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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Meyerheim, Paul Friedrich: Berliner Atelier-Skizzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0070
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Berliner Atelier-Akizzen.

Paul Meverheim. ^ ^ ^

,^in Vierteljahrhundert etwa ist verstrichen, seit Paul

Meyerheims Name kunsthistorische Bedeutung ge-
wann — der Name Meyerheim hatte schon längst einen
guten Klang.

Paul Meyerheim hatte das Glück, wie Reinhold
Begas, innerhalb eines künstlerischen Milieus selbst groß
zu werden. Sein Elternhaus bot außer der malerischen
Anregung durch den Vater den Zusammensluß aller Kunst-
größen Berlins. Der Sohn hat es verstanden, durch seine
wohlwollende, liebenswürdige Persönlichkeit auch dieses
Erbteil seines Vaters zu übernehmen. Im gastfreien
Meyerheimschen Hause verkehrten und verkehren von
Menzel und Begas an alle Geister, die in der Berliner
Kunst bekannt sind. Hier war bei der Doppelbegabung des
Wirtes der Versammlungsort für alle, die in der Musik-
welt eineu Namen hatten.

Vor fünfundzwanzig Jahren sah es in der Berliner
Kunstwelt merkwürdig aus. Da traten noch nicht all-
jährlich die „Elfer" den Beweis an, daß sie nicht zu den
Dutzendmenschen gehörten — da tummelten sich noch keine
Besnardschen Rosse in dem Farbenglanz des vierten
Schöpfungstages auf den internationalen Ausstellungen
herum — da senkten noch keine japanischen Reiher und
Pelikane völlig unmotiviert ihr Gefieder auf die stili-
sierten Landschaften biederer, märkischer Maler herab —,
als Paul Meyerheim das Tierbild für Deutschland gleich-
sam neu schuf.

Meyerheims Schaffen hat sich in der dekorativen
Malerei im Figurenbilde und im Tierbilde bethätigt.

Im Figurenbild ist Meyerheim ein Kind seiner
Zeit. Sein Vater hatte den ersten Schritt gethan, die
Stoffe aus dem alltäglichen Leben zu entnehmen, der
Sohn geht einen Schritt weiter; er versucht das All-
tägliche auch alltäglich zu malen. Aber es war eine
große Bahn in der Kunstgeschichte Berlins zu durch-
messen, ehe die apokalyptischen, cornelianischen Reiter
von ihren Rossen stiegen und zu einfachen Feldarbeitern
im Sinne Liebermanns wurden. — Paul Meyer-
heim bezeichnet einen großen Schritt vorwärts auf
diesem Wege.

Daß Meuzel, mit dem er iu persönlichem Verkehr
stand, ihn stark beeinflussen mußte, lag auf der Hand.
Das Genrehafte seiner Bilder, welche das Thatsächliche
betonen, die meist eine humoristische oder geistreiche Pointe
haben, gehört zur Signatur der Zeitepoche, in der Meyer-
heim schuf, ebenso wie die Schäferspiele zur Rokoko-
periode oder das Stimmungsbild zur Signatur unserer
Epoche.

Durchgreifend über seine Epoche hinaus und neugestal-
tend für Deutschland ist Paul Meyerheim im Tierbild ge-
worden. Studienreisen in Frankreich und in den Nieder-
landen haben stark auf ihn eingewirkt; der Einfluß des
Belgiers Charles Verlat ist unverkennbar. Meyerheim
ist einerseits ein objektiver, intimer Beobachter des Tier-
lebens, anderseits eine ganz und voll schaffende Künstler-
persönlichkeit, daß er nur die Momente darstellt, die
bildartig interessieren. Am liebsten verweilt Meyerheim
beim Alltagsleben der Tiere. Seiner liebenswürdigen

Die Kunst für Alle XIII, 4. 15. November 1897.

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