ähnliche technische Sicherheit auch deutschen
Händen zu erreichen möglich ist, können die trefflichen Arbeiten
der Frau Schiffmann in München zeigen.
ü. ?t. München (21. Dez. 1890). Endlich ist der Umbau
unsres Kunstvereins vollendet und heute dem Publikum eröffnet
worden. Nicht weniger als 300 Bilder, Skulpturen rc. füllten
die großartigen Räume, welche jetzt einen ebenso wohlthuenden
als imponierenden Eindruck machen. Zu ebener Erde finden sich
rechts und links vom Vestibül zwei Säle, die dermalen mit Skulp-
turen dicht gefüllt sind, unter denen sich manches Interessante be-
findet. Eine breite, sehr bequeme Marmortreppe führt dann
direkt in einen den Mittelpunkt des Ganzen bildenden, prächtig
hohen und mit Oberlicht vortrefflich beleuchteten Saal, der Raum
genug auch für die größten Bilder bietet, während ihn jetzt etwa
fünfzig kleinere füllen. Von ihm aus gelangt mau in zwei
kleinere Säle links, die beide hohes Seitenlicht haben, während
rechts wiederum ein Saal mit Seitenlicht besonders für Aquarelle,
Handzeichnungen und Kupferstiche bestimmt scheint. Dem Raum-
mangel ist also jedenfalls gründlich abgeholsen, und daß das
ganze Gebäude gleichmäßig geheizt ist, das kann die Behaglichkeit
dieses Kunstpalastes nur vermehren, der allen billigen Anforde-
rungen an Würde, Weiträumigkeit und gute Beleuchtung sicherlich
entspricht. Möchten sich jetzt nur auch unsre besten Meister ent-
schließen, denselben wiederuni mit Werken zu zieren, welche dieser
Räume würdig sind, denn sich aus die schlechte Umgebung hinaus-
zureden, in die man da gerate, geht hier in diesem Gebäude,
das München eine neue Zierde verleiht, offenbar nicht mehr.
Man kann das von denen, die ihren Ruhm fast sämtlich hier be-
gründet haben, schon als eine Schuld der Pietät verlangen. Nur
zu häufig glauben bekanntlich große Künstler des beständigen
Verkehrs mit der Nation entbehren zu können, die sie hervor-
gebracht, und sich stolz abschließen zu dürfen. Das ist aber für
beide Teile gleich nachteilig. Denn wenn die großen Künstler
ihre Nation unstreitig erziehen, so verlieren sie durch solche Ab-
schließung nur zu leicht die Fühlung mit derselben, d. h. mit dem
Nährboden, der sie groß gemacht, und den sie so wenig entbehren
können, als die Blume den ihrigen. Da sinkt dann der schöpferische
Meister gar oft zum Virtuosen herab, der, ewig sich selber wieder-
holend, immer mehr verarmt.
s.8. Berlin. Das kgl. Kunstgewerbemuseum übt den
schönen Brauch, die Arbeiten seiner ehemaligen Schüler in ge-
legentlichen Ausstellungen vorzuführen. Mehr als die eigent-
lichen alljährlichen Schülerausstellungen gewähren diese die
Möglichkeit, die Wirksamkeit der Schule des Kunstgewerbemuseums
zu verfolgen. Diesmal sind im Lichthof die Reisestudien des
Dekorationsmalers R. Hendorf ausgestellt, die während eines
Aufenthaltes in Italien und Tunis entstanden sind. Es sind
durchweg Aquarelle, in der gesunden Technik ausgeführt, die wir
bei allen, die der Schule des Kunstgewerbemuseums nahestehen,
jetzt schon zu finden gewohnt sind. Dem besonderen Fach, dem
Hendorf seine Thätigkeit widmet, entsprechend, sind die eigentlichen
zu Tage als in den Gemälden. Gentz teilt mit manchem seiner
malenden Zeitgenossen das Schicksal, daß er in seinen Studien
größer ist als in den fertigen Bildern. — Die Arbeiten des
am 1l. Juli 1880 gestorbenen Karl Steffeck zeigt uns die
dritte Ausstellung. Steffeck hat sein hübsches Talent meist in
Darstellungen aus dem Tierleben verwertet, in denen sich eine
fleißige Beobachtung und intime Kenntnis der Tierwelt aus-
spricht. In den interessierten Sporlkreisen erfreuten sich seine
Pferde- und Hundebilder großer Beliebtheit. Bei manchem dieser
Bilder ist ihm das schwierige Problem, das individuelle Tier-
porträt künstlerisch zu vertiefen, geglückt. Figurenreichere Dar-
stellungen sind dem schnellschafsenden und sich selbst leicht ge-
nügenden Meister seltener gelungen. — Die Berliner Privaten
Ausstellungen machten uns mit einem Teil der aus die Wander-
schaft geschickten Bilder der letzten Münchener Ausstellung be-
kannt, über die bei dieser Gelegenheit schon in dieser Zeitschrift
berichtet worden ist. Karl Marrs „Flagellanten" (Verein
Berliner Künstler) fanden beim Berliner Publikum gleichen
Beifall wie in München. In Gurlitts Salon lehrten eine
Reihe Bilder das selbständige Schaffen I. Blocks kennen, dem
die Figuren des modernen Gesellschastslebens am besten zu glücken
scheinen. Neben seinem „verlorenen Sohn" konnten die andern
