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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Pecht, Friedrich: Paul Chumann
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0371

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VI. Jahrgang. Veft 19

i. Mli 1891

jtzeran^gegeben von Friedrich Pechr

„Tie Kunst sür Alle" erscheint in halbmonatlichen Hesten von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. AbonnementsPreiS im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3517, bayr. Verzeichnis Sir. 406, k. u. k. östr. Zeitungsliste Nr. 1593) 3 Mark 6« Ps. sür das Vierteljahr

(6 Hefte)das einzelne Hest 75 Ps.

Paul Ahumanii

Vom Herausgeber


^eit dreißig Jahren erfreut sich Paul Thumann erst als Illustrator,
dann als Historienmaler einer immer steigenden Beliebtheit. Ja
sogar bei der Nation noch weit mehr, als bei den Künstlern. Dergleichen
wird aber 'niemandem ohne ein echtes Verdienst, besonders aber nicht
ohne die gesundeste Schaffenskraft zu teil. Bei Thumann vollends
liegen die Eigenschaften, welche ihm die schon so lange dauernde Gunst
des deutschen Volkes erhielten, auf der Hand. Sie bestehen in einem
kerngesunden Gestaltungsvermögen, unvergleichlicher Frische und vor
allem in einer ihm ganz eigentümlichen Verbindung von Natürlich-
keit und Anmut. Ihnen gesellt er aber den weiteren großen Vorzug
einer starken heimatlichen Färbung seiner Werke, denen man die nord-
deutsche Herkunft ebenso genau ansieht, als die Zeit ihrer Entstehung
in der zweiten Hälfte unsres Jahrhunderts. Darin gerade liegt das
Geheimnis des Erfolges seiner Göttinnen wie Bauernmädchen; sie muten
uns alle nicht weniger vertraut und verständlich an, als seine Re-
formatoren oder thüringischen Ritter; denn in allen pulsiert echt deutsches
Blut, sie zeigen einen so nationalen und modernen Zug, wie wenige
neben ihnen, wenn seine Reiter auch, entsprechend dem eigenen Naturell,
durchweg zur leichten Kavallerie gehören.

Doch sehen wir zu, wie sich das entwickelt haben mag! Denn
muß man, um einen Künstler recht zu verstehen, notwendig erst sein
Leben kennen, so gilt das von einer bei aller Empfänglichkeit doch
wieder so selbständigen Natur, wie der unsres Meisters, erst recht, da
er in seinen Werken gewöhnlich sogar den Ort wiederspiegelt, wo sic
entstunden, und deswegen doch immer er selber bleibt.

Paul Thumann ist am ö. Oktober 1834 als der Sohn eines in seiner Art hochgebildeten und begabten
Dorfschullehrers in Tzschaksdorf in der Lausitz geboren. Seine Begabung zum Maler war so ausgesprochen,
daß er von allem Anfang an nie etwas anders werden wollte und gleich von seinem künstlerisch auch sehr
begabten Vater den ersten Zeichenunterricht erhielt. Als dieser schon 1839 als Kantor und Organist nach
dem Städtchen Pförten kam, empfing unser Paul dann neue Anregung durch die Arbeiten des dort als Schloß-
verwalter des Grafen Brühl gestorbenen Malers Lindener. Vom zehnten Jahre an durch den Rektor Schneider
in den Gymnasialfächern unterrichtet, lernte er bei ihm auch zuerst die Werke Ludwig Richters kennen, die ihn
förmlich elektrisierten. Da der Vater aber nicht die Mittel hatte, den Sohn an eine Kunstschule zu schicken,
so mußte er im fünfzehnten Lebensjahre zur Erlangung einer gesicherten Lebensstellung als Lehrling in das
berühmte kartographische Institut von Karl Flemming in Glogan eintreten und sich dort zum Lithographen
und Topographen ausbilden, worin er durch den Geographen Handtke sehr gefördert ward. Durch das Land-
leben mit einer guten Gesundheit und unermüdlichen Arbeitskraft ausgerüstet, gelang es ihm nun, Tag und

Die Kunst für Alle VI.

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