DOI Artikel:
Ostini, Fritz von: Die Frühjahr-Ausstellung der Münchener Sezession
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0405
DIE FRÜHJAHR-AUSSTELLUNG DER MÜNCHENER SEZESSION
RICHARD PIETZSCH VISBY AUF DER INSEL GOTLAND IN SCHWEDEN
Frühjahr-Ausstellung der Münchener Sezession
eine unglaublich kühn und großzügig, offenbar Kreuz beweist. In allem sieht man die vor-
in wenig Augenblicken hingesetzte Studie nehme und richtig abgemessene Vereinigung
„Altes Schloß" bei, Oskar Graf ein paar von Natur und Kultur, die in der Plastik
Landschaften, „Stadt am Wasser" und „Weiher Grunderfordernis ist, wichtiger noch, als in
im Wald", sowie ein Viehstück von warmem jederanderen Kunst! Gute, auch in deräußeren
tiefen Email der Farbe. Ausführung, der Behandlung von Stein und
Im Plastik-Saale ist die schöne Nachlaßaus- Bronze vorzüglich gelungene Büsten sind von
Stellung von August Hudler aufgestellt, einem Alfred Lörcher (Stuttgart), andere verdienst-
Künstler, den, wie so manchen unserer besten volle Bildnisarbeiten von Rudolf Schwarz,
jungen Bildhauer in den letzten Jahren, viel Jos. Fassnacht, August Heer, OttoTillkes,
zu früher Tod aus einem gesegneten Schaffen Paula Wimmer, Minnie Goossens, Ernst
herausgerissen hat. Aus einem merkwürdig Wagner und Georg Schwegerle. Der
reichen Schaffen, das sich an alle Aufgaben der letztere hat u. a. das Porträt der Schriftstellerin
Plastik wagte. Was für ernste und edle Kunst Margarete Beutler als äußerst lebendige Maske
ist der „Dengler", den unsere Glyptothek be- und ihr Profil in Plakettenform modelliert,
sitzt, ist der „Träumer", ist der „Ruhende Wertvolle Plakettenund Medaillen haben außer-
Mann", sind die eigenartig schlanken, jugend- dem Fritz Hörnlein in Dresden und Paul
lichenGestaltendesNarziß,deraufdieStimmen Sturm in Leipzig ausgestellt und Meyer-
der Echo horcht, der Adam, der den Geheim- Pyritz (Steglitz) schickte zwei vortrefflich
nissen des Lebens im Bau einer Blüte nach- beobachtete Dackelgruppen in Bronze,
forscht, das eindrucksvolle „Ecce homo", der Unter den dreihundert Objekten dieser Aus-
Bogenschütze in der kühnen Seltsamkeit seiner Stellung ist kaum eines, das der Beachtung
Linie! Von ähnlicher Ueberlänge und Ueber- nicht wert wäre und da ein so großer Teil
Schlankheit wie letzterer ist die Gestalt des der schönen Arbeiten außerdem, wie gesagt,
jungen David, eine stehende Figur von mehr von bisher noch fast nicht gekannten Künstlern
als Lebensgröße, gesehen fast wie von einem stammt, darf München mit ganz besonderer
Gotiker und doch nicht eigentlich stilisiert. Genugtuung auf die heurige Frühlingskunst-
Aber auch bewußten Stil handhabte Hudler schau blicken. Bis dato ist diese Veranstal-
mit Gewandtheit und Geschmack, wie das tungimmernocheineSache,diedenMünchnern
große Majolikarelief „Schmerzensmann", die keine der konkurrierenden deutschen Kunst-
noch bessere „Madonna" in gleichem Material Städte nachmacht!
und ein Kruzifixus aus Bronze auf eichenem
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RICHARD PIETZSCH VISBY AUF DER INSEL GOTLAND IN SCHWEDEN
Frühjahr-Ausstellung der Münchener Sezession
eine unglaublich kühn und großzügig, offenbar Kreuz beweist. In allem sieht man die vor-
in wenig Augenblicken hingesetzte Studie nehme und richtig abgemessene Vereinigung
„Altes Schloß" bei, Oskar Graf ein paar von Natur und Kultur, die in der Plastik
Landschaften, „Stadt am Wasser" und „Weiher Grunderfordernis ist, wichtiger noch, als in
im Wald", sowie ein Viehstück von warmem jederanderen Kunst! Gute, auch in deräußeren
tiefen Email der Farbe. Ausführung, der Behandlung von Stein und
Im Plastik-Saale ist die schöne Nachlaßaus- Bronze vorzüglich gelungene Büsten sind von
Stellung von August Hudler aufgestellt, einem Alfred Lörcher (Stuttgart), andere verdienst-
Künstler, den, wie so manchen unserer besten volle Bildnisarbeiten von Rudolf Schwarz,
jungen Bildhauer in den letzten Jahren, viel Jos. Fassnacht, August Heer, OttoTillkes,
zu früher Tod aus einem gesegneten Schaffen Paula Wimmer, Minnie Goossens, Ernst
herausgerissen hat. Aus einem merkwürdig Wagner und Georg Schwegerle. Der
reichen Schaffen, das sich an alle Aufgaben der letztere hat u. a. das Porträt der Schriftstellerin
Plastik wagte. Was für ernste und edle Kunst Margarete Beutler als äußerst lebendige Maske
ist der „Dengler", den unsere Glyptothek be- und ihr Profil in Plakettenform modelliert,
sitzt, ist der „Träumer", ist der „Ruhende Wertvolle Plakettenund Medaillen haben außer-
Mann", sind die eigenartig schlanken, jugend- dem Fritz Hörnlein in Dresden und Paul
lichenGestaltendesNarziß,deraufdieStimmen Sturm in Leipzig ausgestellt und Meyer-
der Echo horcht, der Adam, der den Geheim- Pyritz (Steglitz) schickte zwei vortrefflich
nissen des Lebens im Bau einer Blüte nach- beobachtete Dackelgruppen in Bronze,
forscht, das eindrucksvolle „Ecce homo", der Unter den dreihundert Objekten dieser Aus-
Bogenschütze in der kühnen Seltsamkeit seiner Stellung ist kaum eines, das der Beachtung
Linie! Von ähnlicher Ueberlänge und Ueber- nicht wert wäre und da ein so großer Teil
Schlankheit wie letzterer ist die Gestalt des der schönen Arbeiten außerdem, wie gesagt,
jungen David, eine stehende Figur von mehr von bisher noch fast nicht gekannten Künstlern
als Lebensgröße, gesehen fast wie von einem stammt, darf München mit ganz besonderer
Gotiker und doch nicht eigentlich stilisiert. Genugtuung auf die heurige Frühlingskunst-
Aber auch bewußten Stil handhabte Hudler schau blicken. Bis dato ist diese Veranstal-
mit Gewandtheit und Geschmack, wie das tungimmernocheineSache,diedenMünchnern
große Majolikarelief „Schmerzensmann", die keine der konkurrierenden deutschen Kunst-
noch bessere „Madonna" in gleichem Material Städte nachmacht!
und ein Kruzifixus aus Bronze auf eichenem
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