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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Die Sommer-Ausstellung 1900 der Münchener Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0527
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DER MÜNCHENER SECESSION <&2-e-

karl haider abendlandschaft mit heimkehrendem ritter

Das Hauptinteresse beanspruchen natürlich
die Werke Max Klinger's, die von der
letzten Dresdener Ausstellung her schon einem
grossen Publikum bekannt sind. Es sind
mehrere Zierarbeiten, eine Meeresnymphe aus
Bronze und ein Nymphenreigen auf einem
Sockel aus edlem Stein, eine michelangeleske
kauernde „Badende" und eine aus verschieden-
farbigem Material gearbeitete Porträtbüste,
endlich das bekannte Relief der Leda und eine
kapriziös mehr nach französischem als nach
Michelangelos Muster unfertig noch im Stein
steckende weibliche Figur (s. S. 506). Hier in
München, wo kein besonderes Wesen in Auf-
stellung und Besprechung aus diesen Arbeiten
gemacht wird, verlieren sie sich still und wenig
beachtet. Sollte es wirklich nur Unverständnis
des Publikums sein, wenn es eine so unver-
hohlene Gleichgültigkeit ihnen gegenüber
äussert? Ausnahmsweise möchte ich hier in
Sachen des Kunsturteils die vox populi als vox
dei bezeichnen. Das Publikum hat oft unrecht,
wenn es neuen, ihm noch ungewohnten Er-
scheinungen gegenüber sich ablehnend oder
gar laut missbilligend äussert, aber fast immer
hat es recht, wenn es gleichgültig bleibt.

509

SPRÜCHE

Kunstwerke muss man nicht erkennen, sondern
erleben.

*

Ein neuer Lessing könnte die Grenze zwischen
bildender Kunst und Plakatkunst ziehen, und etwa
davon ausgehen, dass Laokoon nicht schreit, weil
er nicht als Ausstellungsaffiche zu dienen hat.

Es ist ebensowenig ein künstlerisches Verdienst,
die Philister vor den Kopf zu stossen, wie sie nicht
vor den Kopf zu stossen.

Paul Xikol. Cossmann

• *


Zwei Dinge sind dem Menschen mitgegeben, um
ihm über die Unzulänglichkeiten des Lebens hinweg-
zuhelfen, die Religion und die Kunst. Die eine hilft
ihm in den Tiefen des Lebens und pflanzt ihm den
Trost der Hoffnung auf, die andere ist ihm eine
heitere Gefährtin, die ihn im lieblichen Spiel um-
gaukelt und ihm den besseren Wiederschein des
Lebens im Kunstwerk vor die Seele malt.

H. Muthesius
Aas „Architektonische Zeitbetrachtangen'1
(Berlin, W. Ernst & Sohn)
 
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