IZ. Oktober 1890
VI. Jahrgang, tzefx 2
—tzerau^gegebcn von Friedrich Verht -4—
„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnemcntspreiz im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostvcrzeichnis Nr. 342S, bahr. Verzeichnis Sir. 403, I. u. k. östr. ZeitnngSliste Nr. 1544) 3 Mark La Pf. für das Vierteljahr
(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.
Von drn Münchener „Fliegenden Blättern"*)
Die Begründer mrd der jehkige Redakteur der „Fliegenden Blätter"
67tMs im Jahre 1844 geräuschlos, ohne jede
Ankündigung die erste Nummer der
„Fliegenden Blätter" von Braun
Schneider in München mit dem unsterb-
lichen „Mehemet Ali, der der Welt entsagt,
sich aber eines besseren besinnt und wieder
umkehrt" erschien, wer mochte wohl ahnen,
daß noch nahezu ein halbes Jahrhundert
später dieselben Blätter der vollsten Blüte
sich erfreuen und über die ganze Welt in einer
Auflage verbreitet sein würden, welche kein
andres humoristisches Blatt in Deutschland
auch nur annähernd erreicht hat. Und doch,
wenn man die neueste Nummer der „Flie-
genden Blätter" mit der ersten vergleicht,
findet man bei allem Fortschritte in Druck,
Papier, künstlerischer Ausstattung und Reich-
haltigkeit des Inhalts den Grundcharakter
des Blattes unverändert und man kann
sagen, die „Fliegenden" haben nicht nur ihren
alten anspruchslosen Kopf — die bekannte
Titelvignette mit dem Seifenblasen machenden
Narren, dem Minnesänger mit der Harfe,
den beiden schwärmerischen Ritterfräuleins
und den zwei Gnomen — beibehalten, sie
haben auch ihr Wesen unverfälscht alle die
Jahre her bewahrt, trotz aller Einflüsse der
Zeit und ihrer Anschauungen. Es ist der-
selbe, über den Strömungen des Tages
stehende, harmlose, herzerquickende Humor,
derselbe ideale Zug, dieselbe glückliche Mischung
von Poesie und Witz in Text und Illustration,
welche die „Fliegenden Blätter" vor allen
andern ähnlichen Zeitschriften auszeichnen
und sie zu Lieblingen des deutschen Volkes
gemacht haben.
Trotz dieser über der Tagesmeinung
stehenden, objektiven und idealen Haltung,
sind sie der getreueste Spiegel der Gegen-
wart und zwar in dem Grade, daß ein
*) Der reiche Jllustrationsschmuck dieses Heftes eutstammt den „Fliegenden Blättern". Auch an dieser Stelle danken wir
den Herren Braun L Schneider für ihr freundliches Entgegenkommen.
Die Aunst für Alle VI
3
VI. Jahrgang, tzefx 2
—tzerau^gegebcn von Friedrich Verht -4—
„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geh. Abonnemcntspreiz im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostvcrzeichnis Nr. 342S, bahr. Verzeichnis Sir. 403, I. u. k. östr. ZeitnngSliste Nr. 1544) 3 Mark La Pf. für das Vierteljahr
(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.
Von drn Münchener „Fliegenden Blättern"*)
Die Begründer mrd der jehkige Redakteur der „Fliegenden Blätter"
67tMs im Jahre 1844 geräuschlos, ohne jede
Ankündigung die erste Nummer der
„Fliegenden Blätter" von Braun
Schneider in München mit dem unsterb-
lichen „Mehemet Ali, der der Welt entsagt,
sich aber eines besseren besinnt und wieder
umkehrt" erschien, wer mochte wohl ahnen,
daß noch nahezu ein halbes Jahrhundert
später dieselben Blätter der vollsten Blüte
sich erfreuen und über die ganze Welt in einer
Auflage verbreitet sein würden, welche kein
andres humoristisches Blatt in Deutschland
auch nur annähernd erreicht hat. Und doch,
wenn man die neueste Nummer der „Flie-
genden Blätter" mit der ersten vergleicht,
findet man bei allem Fortschritte in Druck,
Papier, künstlerischer Ausstattung und Reich-
haltigkeit des Inhalts den Grundcharakter
des Blattes unverändert und man kann
sagen, die „Fliegenden" haben nicht nur ihren
alten anspruchslosen Kopf — die bekannte
Titelvignette mit dem Seifenblasen machenden
Narren, dem Minnesänger mit der Harfe,
den beiden schwärmerischen Ritterfräuleins
und den zwei Gnomen — beibehalten, sie
haben auch ihr Wesen unverfälscht alle die
Jahre her bewahrt, trotz aller Einflüsse der
Zeit und ihrer Anschauungen. Es ist der-
selbe, über den Strömungen des Tages
stehende, harmlose, herzerquickende Humor,
derselbe ideale Zug, dieselbe glückliche Mischung
von Poesie und Witz in Text und Illustration,
welche die „Fliegenden Blätter" vor allen
andern ähnlichen Zeitschriften auszeichnen
und sie zu Lieblingen des deutschen Volkes
gemacht haben.
Trotz dieser über der Tagesmeinung
stehenden, objektiven und idealen Haltung,
sind sie der getreueste Spiegel der Gegen-
wart und zwar in dem Grade, daß ein
*) Der reiche Jllustrationsschmuck dieses Heftes eutstammt den „Fliegenden Blättern". Auch an dieser Stelle danken wir
den Herren Braun L Schneider für ihr freundliches Entgegenkommen.
Die Aunst für Alle VI
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