Bilder freilich nicht gut aufkommen. (Ausführliches über diese
Ausstellung in Heft 7.) In denselben Räumen war sodann
eine Anzahl französischer Bilder während einiger Wochen zu
einer kleinen Ausstellung vereinigt. Fritz Gur litt hat das
große Verdienst, dem Berliner Publikum gelegentlich französische
Maler vorzuführen, die man hier sonst nicht kennen lernen
kann, denn den öffentlichen Berliner Ausstellungen bleiben die
Franzosen leider immer noch fern. Die zufällig znsammen-
gebrachten wenigen Bilder gestatten natürlich nicht eine Aus-
stellung von einheitlichem Charakter zu geben. Wir wollen aber
das Gebotene dankbar und, wenn wir ehrlich sind, auch mit
dem Geständnis betrachten, daß wir immer noch von der fran-
zösischen Kunst lernen können. Tenn zwei Eigenschaften hat
jeder französische Künstler vor den meisten seiner deutschen Kol-
legen voraus: erstens malt der Franzose ein Bild, damit es
schlechtweg gefällt und womöglich gekauft wird, nicht aber um
ein Prinzip zu vertreten oder um eine Idee auszudrückcn, und
zweitens ist jeder französische Maler von der Wahrheit seines
künstlerischen Glaubensbekenntnisses völlig durchdrungen, oft
sogar bis zur intoleranten Härte gegen die Andersgläubigen.
Er wird sich nie zu einem schwächlichen Kompromiß verleiten
lassen, und er steht stets mit beiden Füßen in seiner Zeit, die
er ganz versteht. Meis sanier, der die wenigsten national-
französischen Eigenschaften hat, findet sich in zwei zweifellos
echten Bildern aus der Gurlilrschen Ausstellung vor, während
sich über die Echtheit eines vor kurzem ebenda ausgestellten
Meissonier ein Streit in der Berliner Tagespresse abgespielt
hat. Die beiden Bildchen sind in dem bekannten kleinen Format.
Das eine, mit dem vollen Namen und der Jahreszahl 1880 be-
zeichnet?, stellt einen schnurrbartdrehenden Offizier im Lederkoller
dar, das andre, nur mit bl. bezeichnet?, einen Besuch in einem
Atelier. Das Kostüm ist, wie meist bei Meissonier, das des 17. Jahr-
hunderts. Die zu Tode gehetzten Vergleichungen mit den alten
holländischen Feinmalern fallen natürlich jedem „vor diesen
Bildern ein, es ist aber doch nur eine äußerliche Übereinstim-
mung. Denn Meissonier schildert uns das 17. Jahrhundert
mit dem Auge und dem Geist des modernen Franzosen. Da-
gegen ist Ribot ein Meister, der sich mit der Nachahmung
seines älteren Vorbildes begnügt und in ihr aufgeht. Er hat
sich die spanische Schule, vor allem Ribera, zum Muster ge-
nommen. Bon den ausgestellten Bildern lehrt ihn vor allem
eine alte Frau mit Brille kennen. Von den bekannteren Land-
schaftern der französischen Schule ist Corot mit artigen, glatten
und poetischen Skizzen, Troyon mit einigen charakteristischen
Werken, Daubigny mit der Skizze eines Sonnenunterganges
und einer feingetönten Landschaft mit einem Teich mit Wasser-
rosen gut vertreten. I. F. Millets gesunden Realismus lehren
die ausgestellten Pastellbilder cleparl cles bironclelles- und
der Esel, der vor einer Mühle beladen wird, doch nur unvoll-
kommen kennen. Ganz vortrefflich ist das Bild von Detail le,
Napoleon in Ägypten, eines der wenigen Bilder Detailles, die
man als Deutscher ohne beleidigtes patriotisches Gefühl be-
wundern kann. Die Ausstellung von Bildern und Studien
von Karl Gustav Hel lqvi st bei Schulte Unter den Linden
ist mittlerweile auch zu' einer Gedächtnisausstellung geworden,
da Hellqvist einem unheilbaren Nervenleiden erlegen ist. Hell-
gvists große koloristische Begabung ließen die wenigen ausge-
N2
stellten Bilder erkennen, die besten, die sich in festem Besitz be-
finden, waren noch nicht einmal darunter. Den strebsamen,
sich nie genügenden Künstler lehrten aber die Studien und
Skizzen besser kennen. Die Gründlichkeit, mit der er seine Bilder
vorbereitete, ist erstaunlich. Wir verstehen, daß der schon durch
die Entbehrungen einer harten Jugend geschwächte Körper diesen
Anstrengungen erliegen mußte. Än Anerkennung hat es Hell-
qvist weder in seinem schwedischen Baterlande, noch in seiner
zweiten Heimat, Deutschland, je gefehlt. Trotz manches fremden
Zuges gehört er doch unsrer Kunst an, und wir dürfen stolz
auf ihn sein. An neuerdings entstandenen Werken haben uns
die letzten Wochen wenig gebracht. Ein Bild von Knaus,
„Eine Landpartie", im Verein Berliner Künstler ausgestellt, will
in Vergleichung mit andern, namentlich Litern Bildern desselben
Künstlers weniger gefallen. Hier sind jetzt auch sieben große
dekorative Stücke ausgestellt, die Henriette Mankiewicz in
einer eigentümlichen, den Japanern entlehnten Technik ausgeführt.
