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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Vermischte Nachrichten - Kunstlitteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0055

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«a-s^> PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN -C^fc^

dieses Brunnens beträgt ca. 7 m, die Breite des Dresda, die nach dem Reliefbildnis hinschaut,
grösseren Wasserspiegels ca. 14 m. Die Architektur während sie auf der anderen Seite sich auf die
des Brunnens ist von dem Architekten Gottfried Stadtchronik stützt, einen besonderen Reiz zu ver-
Wehling erfunden. — Der Bildhauer Gustav leihen gewusst. Er hat mit seiner Gruppe sozu-
Rutz ist 1857 in Köln geboren. Er erhielt seine sagen ein neues Wahrzeichen Dresdens geschaffen,
erste künstlerische Ausbildung auf der Münchner = BREMEN. Ein vom hiesigen Grosskaufmann

Kunstgewerbeschule und arbeitete in den Ateliers Heinrich Schütte gestifteter, reizvoller Brunnen
von Prof. Wagmüller und Lorenz Gedon. Im ist unlängst zwischen Dom und Künstlervereinshaus
Jahre 1879 kam er nach Düsseldorf, wo er zunächst zur Aufstellung gelangt. Von dem Berliner Bild-
auf dem Gebiete der dekorativen Plastik und des hauer Max Dennert entworfen, zeigt er die Gruppe
Kunstgewerbes sich bethätigte, dann aber ganz sich dreier mittelalterlicher Bremer Stadtmusikanten, die
der monumentalen Kunst zuwendete. Er hat bis im Begriff sind, nach damaliger Sitte vom Turm
jetzt u. a. mehrere künstlerische vornehme Grab- zu blasen. Die Figuren des höchst originellen und
denkmalehervorragenderPersönlichkeiten geschaffen. charakteristisch ausgestalteten Denkmals sind in
Ein vorzügliches Werk von Rutz ist auch das Kaiser Bronze gegossen, der in gotischen Formen ge-
Wilhelm-Denkmal in Burgsteinfurt in Westfalen. haltene Unterbau ist nach dem Entwurf des hiesigen
* DRESDEN. Auf der Carolabrücke in Dresden Dombaumeisters Ehrhardt aus Sandstein herge-
wurden kürzlich zwei ansehnliche, dekorative, plasti- stellt. [19]
sehe Gruppen in Bronze enthüllt. Die eine hat v. V. WIEN. So kunststill ist es selten im

als Mittelpunkt das mit dem geflügelten Helm be- Sommer gewesen, wie diesmal. Sonst hatten wir
krönte Wappen von Dresden: davor sitzt der Fluss- in den letzten Jahren Sommer-Ausstellungen im
gott der Elbe, welchem ein nackter Knabe den Ent- Künstlerhause, um einigermassen über die theater-
wurf der Brücke vorweist. Diese Gruppe ist ein tote Zeit hinwegzuhelfen, aber diesmal hat man in
tüchtiges Werk des Bildhauers Rühm. Die zweite der Lothringerstrasse den Sommerschlaf nicht unter-
Gruppe ist reicher in der Silhouette und lebendiger brochen. Auch die Secession hat sich nicht gerührt;
im Aufbau. Der Mittelpunkt ist das Reliefbildnis sie ruht auf ihren Lorbeeren. Im November soll
der Königin Carola von Sachsen, nach der die es auf dem Ausstellungsgebiete der bildenden Künste
Brücke benannt ist. Ein Kindengel bekränzt das umso lebendiger werden. Ueberdies hat die Künstler-
Bildnis, über dem sich die lorbeergeschmückte Krone genossenschaft beschlossen, die von der Petersburger
erhebt; zur Rechten sitzt, ein Marmorkrönchen auf „Gesellschaft zur Förderung der Künste" im No-
dem Haupte, als Verkörperung der Stadt Dresden vember und Dezember dortselbst und dann bis Ende
eine weibliche Gestalt, die in ihrer entzückenden März in Moskau zu veranstaltende Ausstellung kor-
Vereinigung von Kraft und Grazie den Typus der porativ zu beschicken. Die Akademie der bildenden
Altdresdener Frauen veranschaulicht, dessen Schön- Künste hat Ende Juli ihre Schülerpreise verteilt und
heit schon das alte Volkslied zu rühmen weiss. Sektionschef v. Härtel hat bei diesem Anlass eine
Auch in der Bewegung hat Hans Hartmann- kunstpolitische Rede gehalten, welche festgehalten
Maclean, der Schöpfer dieses Bildwerkes, der zu werden verdient. Das Wort Kunstpolitik ist ja

hierzulande noch ein recht jun-
ges Schlagwort. Es fiel eigent-
lich erst vor fünf Jahren, als
das Künstlerhaus jubilierte. Es
äusserten sich damals selbst
einige Volksboten im marmornen
Sprechpalast am Franzensring
darüber ganz ernsthaft. Es
schien einigen aufzudämmern,
dass Kunst nicht Luxussache,
sondern auch hohe Politik sei.
Ich denke daher selbstredend
nicht an eine Kunst „von Staats-
wegen", sondern an eine Staats-
pflicht für die Kunst. Nur jener
Staat ist heute wirklich Kultur-
staat, welcher den Idealen der
Zeit ein möglichst grosses Auf-
gebot von Kunstbedürftigen
stellt. Anderswo hat man dies
längst erkannt. Herr v. Härtel
sprach nun dankenswert ein-
dringlich vom Wert der Kunst
im Haushalte des Staates; er
wies auf die in dieser gährenden
Zeit sich widersprechenden An-
sichten über Wesen und Auf-
gaben der Kunst hin, er kon-
statierte etwas optimistisch das
erfreulich gesteigerte Interesse
„weiter Bevölkerungskreise" für
die Kunst, er sprach endlich
das bei einer akademischen
Feier doppelt beachtenswerte
Wort von der Wahrheit als einer

f. a. v. kaulbach dekorativer entwurf Bedingung echter Kunst, welche

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