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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Vom Kunstmarkt - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
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Schulze, Otto: Der Dekor der Gebrauchsgeschirre
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0066
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vom Knnstmarkt — Die Kunst im Hause

außergewöhnlichem Werte für den Sammler wie für den Kunst-
freund und besonders für Bibliotheken. Denn er enthält in
seltener Vollständigkeit alles Bedeutende aus dem Gebiete der
Geschichte der Baukunst, Baudenkmale von den Griechen, Römern
und Persern bis zu den Neuschöpfungen Amerikas, kirchliche Archi-
tektur (Sammelwerke, Monographien von Kirchen und Klöstern),
Prosanbauten, Innendekoration, Skulptur, Gartenarchitektur,
Jngenieurwissenschaften rc., darunter Bücher, Zeitschriften, die seit
langer Zeit aus dem Büchermärkte verschwunden sind. Hier
bietet sich eine günstige Gelegenheit zur Vervollständigung für
Bibliotheken. Ii48oi

— Zu der Versteigerung der Sammlung H. Th. Höch,
welche am 19. September und an den folgenden Tagen in Mllncheü
durch E. A. Fleischmanns Hoskunsthandlung in Verbindung mit
I. Th. Schall (Berlin) und H. Lempcrtz ft. (Köln) ausgesührt
wird, ist ein ganz hervorragend ausgestatteter Katalog zur Aus-
gabe gelangt, dessen Redaktion Joses Th. Schall obgelegen hat,
während die Ausführung die bekannte Firma vr. E. Albert
L Co. in München übernommen batte. Der Katalog, ein statt-
licher Band in Großquart mit 77 Illustrationen in Heliogravüre,
Lichtdruck und Autotypie ist ein Schaustück seiner Art. Er giebt
eine deutliche Vorstellung von dem Umfange dieser Privatsammlung
und läßt umsomehr bedauern, daß auch sie dem Schicksale so
vieler andern, in alle Winde verstreut zu werden, nicht hat ent-
gehen können. US87I

— München. Ludwig Rosenthals Antiquariat hat
zwei sehr interessante Kataloge soeben veröffentlicht und zwar den
einen über Ornamentik und Kunstgewerbe, den andern über eine
Auswahl seltener und kostbarer Porträts. Der Katalog über
Ornamentik und Kunstgewerbe (Preis 4 M.) weist die sehr
empfehlenswerte Neuerung auf, daß er sich nicht mit einer bloßen
Aufzählung des Vorhandenen begnügt, sondern außer näheren
Angaben über den Wert und die Bedeutung der einzelnen Stücke

in sechzig Illustrationen nach den hervorragendsten Originalen
Proben aus den Schätzen seines Lagers bringt. Der Katalog ist
von vorzüglicher typographischer Ausstattung. Für Sammler,
Künstler und Gewerbetreibende sind beide Kataloge von außer-
gewöhnlicher Bedeutung. Mves

Kunstlikkerslur und vrrvirlfälkigrnde Kunst

— „Die Liebhaberkünste", Zeitschrift für häusliche Kunst;
herausgegcbeu von Freiherrn R. von Seydlitz. (München, R.
Oldenbourg, vierteljährlich 6 Hefte 3 M.) Diese treffliche Zeit-
schrift, der wir bei ihrem ersten Erscheinen bereits ein günstiges
Prognosiikon stellten, hat die ihr cntgegengebrachten Erwartungen
glänzend erfüllt. Die bisher erschienenen 18 Hefte zeigen einen
geradezu staunenswerten Reichtum von Vorlagen mannigfachster
Ärt für die häusliche Kunstpflege, die von dem Herausgeber mit
feinstem Verständnis ausgcwählt worden sind. Ganz besonders
reizvoll ist Heft 18, das eine „Jagdnummer" genannt werden
kann. Im Stil der Dllrerschcn Holzschnitt-Technik ausgesührt,
enthält sie eine Reihe von Einladungskarten, Skizzen zu einer
Tischplatte, Jagdtaschen u. s. w., die von F. L. Weinzierl mit
großem Glück und Geschick komponiert sind. Eine Reihe größerer
Entwürfe für Tischplatten, Schrankthüren, Stühle, Truhen, Wand-
dekorationen, deren Format eine Reproduktion im Nahmen des
einzelnen Heftes nicht zuließc», ist zu einem „Möbelhcft" (Preis
3 M.) vereinigt worden. Auf zwölf großen, vortrefflich aus-
gefllhrten Vorlaocblättern enthält dieses Heft eine überraschende
Fülle von Zeichnungen für Brennstift, Stcinätzung, Jntarsie, Ma-
lerei zur Beschäftigung der kunstgeübten Hand für die Schmückung
des Heims. — Das soeben erschienene 19. Heft der „Liebhaber-
künste" enthält als willkommene Neuerung zum erstenmal eine
farbige Tafel. inisi

