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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Preis-Ausschreiben - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0345
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vermischte Nachrichten. 2?;

Münchener Künstler im Kunstausstellungsgebäude verhältnismäßig
wesentliche waren, und daß des öfteren Ausstellungen und Sonder-
ausstellungen dort stattfanden, welche von hohem Kunstwert waren.
Zum Schluß erfolgten seitens des Vorstandes Mitteilungen über
die eventuelle Durchführung der deutschen Kunstabteilung auf der
Pariser Weltausstellung 1900.

K. München. Am 21. und 22. April verhandelte die baye-
rische Kammer der Abgeordneten über den Teil des Kultus-
etats^ welcher sich auf die Pflege der bildenden Künste seitens
des Staates bezieht. Die von der Regierung in das Budget
eingestellten Positionen wurden ohne Bemängelungen und Ab-
striche genehmigt. Neben der Akademie der bildenden Künste,
für welche ein Jahresetat von etwas über 200 000 M. im Kultus-
budget ausgesetzt ist, gehören hierher die Positionen von 70000 M.
Jahresetat der Gemäldegalerien, dann 25000 M. Jahresetat des
Kupferstich- und Handzeichnungskabinetts. In letzterer Summe ist
der Betrag von 8500 M. pro Jahr zum Ankauf von Kupfer-
stichen und Handzeichnungen enthalten und es wurde hier aus der
Mitte der Abgeordnetenkammer eine Erhöhung dieser Summe
im nächsten Budget angeregt, damit das Kupferslichkabinett in die
Lage versetzt werde, seine Lücken rascher und vollständiger aus-
zufüllen. Der Minister stellte auch für das nächste Budget eine
Erhöhung dieses Postens in Aussicht. Unter dem Titel „auf
Förderung und Pflege der Kunst" sind in den Etat zunächst ein-
gesetzt 60000 M., welche den Zweck haben, die Skulptur und
Malerei in den verschiedenen Landesteilen zu fördern, indem
hieraus Beiträge gegeben werden zu Monumenten oder öffent-
lichen Brunnen, Kirchenbildern, Glasfenstern, Ausschmückung alt-
historischer Rathäuser u. s. w. Ferner sind hier eingesetzt
100000 M. pro Jahr „zur Erwerbung ausgezeichneter Kunst-
werke insbesondere für die Kunstsammlungen des Staates"; aus
dieser Summe sollen, wie schon bisher, in der Hauptsache Werke
moderner Künstler, insbesondere aus den internationalen und
den Jahresausstellungen in München erworben werden. Für
die Förderung dieser regelmäßigen internationalen Ausstellungen
ist außerdem noch pro Jahr eine Summe von 8500 M. in das
Budget eingesetzt. — Außer diesen im Budget enthaltenen
Positionen stehen dem Ministerium aus den Zinsen des Kunst-
fonds 18—19000 M. zur Verfügung, welche meistens für An-
käufe in Ateliers und auf Auktionen verwendet werden. — Die
allgemeinen Erörterungen über die Budgetpositionen für Zwecke
der bildenden Künste waren Heuer etwas lebhafter und bewegten
sich auch im allgemeinen auf einem etwas höheren Niveau als
in früheren Jahren. Der Abgeordnete Or. Deinhard tadelte die
Art und Weise, wie die Bilder in der neuen Pinakothek anf-
gehängt seien, ohne jede einheitliche, systematische und historische
Anordnung. Der Minister gab diese Mißstände zu und bemerkte,
die neue Pinakothek werde eben allmählich überfüllt und es schlage
dort allerdings bei dem systemlosen Zusammenhängen der ver-
schiedenartigsten Bilder eines das andere tot. Der Minister teilte
mit, daß man in nicht zu ferner Zeit dem Gedanken näher treten
müsse, neue und bessere Räume für die vom Staat gemachten
Ankäufe zu beschaffen. — Der Abgeordnete v. Vollmar unterzog
in einer langen Rede die neuen Ankäufe für die Pinakothek einer
zum Teil scharfen Kritik, insbesondere nannte er den Ankauf
von „Uhdes Himmelfahrt" einen Verlegenheitskauf; denn dieses
Bild werde von den Verehrern Uhdes selbst als eine nicht auf
der Höhe stehende Leistung bezeichnet, und durch die Thatsache,
daß der Künstler sich von der Ankaufskommission zum Ummalen
der Hauptfigur bestimmen ließ, sei die Sache nicht besser geworden.
Vollmar beanstandete auch den Preis von 25000 M- und führte
aus, daß dieser Preis allmählich für die hervorragenderen Mün-
chener Künstler, welche an die Pinakothek verkaufen, eine Art
Taxe zu werden scheine; es werde von diesen gewissermaßen als
Ehrensache betrachtet, an die Pinakothek nicht unter 25000 M.
zu verkaufen. Vollmar verwies dem gegenüber auf Frankreich,
wo die Künstler bei ihren Preisen die Ehre, im Luxembourg
vertreten zu sein, mit in Anschlag bringen, so daß der Staat in
Frankreich verhältnismäßig viel billigere Kunstwerke erwerbe. Im
besonderen tadelte Vollmar den Nichtankauf einer von Professor
Christof Roth im Vorjahre im Glaspalast ausgestellten plastischen
Gruppe „Im Sterben" (Abb. im Hest 21 des vor. Jahrg.), die
man deshalb nicht zur Aufnahme in die Glyptothek für würdig
befunden habe, weil sie eine Scene aus dem Familienleben der
Arbeiter darstellt. Vollmar forderte, daß die Ankausskommission,
welche bisher immer für jede Ausstellung neu ernannt wurde,
in eine ständige umgewandelt werde. Der Minister lehnte zu-
nächst die letztere Forderung ab mit dem Hinweis auf das
Parteiwesen in der Münchner Künstlerschaft; eine solche ständige

