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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Rosenhagen, Hans: Die grosse Berliner Kunstausstellung 1906
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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0487

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VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <ö=^

VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

I ONDON. Am 24. Mai wurde die Ausstellung der
Werke zeitgenössischer deutscher Künstler in
der sogenannten Prince's Gallery eröffnet. Eine
Art offizieller Dank seitens all derbritischen Künstler,
die seit vielen Jahren durch deutsche Kunstkörper-
schaften, Kunstfreunde und öffentliche Galerien in
ihrem Schaffen und Streben nach lebendiger Kunst
innerhalb einer dahinwelkenden süßlichen Pu-
blikumskunst ermutigt worden waren, soll diese Aus-
stellung darstellen, die zum ersten Mal eines frem-
den Landes moderne Kunst im Zusammenhang dem
englischen Publikum vorführt; denn selbst der fran-
zösischen Kunst ist so etwas hier bisher nicht zu-
teil geworden. Professor Van de Velde hat die ur-
sprüngliche künstliche Eisbahn, einen langgestreck-
ten, ungegliederten Schuppen, durch Einbauten in
fünf stattliche Säle gegliedert, die durch eingezogene
Wände wiederum etwas mehr intimere Ecken er-
halten haben, so daß beim Hängen der Bilder —
fast alle hängen einreihig, für England etwas uner-
hört Revolutionäres! — sich leichter einheitlich zu-
sammenfügende Gruppen ergeben konnten. Der
letzte Saal, in dem hauptsächlich Skulpturen auf-
gestellt sind, macht durch die halbrunde Art der
Aufstellung fast den Eindruck einer Rotunde und
dient so als angenehmer Abschluß. Die Säle sind
teilweise nach Landsmannschaften eingeteilt. Vor
allem hat München einen sehr schönen, gutgehäng-

IGNATIUS TASCHNER KINDERBUSTE ,en Saa, für ^ a„ein aufzuweisen, 'in6 d^m m1t

Anstellung der Berliner Sezession Recht Lenbach>s vorzügliches Prinzregentenporträt

den Vorsitz führt. Eine Reihe anderer Lenbachs
des Dresdeners Paul Poetzsch, »Interieur aus nehmen eine Seite des Saales ein. Ihnen gegen-
Deepc macht sich durch gute Qualitäten bemerkbar. über hängt Uhde's große >Grablegungc. Der Mittel-
Reicher als jemals ist die Vertretung der Plastik saal enthält als Hauptstücke drei Böcklins —
in diesen Räumen, und wieder muß man
feststellen, daß auch hier im besten Falle
nur Mittelgut gefunden wird. Ernst Her-
ter liefert mit einer Sonderausstellung
den traurigen Beweis, daß er immer nur
ein Gelegenheitsarbeiter war, dem der
Begriff des Stils sein Lebtag fremd ge-
blieben. Wandschneider, Wenck und
Schmarje, denen die Ehre der Sonderaus-
stellungen gleichfalls zuteil wurde, wissen
wenigstens, worauf es bei der Skulptur an-
kommt, und leisten, je nach dem Umfang
ihrer Begabungen, recht Tüchtiges und
Brauchbares; aber diese Begabungen sind
in keiner Weise überragend. Recht an-
ständige Arbeiten sind die Büste des Ge-
heimrat Kehr von Johannes Götz, eine
weibliche Büste von Walter Hauschild,
eine in Mutz-Keramik ausgeführte Sta-
tuette einer Dame in Straßentoilette von
Paul HOttig. Der Verband deutscher
Illustratoren hat seine gewohnte Vertre-
tung, der dieses Mal zwei Unterabteilungen,
>Die illustrierte Annonce« und >Märchen-
bilder« angegliedert sind. Eine sehr sehens-
werte Architektur-Ausstellung und einige
Kojen mit kunstgewerblichen Arbeiten
bringen die angenehmste Abwechslung in
diese überreiche Repräsentation der malen-
den, zeichnenden und formenden Künste,
mit der die Berliner Künstlerschaft dieses
Mal nicht vergeblich an die Schaulust
des Publikums appelliert.

Hans Rosenhagen JENS FERDINAND WILL UMS EN DER KRIEG
- Ausstellung der Berliner Sezession

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