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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Hundert Jahre Schweizer Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0232

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-*=feö> HUNDERT JAHRE SCHWEIZER KUNST <ö^-

HUNDERT JAHRE ™ff">« Gottfried Mino (1768-1814) waren 17 der

J berühmten Katzenbilder, teils Aquarelle, teils Blei-

SCHWEIZER KUNST Stiftzeichnungen, zu sehen. Als einen Meister in

der feinen Miniaturmalerei exquisitesten Stiles

In der Baseler Kunsthalle hat — leider nur konnte man in der Ausstellung den bei Augustin in

* etwa drei Wochen lang — eine hochinteressante Paris gebildeten, an treffender Charakteristik diesem

Jahrhundert-Ausstellung schweizerischer Kunst 1775 aber überlegenen Basler Friedr. Ochs (1782—1844)

bis 1875^ stattgefunden. Die Bilder waren meist kennen lernen. In die Kreise der Nazarener führten

aus Basler- und Zürcher Privatbesitz geliehen und der Landschafts-, Historien- und Genremaler Lud-

ermöglichten eine Uebersicht von der Zopfzeit bis wig Vogel von Zürich (1788—1879), von dem ein

in die moderne Kunst ausgezeichnetes Famili-

hinein; ein Wissenschaft
lieh wertvoller Katalog
orientierte. Die Anfänge
zeigten die Schweizer-
kunst eines J. H. Keller
von Zürich (1692—1755)
in der Nachahmung
Bouchers befangen ;auch
Jos. Esperlin (1707 bis
1775) malte nach fran-
zösischen Mustern. Sehr
gut war der Maler-Dichter

Salomon Gessner
(1730—1788) mit idealisti-
schen Landschaften, zum
Teil ä la Claude-Lorrain,
vertreten; von Anton
Graff (1736-1813), dem
großen Porträt-Realisten
und Seelenmaler mitten
in einer klassizistischen
Periode, ragten zwei gute
Selbstbildnisse von 1780
und 1806 hervor. Hoch-
interessant waren zehn
dilettantische aber tem-
peramentvolle Militär-
stücke von Salomon
Landolt (1741—1818),
den Gottfried Keller als
>Landvogt von Greifen-
see« so köstlich lebendig
geschildert hat. — Vom
schweizerischen Sitten-
maler Sigmund Freu

SdjoTtisd)- •'OTöäti-

■urarßäti- -mager

denberger (1745-1801)

waren Serien jener kolo-
rierten Umrißstiche zu
sehen, in denen sich
pariserische Eleganz mit
schweizerischer Bieder-
keit zu liebenswürdig
lebensvoller Harmonie
verbindet. — Der echte
Klassizismus war durch

enbild da war, ferner die
bekannte Basler und Mün-
chner Mäcenatin Emilie
Linder (1791 —1867)und
— als Nachzügler — der
Maler religiöser Bilder
P. v. Deschwanden
(1811 — 1881). Aus der
Zeit der Orientmalerei
stammten Bilder von
Friedr. Horner (1802
bis 1864) und J.J. Frey
(1803—1865). — An der
Schwelle der modernen
Kunst stehen die vor-
züglichen Porträtisten J.
Fr. Dietler (1804-1874)
und F. X. Winterhal-
ter (1806—1878), der
letztere allerdings nur ein
Schweizer Nachbar (ge-
bürtig aus dem Schwarz-
walde). Noch merkt man
bei allen diesen, wo sie
hinblickten, wenn sie
malten: Paris war ihre
hohe Schule: Dietler ist
bei A. J. Gros gebildet
worden, Winterhalter der
Maler der Pariser Gesell-
schaft deszweiten Kaiser-
reichs gewesen. Da-
zwischen gab es im-
mer eigenartige Lokal-
talente dritten und vier-
ten Ranges wie J. J. Neu-

Constantin Guise
(1811 — 1858) in Basel.
Sie rangen aber noch
nicht schwer nach eige-
nem Ausdruck. Der äl-
teste der selbständig Mo-
dernen ist der Land-
schafter J. G. Steffan

ein Bild von Angelica (1815—1905); der in Ant-
Kauffmann(1741-1807), Rudolf schiestl bauernkirta werpen gebildete Aug.
die zugehörige Land- Weckesser(1821 -1899)
schaftsmalerei durch die suchte nach dem großen
Basler Peter Birmann (1758—1844) und Samuel historischen Stil. Der noch lebende bedeutende Land-
Birmann(1793—1847) vertreten. Spezifische Schwei- schafter Rob. ZOnd ist ein Jahrgänger BöCklins.
zermaler sind die Basler Karikaturisten Franz Von letzterem waren eine »Pietä« und der >Römerzug
Feyerabend (um 18C0), Hieronymus Hess (1799 in die Campagna« zu sehen. Ein Naturalist, welchen
bis 1850), ferner der ebenfalls in Basel tätige Minia- man wohl nicht unrichtig den schweizerischen
turist, Landschafts- und Porträtmaler Marquard Courbet« genannt hat, obschon er ganz selbständig
Wocher (1760—1830), der Winterthurer Tiermaler zum Pleinairismus gelangt ist, war Frank Buchser
J. J. Biedermann (1763—1830) und die Berner (1828-1890). Natürlich waren auch der Tiermaler
Sittenschilderer Gabriel Lory (1763—1840) und Rud. Koller (1828—1905), die Genremaler Kon-
Franz Nikl. König (1765—1832), der letztere stark rad Grob (1828—1904), Benj. Vautier (1829 bis
französisierend-klassizistisch, weit weniger natür- 1898) und Albert Anker !geb. 1831), der Hi-
lich als Freudenberger, sein Vorgänger im Fache storienmaler Ernst Stückelberg (1831 —1903) und
des kolorierten Umrißstiches. — Vom Berner>Katzen- der Landschafter Ad. Stäbli (1842—1904) mit

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