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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Fuchs, Georg: Die Plastik auf der Münchener Internationalen Kunstausstellung 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0041

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EDOARDO DE ALBERTIS DIE WEINBÄUERIN

IX. Internationale Kunstausstellung in München

DIE PLASTIK AUF DER MUNCHENER INTERNATIONALEN
KUNSTAUSSTELLUNG 1905

Von Georg Fuchs

Die Münchener Internationale von 1905 hat manischen Volkstümern überhaupt am stärk-
uns wieder eine recht ergiebige Serie her- sten der Zug zu einer gesunden Kulturent-
vorragender Skulpturen vor Augengeführt. Wer faltung auf moderner Grundlage regt, so sind
jedoch glaubt, er könne heuer im Münchener sie es auch, welche voranschreiten in der
Glaspalast einen vollständigen Einblick gewin- Ausbildung neuer, künstlerisch einwandfreier,
nen in die Fortentwicklung der europäischen verfeinerter Kunstausstellungsformen. Das
oder auch nur der deutschen Plastik, der irrt geschieht vornehmlich dadurch, daß sich die
sich wohl ein wenig. Gewiß, die Anziehungs- Maler und Bildhauer der jüngeren Generation
kraft der immer noch dominierenden deut- mit den Vertretern der „angewandten Kunst"
sehen Kunststadt München und ihrer Aus- zusammentun, um so ihre Schöpfungen in
Stellungen ist stark genug, um immer noch praktischen „Räumen", Wohn- oder Fest-
eine Fülle wertvoller und fesselnder Schöpfun- räumen, Kammern oder Hallen, und so in
gen aus allen Kulturländern heranzuziehen, inniger Wechselbeziehung mit dem modernen
Wenn sich dennoch ein gewisses „Abflauen" Leben und seinen besonderen Formen vor-
bei den großen Massenvorführungen nicht ab- zuführen.

leugnen läßt, so liegt das in den allgemeinen Es wird also wohl kein Kundiger auf große
Zeitverhältnissen. Die Zeiten sind ein für Ueberraschungen rechnen, wenn er den Glas-
allemal vorbei, da man auf den ins Uner- palast betritt. Und die bleiben denn auch
meßlich-Unübersehbare ausgedehnten Kunst- aus. Der „Denker" von Rodin, der im Vesti-
jahrmärkten dem geheimen Pulsschlage des bulum nicht eben sehr glücklich unterkam,
Kunstwerdens lauschen konnte. Das Massen- ist für die deutschen Kunstfreude längst eine
Ausstellungsprinzip ist eine überwundene vertraute und verehrungswürdige Erscheinung.
Sache; und wie sich in den deutschen und ger- Es ist zwar offensichtlich, daß Rodin nicht

Die Kunst für Alle XXI. 2. 15. Oktober 1905.

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