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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0485

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zgg Ausstellungen, Sammlungen

scheidet mit dem ersten Oktober aus seiner Stellung. In die
Leitung werden sich künftig Or. H. Pallmann und vr. H.
Weis zacker teilen.

Vermischte Nachrichten

* Dresden. Auf keinem Gebiete des Handels wird so-
viel Schwindel getrieben, wie beim Vertriebe alter Ge-
mälde. Selbst bei den vornehmsten Versteigerungen ist man
nicht sicher, daß eine moderne Schöpfung von gestern unter einem
hochstehenden Namen der Vergangenheit für schweres Geld an
den Mann gebracht wird. Zu Nutz und Frommen unsrer
Leser teilen wir eines der beliebtesten Verfahren beim Bilder-
schwindel hier mit: Wenn eine hervorragende Sammlung ver-
steigert wird, werden die Teilnehmer zuweilen durch die Mit-
teilung überrascht, daß ein Bild von einem hervorragenden
Meister, sei es Rembrandt oder Hals oder Titian u. s. w. eili-
ges ch oben werde. Das Gemälde, obgleich von den Kennern
alsbald als Fälschung erkannt, erweicht in der Versteigerung einen
hohen Preis und wird von irgend jemand mit einem hochtrabenden
Titel erstanden. Dieser Ersteher ist indes nur ein Strohmann.
Es hat sich nicht darum gehandelt, diesen zu betrügen, sondern
die Versteigerung hat nur als Taufe für das neue falsche Bild
gedient. Dieses wandert nach der Versteigerung ganz einfach
wieder in das Lager des betr. Kunsthändlers und bleibt dort
ein paar Jahre, bis sich Gelegenheit findet, es bei einer neuen
Versteigerung anzubringen. Alsdann prangt es im Versteigerungs-
katalog etwa in folgender Weise: Greiscnkopf von Reinbrandt,
bei der Versteigerung van der L. am 12. August 1891
zu D. für 20 000 Mark verkauft. Dieser Zusatz, der Köder
für die Dummen, die nur lesen aber nicht Bilder besehen können,
war der eigentliche Zweck der ersten Versteigerung. Das Bild
hat nun eine urkundliche Beglaubigung, eine Geschichte und
findet mit der Zeit seinen Käufer. Wenn nötig, wird der Schein-
verkauf noch einmal wiederholt. Dieser Schwindel wird ziemlich
ungescheut ganz öffentlich betrieben und ist strafrechtlich schwer
zu fassen. Er wird wohl auch nicht aufhören, solange es Narren
gibt, die den Wert eines Bildes nach der Zahl der Jahrhunderte
oder nach dem alten Namen beurteilen, den betrügerische Kunst-
händler und ihre Helfershelfer ihren Werken zu geben für gut
befinden. Wir geben hier unfern Lesen:, soweit sie alte Bilder
kaufen, nur den Rat, sich vor den cingeschobenen Nummern
bei Kunstversteigerungen zu hüten und auch die Hinweise auf
früher erzielte Preise nicht ohne weiteres für bare Münze zu
nehmen. Denn, wie gesagt, zuweilen handelte es sich bei solchen
früheren Versteigerungen nur um eine Art Tauffeierlichkeit. p?2)

* Dresden. Herr Oberbürgermeister vr. Stübel hat zu

seinem 25 jährigen Jubiläum als Mitglied des Rats von der
Stadt ein schönes künstlerisches Geschenk erhalten, nämlich ein
Album mit Aquarelle», darstellend Dresdner Plätze, Gebäude
und Denkmäler, die unter Stübels Amtsführung und meist auf
seine persönliche Anregung verschönt oder errichtet worden sind.
Die beteiligten Künstler sind Erwin Öhme (Stadtkrankenhaus,
Blick vom Palaisgartcn, Bürgerwiese mit Bänmers Venus,
Gasanstalt, Wasserwerk), Max Fritz (Albertbrücke und Jäger-
kaserne, Theaterplatz mit König Johann-Denkmal, Altmarkt mit
SiegeSdenkmal, Neumarkt mit Martin Luther-Denkmal), Georg
Estler (Albcrtplatz mit Brunnen), Rieck (zwei Sammelblätter).
Das prunkvolle Titelblatt mit einer allegorischen Darstellung
stammt von Erwin Öbme. -— Die Urkunde, durch welche
Oberbürgermeister vr. Stübel zum Ehrenbürger der Stadt
Dresden ernannt wurde, ist eine vornehme monumentale künst-
lerische Leistung. Sie ist durchaus plastisch in Silber ausgeführt,
gegossen und ziseliert. Die eigentliche Urkunde ist eine ovale
Tafel in mattem Silber mit der Inschrift in schwarzem Email
(nach' eigenem Verfahren des Graveurs Wastian in Dresden),
sie trägt unten das Bild Dresdens mit dem Blick auf die
Augustusbrücke, das Kgl. Schloß und die beiden Hauptkirchen.
Die Umrahmung der Schrifttafel ist im Barockstil gehalten, der
an dessen Ausgestaltung zu Dresden im 18. Jahrhundert er-
innert. Das ganze ist ein schönes Werk des Bildhauers Harald
Richter in Dresden, Professor von der Kunstgewerbeschule; der
Guß ist von Pirner und Franz daselbst. PW)

