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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Personal- u. Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0337

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VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

DERLIN. Wenn Lovis Corinth nur halb soviel
Ausdauer hätte, als er Talent besitzt — er würde
trotz seiner Neigung, das Publikum zu brüskieren,
Erfolg über Erfolg ernten. Leider fehlt ihm diese
Ausdauer, die doch nichts anderes ist als ein wenig
Respekt vor der Natur und Liebe zur Sache, in den
meisten Fällen, und so verpuffen seine besten künst-
lerischen Einfälle in der letzten Zeit fast immer
wirkungslos. Und er selbst oder vielmehr seine
Bilder dienen den Gegnern als schätzbare Beispiele
für die Verirrungen der sezessionistischen Malerei.
Seine neueste Kollektion im Salon Paul Cassirer
ist leider ebenfalls wenig geeignet, ihn und seine

darf man sagen, daß sie charakteristisch für ihn
sind, ohne neue Wesensseiten von ihm zu enthüllen
und ohne die Kunst sonderlich zu bereichern. Ein
erheblicher Fortschritt läßt sich bei Philipp Franck
konstatieren. Er hat zum Vorteil für die Wirkung
seiner Arbeiten das große Format aufgegeben, ist
heller und kräftiger in der Farbe geworden und
dazu toniger. Auch bietet er reizvollere Motive in
seinen Bildern als früher. Man möchte vor einem
davon, das eine Mädchenklasse auf einem »Schul-
ausflug« beim Kaffeetrinken in einem Restaurations-
garten unter grünen Bäumen an langen Tafeln dar-
stellt, an Liebermann denken; aber es unterscheidet
sich von dessen Biergärten erheblich dadurch, daß
bei aller Luftigkeit und Sonnigkeit der Nachdruck
nicht auf das Luminaristische und die Impression
gelegt ist, sondern auf die Darstellung der Kinder

franz krüger (1797— 1s57) parade auf dem opern platz

Deutsche Jahrhundert-Ausstellung Berlin 1906

Kunst in ein besseres Licht zu setzen. Alle seine
Arbeiten sind interessant, aber wenige darunter, die
man ohne Einschränkung anerkennen könnte. Am
ehesten noch eine Schlächterei mit einem aufge-
schlagenen Stier, dessen Fell zum Teil bereits ab-
gelöst ist. Der bei aller Fleischnot nicht gerade
appetitliche Gegenstand und der schmierige Raum
sind mit Maleraugen gesehen und mit Meisterschaft
wiedergegeben. Ein Gruppenporträt gegen ein Fenster
gemalt mit dem jüngsten lichtblonden Sprößling
der Familie als Mittelpunkt und das Bildnis eines
nackten Knäbleins mit seiner Mutter bezeugen die
Verwandtschaft Corinths mit Jordaens und zeigen
seine feinen Intentionen und sein starkes Talent
von den besten Seiten. Auch das Bildnis von zwei
kleinen Geschwistern an ihrem Spieltisch ist sym-
pathisch, frei von allen Gewaltsamkeiten, die der
Maler sonst liebt. Von seinen übrigen Schöpfungen

und des schönen Sommertages. Es ist in seiner
Intimität ein echter Franck. Das gilt auch für
die drei kleinen rotgekleideten Mädchen, die in
einem grünen Winkel sich ein »Geheimnis« zu
erzählen haben. Und wer wissen will, wie wenig
Franck auf Liebermanns Pfaden wandelt, mag
sich davon durch jenes auf Blau, Grün und Weiß
gestimmte Bild überzeugen lassen, das, von einem
Dache aus gemalt, den »Heiligen See« bei Potsdam
darstellt. Ein vorn an der Ballustrade des Daches
stehendes weißgekleidetes Kind gibt dem originellen
Naturausschnitt eine anmutige koloristische Pointe.
Auch den anderen Bilder Francks, eine Bauersfrau
in einem Dorfwinkel im Glanz der »Herbstsonne«,
eine »Kartoffelernte«, »auf der Wiese« spielende
Kinder beweisen seine Fortschritte. Oskar Moll
kann man angesichts seiner neuen Landschaften
den Vorwurf nicht ersparen, daß er zu einförmig

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