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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 6.1890-1891

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Über Berliner Damenmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.10736#0074

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VI. MhrgÄNff. tzeft 4

iA. Movember 189O

>- tzerau^gegieben von Friedrich Pecht

„Tie Kunst sür Alle" erscheint in halbmonatlichen Seiten von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnementsvreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reich-Zpostverzeichuis Nr. 3429, bahr. Verzeichnis M. 403, I. u. k. östr. Zcitungslistc Nr. 1514) 3 Mark «l> Ps. sür das Vierteljahr

!L Hefte) ^ das einzelne Heft 75 Pf.

Über Berliner Däineiimalcrei

Von D. M.



»ie große Anzahl von Werken, mit denen
Damen unsre diesjährige Berliner Kunst-
ausstellung beschickt haben, liefert von neuem den
Beweis, welch breiten Raum in unsrer modernen
Entwicklung die Malerei unter den Frauen ge-
wonnen hat.

Vormals grassierte unter der Damenwelt
Berlins der Mnsikteufel, heut schwingt der Mal-
teufel das Szepter. Derselbe zeichnet sich vor
ersterem vorteilhaft durch Geräuschlosigkeit aus,
nur in seinen! letzten, schwersten Stadium, als
Ölmalteufel, drängt er sich der Mitwelt störend
durch seine Terpentindüfte auf.

Unter den mit Pinsel und Palette um den
Lorbeer ringenden Streiterinnen kann man drei
Gruppen unterscheiden: die Malerinnen aus
Berns —- die Malerinnen ohne Beruf — die
Malerinnen aus verfehltem Beruf. Die zweite
Gruppe stellt in den sogenannten Damenateliers
das Hanptkontingent. Sie zeichnet sich vorteilhaft
vor den beiden andern Gruppen durch Jugend,
Schönheit und moderne Toiletten aus. Womit
auch wollte das der Schule entwachsene junge
Mädchen seine Zeit besser ausfüllen, als indem
es mit einigen gleichgesinnten Freundinnen die
Vormittage im Atelier irgend eines berühmten
Meisters verplaudert, unter dem Vorwände, ihr
— plötzlich von der Familie entdecktes — Talent
zu kultivieren! Vormittags trifft man im Atelier
die Verabredung zur Ronsseaninsel oder empfiehlt
sich die neueste Schneiderin; abends erzählt man
seinem Tischnachbar: „daß man auch bei Gussow
malt." Manch lieoevoller und nachsichtiger Lehrer legt auch dann und wann helfend die Hand an das Werk
der Schönen. So prangt dann die neueste Landschaft des Töchterchens im Bronzerahmen auf dem Geburtstags-
tisch des Herrn Kommerzienrats.

- Bescheidenere Naturen aus dieser Gruppe begnügen sich damit, wie Stindes „Fräulein Buchholz", die
„Kunst fürs Häusliche" zu üben; sie bemalen und bepinseln jedes ihren Händen erreichbare Gerät und Möbel,

Die Kunst für Alle VI 7

Die beiden Freunde, von D. Lerelmann
 
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