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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Popp, Hermann: Meisterfarben der Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0406

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-^=ö> MEISTER FARBEN DER RENAISSANCE <^n-

MEISTERFARBEN irgendwie Nennenswertes nicht ergeben. Man

p.cn dum a icc \ xjpp vergleiche beispielsweise nur die Resultate der
KClNAlSSAiN^C Untersuchungen über die Rubenssche Malweise
Von Dr. Hermann Popp bei Descamps, Vie des peintres, Montabert,

Traite complet, Marcucci, Saggio analitico-

Daß die heute gebräuchlichen Oelfarben ein chimico (mit den Noten Palmarolis), Frimmel,
Hemmnis für die gesunde Entwicklung Handbuch der Gemäldekunde, Berger, Bei-
unserer Malerei bedeuten, das leugnen nur träge zur Entwicklungsgeschichte der Mal-
noch die Stümper und jene genialischen Kraft- technik, Ludwig, Ueber die Grundsätze der
meier, die im Bewurf einer Leinwand mit Oelmalerei, Burtin, Traite theorique et pra-
Farbenklumpen eine besondere Art künst- tique, Merrifield, Original treatises, East-
lerischen Ausdrucks zu erblicken vorgeben, lake, Materials etc. Diese, an sich gewiß
Lediglich dem Mangel an künstlerisch-hand- nicht uninteressanten Angaben sind charak-
werklicher Gesinnung ist die traurige Not- teristisch für unser gesamtes Wissen über
wendigkeit der ausschließlichen Verwendung die Technik und die Malmaterialien der Alten,
dieses Materials zuzuschreiben, das nach einem denn die Widersprüche, die hierbei zutage
Worte Böcklins „den Künstlerzur Verzweiflung treten, beweisen schlagend die Richtigkeit
treibt". Allerdings muß gesagt werden, daß der Anschauung Springers über die Malweise
die Hervorragenden aller unserer neuzeit- der Alten, die er in den Worten formulierte:
liehen Künstler das Ungenügende und Brutale „Hierüber tappen wir im Dunkeln und be-
der modernen Oelfarbe stets
empfunden haben und nach
Ersatz suchten. Sie alle er-
kannten, daß der Wider-
stand, den das Material ent-
gegensetzt, eine unmittel-
bare Verkörperung maleri-
scher Ideen zur Unmöglich-
keit macht. Es wurde dann
experimentiert, alte Rezepte
ausgegraben und mißver-
standen, bald dies, bald
jenes versucht. Neue Far-
ben, neue Malmittel, neue
Malgründe wurden entdeckt,
und schließlich geriet vor
lauter Neuentdeckungen das
eigentliche Problem derart
in Verwirrung, daß Böcklin
sagenkonnte: „Wir(dieheu-
tigen Maler) sind alle Aben-
teurer, ohne Halt, Steuer
und Kompaß : Jeder in einer
Nußschale. Keiner hat einen
Halt am früheren. Er weiß
nichts, glaubt nichts, schaut
nach und versucht's." In
einem aber war man sich
klar und dahin ging auch
das Bestreben der meisten:
Rückkehr zur Technik der
Alten!

Die Frage, wie und womit
die alten Meister gemalt ha-
ben, hat nun eine umfang-
reiche Literatur ins Leben
gerufen, aber für den prak- emilie v. hallavanya spielendes kind

tischen Gebrauch hat Sich Frühjahr-Ausstellung der Mnnchener Sezession

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