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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Kesser, Hermann: Aus dem Schweizer Kunstleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0555

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^r^> AUS DEM SCHWEIZER KUNSTLEBEN <&ä~v

AUS DEMSCHWEIZER KUNSTLEBEN

VÜRICH. Aus den letzten Ausstellungen im
" Zürcher Künstlerhause bleiben als nachhaltige
Eindrücke die Kollektion Jan TooROP-Amsterdam,
der schon zum zweiten Male nach Zürich kommt,
ein zweiter Sandreuter-N achlaß, der hauptsäch-
lich aus den Bildern seiner späteren landschaftlichen
Neigungen besteht und des Künstlers aquarellistische
Studien bringt, sowie das Auftreten der Zürcher
Künstlergruppe, die in erster Linie die Rüschlikoner
Maler wie Gattiker, Fritz Widmann, Ernst Würten-
berger umfaßt. Toorop ist mit einer stattlichen Zahl
von Studien und Bildern erschienen, auf denen er
nicht, wie in den mehr zeichnerischen Hauptwerken
an die bange buddhistische Mystik anlehnt und Kom-
positionen im Stile seiner gesinnungsverwandten
Präraffaeliten schafft, sondern das Feld der im-
pressionistischen und malerischen Entdeckungen be-
baut. Nicht ohne zuweilen, wie in den Schöpfungen,
bei denen es ihm auf die Wiedergabe des Sonnen-
lichts ankommt, viel mehr zu geben als technische
Versuche, bei denen die Malweise auf Kosten einer
einheitlich ästhetischen Wirkung stark dominiert.

Was bei Toorop indes selbst in solchen Fällen zu
einer ungewöhnlichen Anteilnahme nötigt, ist des
Künstlers fortreißendes darstellerisches Tempera-
ment, die Zähigkeit, mit der er den Erscheinungs-
formen immer wieder zu Leibe geht, um ihnen
neue farbige Außenseiten abzugewinnen. Als Schöpfer,
der neben diesen Spezialversuchen in der Kunst noch
ein Mittel sieht, höheren Dingen als den Empfin-
dungen über Lichtund Farbe Ausdruck zu geben,wird
er auch in Zürich, wo man mit vielseitigen Künstlern
nicht verwöhnt ist, seinem Range nach eingeschätzt.
Ueber Sandreuter ist nach den großen schweren Land-
schaften von einfacher farbiger Struktur, die natür-
lich neben dem hellen Toorop etwas sonnenlos
wirken und seine Nachbarschaft nicht vertragen,
nicht viel Neues zu sagen. Außerdem erklärt der
Künstler mit seinen Hauptschöpfungen seine Ab-
sichten weit besser, als mit den zahlreichen Studien
in Wasserfarben, die jedenfalls als Werkstattstudien
gedacht waren und darum immer nur mehr geneii-
sches Interesse beanspruchen können. Wie weit
sich Sandreuter zum Glück für seine künstlerische
Selbständigkeit von seinem Meister, von Arnold
Böcklin, entfernen konnte, beweisen wiederum die

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