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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Szana, Thomas von: Georg Zala und das Denkmal der Araber Märtyrer
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0174

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VI. Jahrgang, tzeft 9

i. Februar 1891

—r-» tzerau^gegebcn von Friedrich P>echt

„Die Kunst sür Alle" erscheint in halbmonatlichen Hesten von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bildcrbeilagen in Umschlag geh. Abonneinentspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3517, bahr. Verzeichnis Nr. 406, k. u. k. östr. Zeitungsliste Nr. 1SS3) 3 Mark SO Ps. sür das Vierteljahr

lk Hefte); das einzelne Hest 75 Pf.

Georg Lala und daF Denkmal der Araber Marturec

Von Thomas v. Szana

Ungarn hatte mit seinen Denkmälern bisher wenig Glück. Entweder
Vr die politischen oder die Kunstverhältnisse verhinderten immer,
daß die nationale Pietät in entsprechender Weise ihre Huldigung
den hervorragenden Gestalten der Geschichte bezeuge. Um nur einige
Beispiele zu erwähnen, hat der legendenhafte Held der ungarischen
Freiheitskämpfe, Franz Räkäczy II-, bis heute kein Monument, denn
wenn auch die Verkündigung seines Ruhmes nicht eben verboten war,
so haben es doch die politischen Konstellationen durch längere Zeit
nicht Tätlich erscheinen lassen. In der Epoche der nationalen Auf-
wallung, im Anfänge der vierziger Jahre, war die Rede davon,
Mathias Corvinus, diesem wirklich ungarischen Könige, ein monu-
mentales Denkmal zu errichten. Ties schöne Vorhaben blieb unaus-
geführt, weil, obwohl die Zeiten günstig waren, die zweite Bedingung
der Tenkmalerrichtung, ein zur Lösung der Aufgabe geeigneter
Künstler, fehlte. Das traurige Geschick des Mathias-Denkmals von
Stephan Ferenczy lastete sodann fatalistisch auch aus den übrigen
Schöpfungen. Als wollte auch die Zeit dem Grafen Stephan
Szechenyi Recht geben, der in einem seiner düsteren Augenblicke die
bildhauerische Fähigkeit der ungarischen Race in Zweifel zog, kamen
bei uns in den letzten Dezennien der Reihe nach immer neuere Denk-
mäler zum Vorschein, ohne daß auch nur eines derselben jenes
Niveau erreicht hätte, auf welchem eine im strengeren Sinne des
Wortes genommene künstlerische Schöpfung stehen muß. Das Monu-
ment unsres großen Szschsnyi mit den ausgehungerten mythologischen
Gestalten des Sockels kann höchstens unser Mitleid erregen; bei
dem Monumente des Baron Joseph Eötvös suchen wir vergebens
den melancholischen, sentimentalen Dichter und den sür hohe Ideale
kämpfenden Staatsmann; die unruhige Stellung des Petösi-Denkmals ist selbst dem Laien auffällig; das Deük-
Monnment, an dessen Gelingen anfangs so viele schöne Hoffnungen geknüpft waren, ist ein unförmlicher
Koloß, weil sein Schöpfer nicht über die Gabe verfügte, in großen Dimensionen arbeiten zu können.

Unsre monumentalen Denkmäler, dienen bis heute nur dazu, uns an unsre große Armut in Kunst-
denkmälern zu erinnern. Das verhältnismäßig beste ungarische Monument verherrlicht den General Bem, einen
der Helden der großen Zeiten von 1848, jedoch steht es nicht im Herzen des Landes, in der Hauptstadt,
sondern in dem entlegenen Maros-V-ffürhely.

Es ist ein eigentümliches Spiel des Zufalls, daß das zweite Erinnerungszeichen des ungarischen
Freiheitskampfes und gleichzeitig die beste Schöpfung der ungarischen monumentalen Skulptur ebenfalls in der

Die Kunst für Alle VI. ^7


Georg Zala
 
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