Kommission würde eine zu große Macht bekommen. Der Mi-
nister verteidigte den Ankauf des Uhdeschen Bildes, für welchen
sich, nachdem die Hauptfigur umgemalt war, die Kommission
mit großer Mehrheit ausgesprochen habe. Von einer Taxe für
gewisse Bilder sei keine Rede; man habe in einzelnen Fällen
schon mehr, in vielen Fällen für hervorragende Sachen aber
auch weniger bezahlt. Frankreich thue sich in Bezug auf die
Staatsankäufe leichter, weil dort in der Hauptsache nur die eine
Staatsgalerie bestehe, in Deutschland gäbe es aber eine Reihe
von Staatsgalerien, die sich Konkurrenz machten und die Preise
in die Höhe trieben. Gegenüber den Abgeordneten Dr. Deinhard
und Kohl rechtfertigte der Minister des näheren die Berufung
Stucks und Zügels an die Akademie; Zügel sei unzweifelhaft der
erste deutsche Tiermaler der Gegenwart, und Stuck nicht für die
Akademie zu gewinnen „wäre für einen Kultusminister eine
Sünde gewesen". Das Rothsche Werk sei von der Kommission
ans rein künstlerischen Gründen nicht zum Ankauf empfohlen
worden und habe auch seine großen Mängel. — Bei dem Kapitel
Generalkonservatorium der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns,
in welchem für die Inventarisierung der Kunstdenkmale 7000 M.
und für die Erhaltung kirchlicher und anderer Kunst- und Geschichts-
denkmale des Landes 20000 M. pro Jahr eingesetzt sind, entspann
sich noch eine lebhaftere Erörterung über das Eingreifen der
Staatsbaubehörden in die Restauration historisch oder künstlerisch
interessanter Kirchenbauten, wobei von klerikaler Seite über zu
weit gehende Bevormundung der Staatsbehörden geklagt und die
Beiziehung geistlicher Kunstverständiger verlangt wurde; es wurden
dabei klerikalerseits allerdings einige Curiosa der Staatsban-
Bureaukratie an den Tag gefördert. lst.281

* Dresden. Als vor einigen Jahren das Plakat für die
Dresdener Kunstausstellung 1897 durch ein Preisausschreiben be-
schafft werden sollte, erhielt den ersten Preis ein Plakat, das sich
wenige Tage nach der Preisverteilung als ein Plagiat nach einen:
englischen Bildwerk herausstellte. Ein Gegenstück dazu finden
wir jetzt in einem Plakat der Dresdener Milchfirma
Gebr. Pfund, das deren kondensierte Milch empfiehlt. Dieses
Reklamebild ist eine getreue, nicht ungeschickt gemachte Kopie des
oberen Teiles einer Photographie von der im Brüsseler Museum
befindlichen reizvollen Marmorgruppe le nick des belgischen Bild-
hauers de Rubber. Der „Künstler" hat einfach die drei Köpfe
der genannten Gruppe „entlehnt" und das Plakat war fertig.
Bekanntlich läßt sich auf dem Rechtswege gegen eine derartige
Entlehnung nicht viel thun, aber vom Standpunkte des Anstandes
sind derartige Entlehnungen doch durchaus zu verurteilen. l784«y

Bildnis des Herrn w. . . . Ld. non Gel'bar dt plni.
 
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