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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Pecht, Friedrich: Die Münchener Jahres-Ausstellung von 1891, [5]
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Künstlerisches von der internationalen elektrotechnischen Ausstellung zu Frankfurt a. M.
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0477

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37H Die Münchener Iahres-Aiisstcllung ^8gz. Oc>n Fr. Hecht — künstlerisches von der intern, elcktrotechn. Ausstellung rc.

und Hans Meyer in Berlin den „Krieg" nach Geselschaps Freske. Schultheiß bringt in einem hübschen
Blatt das „Friedensgeläute" nach dem Bilde seines Sohnes, und Lopienski eine gute Radierung nach
Pochwalsky, wie Dake in Amsterdam eine Beethovens und Jahnke eine solche nach einem Fuchsbilde Geblers.
Von den Holzschnitten wäre ein Blatt von Kresse-München nach Rob. Reinicke zu erwähnen, nach dem auch
Strobel in München gute Nachbildungen gegeben. Im ganzen ist aber doch die Rührigkeit auf diesem Felde
viel geringer als früher, da Kupferstich und Holzschnitt immer noch gleich sehr unter der Konkurrenz der
Photogravure und Autotypie zu leiden haben. —

Mnstlcrischcs von der internationalen elektrotechnischen Au^stellunrl

zu Frankfurt a. M.

Von B -D.

/Ai^in Hauptanziehungspunkt ist für den Besucher dieser

Ausstellung auch das daselbst errichtete Panorama,
die Einfahrt eines nordd. Lloyd-Dampfers in den Hafen
von New-Jork darstellend. Gemalt ist dasselbe von
Hans Petersen-München unter Mitwirkung der Maler
Bock, Hellgrewe und Rene Reinicke. — Nachdem
der Beschauer den Vorraum durchschritten, befindet er
sich in prunkvoll, im Stile des Rokoko ansgestattcten
Schiffsräumen, die denen des Dampfers „Lahn" genau
nachgebildet sind, und die Prof. Eugen Klimsch mit
entzückend schönen Füllungen, Putten und Kostümscenen
darstellend, geschmückt hat — alle diese unteren Räume
selbstredend elektrisch erleuchtet. Steigen wir eine Treppe
hinauf, so befinden wir uns auf dem Promenaden-Tcck
des Schiffes, ringsum von Wasser umgeben, inmitten
der von unzähligen Schiffen der verschiedensten Art be-
lebten Bay von New-Jork. Über das glitzernde Kiel-
wasser hinweg sieht man weit bis in die offene See
hinaus, weiter links fällt unser Blick auf die riesengroße
Freiheitsstatne, die mitten in der Bay auf „Badloes island"
himmelwärts ragt. Ein französischer Paffagierdampfer
begegnet uns und senkt die Trikolore zum Gruße, was
der Steuermann am Hecke unsres Schiffes, eine plastische
Figur von verblüffender Wahrheit, durch Senken der
deutschen Flagge erwidert. Amerikanische Küstenfischer,
Segclfahrzenge, lavieren vor dem Winde, um ans dem
Fahrwasser zweier ankommender Dampfer, einem schwarzen
deutschen Lloydschiffe und einem weißen amerikanischen
Hafendampfer, zu kommen. Jersey City, Hoboken, das
Häusermeer von New-Jork mit seinen Türmen und
riesenhaften Geschäftsbauten, die ungeheure Brücke über
den Eastriver nach Brooklyn, die alten Befestigungs-
werke Governors island steigen vor unfern Blicken auf.
Mit außerordentlichem Geschick hat sich der Schöpfer des
mächtigen Werkes, Hans Petersen, seiner ebenso schwierigen,
wie interessanten und dankbaren Aufgabe entledigt, Wasser
und Luft, die feuchte und rauchige Atmosphäre ist mit
besonderer Virtuosität gemalt und von wunderbarer
Naturwahrheit, die noch durch die geschickte Anordnung
des Podiums, des plastischen Vordergrundes, sowie die
Beleuchtung des Ganzen (Tageslicht) erhöht wird.

