Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

DOI Artikel:
Von Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Personal- u. Atelier-Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0127

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I* Kims..............;k

Sl.i..........■ Musi;i;n

s\ i H.-rliri

-»^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <Ö5W-

VON AUSSTELLUNGEN Städelschen Museum den Anblick verschiedener

herrlicher Werke von Thoma und Scholderer

UND SAMMLUNGEN verschaffte und die man nun auch bei uns in Stutt-
gart einführen will, bedeutet eine Art >Schatzgräberei<

CTUTTGART. Die Württembergische Jahrhundert- in der Kunst, und wir sind dankbar dafür, auch

^ Ausstellung. Zu meinen schönsten Erinnerungen wenn diese Schätze nach geraumer Zeit wieder in

an die Pariser Weltausstellung gehört die > Exposition dem Dunkel der Privatgalerien verschwinden. In

centenaire«, die Jahrhundert-Ausstellung franzö- unserer Württembergischen Jahrhundert-Ausstellung

sischer Kunst. Ueber sie könnte man ein >Buch der feiern gleichfalls verschiedene Werke eine fröhliche

Entdeckungen« schreiben. Man entdeckte damals Wiederauferstehung und zwar wäre hier an erster

den prächtigen >Stillebenmaler« Delacroix, den Stelle das unvergleichlich schöne Porträt einer

>Figurenmaler« Corot, man entdeckte Regamey, Römerin von Anselm Feuerbach (1861), aus dem

den größten Schlachtenmaler Frankreichs im 19.Jahr- Besitz des württembergischen Königs, zu nennen,

hundert. Und so noch viele andere. — Ob nun die Wahrlich, es ist kein Wunder, wenn der Name

FRANZ STUCK DES KUNSTLERS MUTTER

Große Deutsche Jahrhundert-Ausstellung-, welche
vom Januar bis einschließlich April 1906 in den
Räumen der Kgl. Nationalgalerie in Berlin stattfinden
und den Zeitraum 1775—1875 umfassen soll, wohl auch
derartige Entdeckungen bringen wird? — Unmöglich
ist es nicht; so eine kleine Vorahnung hat man ja
in der Ausstellung der Deutschen Landschafts-
malerei seit lOOJahrenc erhalten. Unsere >Württem-
bergische Jahrhundert-Ausstellung« bedeutet eine Art
>Rekrutierung< für die große Heerschau in Berlin,
für welche dann eine wahrscheinlich sehr scharfe
Musterung gehalten wird. Aber unsere >Württem-
bergische« bedeutet noch etwas anderes, nämlich
einen weiteren Versuch, die >Gräber« der Privat-
sammlungen zu öffnen und die darin eingeschlossenen
Kleinodien der Kunst wenigstens für einige Zeit
dem öffentlichen Leben zurückzugeben. Auch die
>leihweise Ueberlassung«, die mir im Frankfurter

Feuerbach von Jahr zu Jahr mächtiger erklingt;
wer in aller Welt vermöchte heutzutage, in unserer
Formenverwilderung, eine Hand zu malen, wie
diese rechte Hand mit den edelgeformten Fingern,
die so leichthin, so sicher gemalt und so voll
Ausdruck ist in ihrer ruhenden Schönheit! Und
ebenso das Kleid in seiner prachtvollen Noblesse
und dieser tieftonige Profilkopf, aus den tiefen
Schatten herausgemalt, groß und ernsthaft wie eine
antike Plastik! Nur schade, daß der wenig glück-
liche Hintergrund den Gesamtton stört. Zwei Strand-
bilder von Feuerbach mit Frauen und Kindern stehen
nicht ganz auf dieser Höhe, dagegen zeigt ein kleiner
Studienkopf eines Kindes, der eine Arbeit Feuerbachs
aus der Coutureschule sein soll, in der Struktur
der Farbe viel Talent und den Einfluß einer hervor-
ragenden Schule. Ein weiteres von Rosenketten
eingefaßtes Porträt seiner Geliebten Nanna, sowie

Di« Kunst für Alle XXI.

105

14
 
Annotationen