Auf großen Seidenpanneaux sind durch Verbindung von Stickerei
und Malerei Landschaftsbilder hergestellt worden. Als Haus-
kiinst mögen diese Erzeugnisse hingehen, begegnet man ihnen
aber in einer öffentlichen Kunstausstellung, so wird man zu einem
andern Urteil gezwungen. Denn die Urheberin scheint ihre
Arbeiten für ernsthafte Kunstwerke zu Hallen. Das sind sie aber
nicht. In so verschmitzten Techniken soll nur der arbeiten, der
sie völlig beherrscht. Ein glänzendes Beispiel dieser Technik ist
mir zufällig in der Erinnerung, ein japanischer Wandschirm, der
vor einigen Jahren bei Pächter und Wagner in Berlin zu sehen
war. Hier war eine wunderbare, duftige Mondscheinlandschaft
— gestickt. Daß eine ähnliche technische Sicherheit auch deutschen
Händen zu erreichen möglich ist, können die trefflichen Arbeiten
der Frau Schiffmann in München zeigen.
ü. ?t. München (21. Dez. 1890). Endlich ist der Umbau
unsres Kunstvereins vollendet und heute dem Publikum eröffnet
worden. Nicht weniger als 300 Bilder, Skulpturen rc. füllten
die großartigen Räume, welche jetzt einen ebenso wohlthuenden
als imponierenden Eindruck machen. Zu ebener Erde finden sich
rechts und links vom Vestibül zwei Säle, die dermalen mit Skulp-
turen dicht gefüllt sind, unter denen sich manches Interessante be-
findet. Eine breite, sehr bequeme Marmortreppe führt dann
direkt in einen den Mittelpunkt des Ganzen bildenden, prächtig
hohen und mit Oberlicht vortrefflich beleuchteten Saal, der Raum
genug auch für die größten Bilder bietet, während ihn jetzt etwa
fünfzig kleinere füllen. Von ihm aus gelangt mau in zwei
kleinere Säle links, die beide hohes Seitenlicht haben, während
rechts wiederum ein Saal mit Seitenlicht besonders für Aquarelle,
Handzeichnungen und Kupferstiche bestimmt scheint. Dem Raum-
mangel ist also jedenfalls gründlich abgeholsen, und daß das
ganze Gebäude gleichmäßig geheizt ist, das kann die Behaglichkeit
dieses Kunstpalastes nur vermehren, der allen billigen Anforde-
rungen an Würde, Weiträumigkeit und gute Beleuchtung sicherlich
entspricht. Möchten sich jetzt nur auch unsre besten Meister ent-
schließen, denselben wiederuni mit Werken zu zieren, welche dieser
Räume würdig sind, denn sich aus die schlechte Umgebung hinaus-
zureden, in die man da gerate, geht hier in diesem Gebäude,
das München eine neue Zierde verleiht, offenbar nicht mehr.
Man kann das von denen, die ihren Ruhm fast sämtlich hier be-
gründet haben, schon als eine Schuld der Pietät verlangen. Nur
zu häufig glauben bekanntlich große Künstler des beständigen
Verkehrs mit der Nation entbehren zu können, die sie hervor-
gebracht, und sich stolz abschließen zu dürfen. Das ist aber für
beide Teile gleich nachteilig. Denn wenn die großen Künstler
ihre Nation unstreitig erziehen, so verlieren sie durch solche Ab-
schließung nur zu leicht die Fühlung mit derselben, d. h. mit dem
Nährboden, der sie groß gemacht, und den sie so wenig entbehren
können, als die Blume den ihrigen. Da sinkt dann der schöpferische
Meister gar oft zum Virtuosen herab, der, ewig sich selber wieder-
holend, immer mehr verarmt.
s.8. Berlin. Das kgl. Kunstgewerbemuseum übt den
schönen Brauch, die Arbeiten seiner ehemaligen Schüler in ge-
legentlichen Ausstellungen vorzuführen. Mehr als die eigent-
lichen alljährlichen Schülerausstellungen gewähren diese die
Möglichkeit, die Wirksamkeit der Schule des Kunstgewerbemuseums
zu verfolgen. Diesmal sind im Lichthof die Reisestudien des
Dekorationsmalers R. Hendorf ausgestellt, die während eines
Aufenthaltes in Italien und Tunis entstanden sind. Es sind
durchweg Aquarelle, in der gesunden Technik ausgeführt, die wir
bei allen, die der Schule des Kunstgewerbemuseums nahestehen,
jetzt schon zu finden gewohnt sind. Dem besonderen Fach, dem
Hendorf seine Thätigkeit widmet, entsprechend, sind die eigentlichen