Schüssel, von villeroy öd Boch

Der Dekor der Gcbrauchsgeschirre

von Dtto Schulze (Aöln)

s ist eine eigentümliche Erscheinung auf
dem Gebiete kunstgewerblichen Schaffens,
daß — mit wenigen Ausnahmen — die
Keramiker von den Lehren und Hinweisen
der Ästhetiker und Stilapostel sich den
Löwenanteil geholt und bewahrt haben.
Kein Kunsthandwerk hat es., so meisterhaft
verstanden, auf den alten Überlieferungen
und Überbleibseln sich zu vollster ur-
wüchsigster Originalität zu entwickeln und
in dieser zu behaupten als die Gefäßbildnerei
und -Formerei der Töpferkunst, der Keramik
im umfassendsten Sinne des Wortes. Und

trotzdem ist sie vom großen Publikum viel-
fach am nnverstandesten geblieben, und hat
lange Zeit die kärglichste Unterstützung ge-
! funden. — Diesen Vorwurf möchte ich dem
schönen Geschlecht auf die Schultern legen, j
denn der Mann kümmert sich in den seltensten
Fällen um Tafel- und Kaffee-Service und
Küchenausstattung, das ist Sache der Frau. ^
— Ich behaupte nicht zuviel, wenn ich den
Satz ausstelle, daß das Trinkgeschirr zu allen ^
Zeiten die besten Formen — natürlich auch
die launigsten — und den zusagendsten!
Dekor aufzuweisen hatten. Der Mann schafft
' hierbei für eigenes Bedü, fnis mit merk-!
würdig feinem Verständnis. Mit wahrer
Raffiniertheit ist dabei zu Werke gegangen,
so außerordentlich vielseitig ist der Formen-
i reichtum und die Art und Weise des Genuß- ^
trinkens mit und ohne Hindernisse geworden.
Eine Geschichte der Trinkgeschirre müßte
billigerwcise auch die Geschichte des Trinkens
und der Kneipregeln vereinigen. — Was
an Geschirren für allgemeine Benutzung,
und für die Trinkschwäche unsrer Frauen
in Sonderheit geschaffen worden ist, hat sich
selten zu einer achtenswerten Höhe empor-
geschwungen: die Formen sind neben hin- i
zugetretencr llnbcholfenheit und siißlich-form-
widrigem Zierrat meistens die alten der
vielen eingerichteten und eingegangeneu
Porzellanfabriken oeblicbcn. Prunkstücke von
Sevres, Berlin, Meißen rc. bleiben hier aus
dem Spiel. — ich will hiermit direkt keinem
zu nahe treten, weil sich die Schuld auf viele
verteilt. O gewiß, es werden viele be-
greiflich finden, daß nur sehr wenige Männer
dieselbe F'ende an einer schönen Tasse,

Kanne oder Taselservice haben, wie an
ihren schlechten Bierkrügen, Gläsern und
Pfeifen. Daß ich in diesen Zeilen so zahm
bin, haben die herrlichen Steinzeugarbeiten,
teilwcis auch Stcingutgefäße und Fayencen
aus den weltberühmten Fabriken von Villeroy
L Boch vermocht, deren Grundgedanken
mancher Porzellanfabrik zu denken geben
müßten. Vor den erwähnten Steinzcug-
arbeiten habe ich immer mächtigen Respekt
gehabt — und doch muß ich fragen, wes-
halb stehen die Steingutgeschirre (im Volks-
mnndc als Halbporzellan) für die Tafel,
Kaffee- und Theetisch nicht auf gleicher Höhe,
warum sind diese Art Machwerke der eng-
lischen Fabriken von Minton und Wedgwood
in Form und Ornament edler und an-
sprechender, stilechter?! „Wir haben kein

Schüssel, von villeroy äc Boch
 
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