IV. O. Berlin. Der Unterricht in den mit der Akademie
der Künste verbundenen Unterrichtsinsntuten für das Winter-
semester 1891/92 beginnt am 12. Oktober d. I. Meldungen
werden schon jetzt entgegengenommen. psi)

* Ueber Denkmals-Pferde plaudert Ludwig Heues!
in einem Wiener Briefe an den „Pester Lloyd" gelegentlich einer

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwartz -

rc. — vermischte Nachrichten

Erörterung über das Maria-Theresia-Denkmal und seine be-
rittenen Nebenfiguren u. a.: Viel besprochen werden noch die
Pferde des Denkmals; das kommt von jenem nimmer ruhenden
Sportgeist, der schon im Paradiese existiert haben muß, sonst
wäre es ja nicht zu erklären, warum der liebe Gott den Menschen
erst geschaffen, nachdem das Reitpferd für ihn schon bereit stand.
Wien hatte bisher verhältnismäßig wenig monumentale Pferde
und das beste ist immer noch das des Erzherzogs Karl, Dank
der Schönheit seines Muskelspiels, obgleich es für ein Monument
eigentlich etwas zu lebhaft ist. Nur wenige wissen es, daß da-
bei Fernkorn Hähnels Hilfe stark in Anspruch genommen hat.
Es ist ein Araber, wie Hähnels andere Wiener Pferde auch, das
des Schwarzenberg-Denkmals und die Pegasusse des Opernhauses.
Das Riesentier der Prinzen Engen ist ein Andalusier und ver-
dankt viel einem Prachtexemplar des ZirkuS Renz. Andalusier
(aus dem Lippizauer Gestüt) sind auch Zumbuschs Rosse, dieselbe
Rasse, welche Hamillon im vorigen Jahrhundert so meisterlich
gemalt hat und welche noch jetzt in der kaiserlichen Reitschule
hohen Gästen vorgeritten wird, in gepuderter Perrücke und Drei-
spitz, wie zur Zeit Maria Theresias, ein unverfälschter Stil der
spanischen Schule, nicht englisch, sondern ehrlich aussitzend, was
man so „Pfefferstoßen" nennt. Nur am Wiener Hofe sieht man
jetzt noch dieses interessante Schauspiel. Das moderne Reiter-
drnkmal bevorzugt freilich das arabische Blut. Die eigentliche
klassische Hauptstadt der Pferdeskulptur ist und bleibt aber doch
Petersburg, denn dort hat ein spezifisches Genie in dieser Richtung
gewirkt: der Livländer Baron Clodt. Er ist der Phidias oder
Michelangelo der Pferde, wenn nicht gar beides und hatte einen
eigenen photographischen Scharfblick für die intimste Charakteristik
derselben. Er hat Pferde in der heftigsten, angestrengtesten Be-
wegung modelliert, bei welcher Ursache und Wirkung bis in die
letzte anatomische Faser ergründet sind. Kaiser Nikolaus schenkte
ja° Friedrich Wilhelm IV. die auf der Berliner Schloßterrasse
stehenden Bronze-Abgüsse der beiden vielbewunderten Rossebändiger
auf der Anitschkoff-Brücke. Aber man braucht nicht nach Berlin
zu gehen, sondern nur in irgend ein Bildhauer- oder Tiermaler-
Atelier hineinzugncken und man wird gewiß irgend eine Pferde-
Statuette bemerken, die schon in Gott weiß wie vielen „nach der
Natur" gemalten Jagd- oder Rennbildern als eigentliches Modell
gedient hat. Das ist von Baron Clodt, der gar nicht müde
ward, seine Studien auch in kleinem Format und in beliebigem
Material in die Welt zu Wersen. Einzelne von den sechs Pferden
einer Geschiitzbespannnng, die er unter anderem modelliert hat
(er war ja ursprünglich Artillerie-Offizier), habe ich oft genug in
Winkeln solcher Ateliers verstaubt und zerbrochen gesehen: im
Notfall wurden sie doch immer wieder hervorgeholt, um als
„Natur" zu dienen. PI

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Aedaktionsschkuß SS. August — Ausgabe 5. September

Inhalt -es vierundzwanzigsten Leites: Deal: Friedrich Pecht.
Die Münchener Jahres-Ausstellung von 1891 (V-) — B.-D. Künstlerisches
von der internationalen elektrotechnischen Ausstellung zu Frankfurt a. M. —
H. Helserich. Etwas über Radierungen — Kunst- und Ateliernotizen —
Wlderbeilageu: Axel Helsted. Eine Vorlesung — Otto Seitz. Der
erste Kuß — S. Viniegra y Lasso. Schließung eines Ehekontrakte-
in Spanien um das Jahr 1800 — Adolf Echtler. Eine Rose.

Druck der Bruckmannschen Buchdruckerei in München
 
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