Auch eine Kunstausstellung bei elektrischem Licht
ist da! Hatte ich nun meine Erwartungen nicht hoch
gespannt und eigentlich einige mehr oder weniger zweifel-
hafte Sensationsbilder mit elektrischen Beleuchtungskunst-
stücken erwartet, so wurde ich gleich beim Betreten des
ersten Saales (es sind deren drei) eines besseren belehrt,

wir haben es hier mit einer „Ausstellung moderner
Bilder aus Frankfurter Privatbesitz" zu thun. Der
Katalog, 260 Nummern umfassend, meldet uns gewissen-
haft jedes Werkes glücklichen Eigentümer. Es wird
gewiß unsre Leser interessieren den Geschmack der Frank-
furter Kunstliebhaber kennen zu lernen —- und der ist
fürwahr kein schlechter! Der reiche Frankfurter kauft, was
gut und teuer, was einen Namen hat, er vergißt auch
dabei das Ausland nicht, und scheint insbesondere für
Frankreich eine große Vorliebe zu haben. Um zunächst
die Ausländer zu erledigen, nennen wir von Franzosen:
E. de Beaumont, Benouville, Rosa Bonheur, Chaplin,
Benjamin Constant (eine wunderschön gemalte Harems-
szene), Corot, Courbet, Alex. Calame, Daubigny (3 un-
gemein charakteristische Landschaften), Diaz, de Dreux,
Gericault, Giron, Augilbert Goebel, Jsabey, Meissonier
(Cavalier 1865), de Neuville, Plassan, Rousseau, Troyon,
Ziem; von Holländern und sonstigen Ausländern: Jong-
kind, Koekkoek, Leys, van Muyden, de Penne, Schelf-
hont, Berboeckhoven, Willems, Brozik, Tito Conti, Cor-
rodi, Jnduno, Jimenez, Leighton, Massani, Tiedemann u. a.
Nun zu unfern Deutschen, bei denen wir den Frank-
furtern selbst den Vortritt lassen, umsomehr als sie
respektabel genug auftreten, wenn auch etwas altertüm-
lich. Von älteren ist Veit und Steinle, letzter sehr schön
durch einen Wolfram von Eschenbach und Dante, Beatrice
und ihrer Familie seine Dichtung vorlesend, vertreten,
dann Jacob und Peter Becker, W. A. Beer mit seinen
russischen Szenen, Leopold Bode, Anton Burger mit
köstlichen Sachen, Peter Burnitz, Dielmann, Donner-
v. Richter, Hasselhorst, Hendschel, Hoeffler, Eugen Klimsch
mit vier vortrefflichen Bildern, von denen besonders eine
reizend durchgeführte Porträtgruppe und eine köstliche
Miniatur, Schachpartie, erwähnt seien, Reiffenstein,
Rumpf, Schreyer mit fünf virtuosen arabischen und
wallachischen Szenen, Norbert Schrödl und Hans Thoma
mit einer brillanten Mondnacht auf dem Main.
Münchens Kunst führt gewaltige Namen ins Treffen:
Carl v. Piloty („Verfolgte Germanin"), Defregger mit
drei älteren, seiner koloristisch besten Zeit entstammenden
Köpfen, bezw. Halbfiguren, Kurzbauer, Franz Adam,
Grützner, Lossow, Gysis, Hugo Kaufmann, Ernst Zimmer-
mann (ein großartiges Herrenporträt, sowie reizende
Genresachen), Löfftz („Gemüsegarten"), Gabriel Max
(„Die Betende", zwei weibliche Köpfe), Claus Meyer
(„Der Leser" und „In der Bibliothek"), Toby Rosen-
thal („Heimkehr nach erster Fahrt"), Josef Brandt,
 
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