VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^=v-
DERLIN. Das Künstlerhaus bringt eine Ausstellung
" Weimarischer Künstler, die eine Ueberraschung
Lunge eignet, notwendig zum Oberrichter er- VON AUSSTELLUNGEN
nannt werden muß. Man könnte paradox sein UND SAMMLUNGEN
und sagen: wie den Künstler das Gefühl für
die Zustände, so macht den Kritiker dasjenige
für die Abstände aus. Und so lange wir
das Bedürfnis nach Ordnung und Klarheit enthält:Die ArbeitendesLandschaftersMAxMERKER,
. „ . , ~. , , • , , der, wie es scheint, in seinen Anfangen unter dem Ein-
in Geistes- und Sinnesangelegenheiten haben, fluß des jQngst entdeckten Karl Buchholz gestanden,
so lange wir die Dinge natürlich nehmen später sich vielleicht an Hagen angeschlossen hat.
und die öffentliche Kritik nicht als falsch- Jedenfalls bezeugen einige aus den achtziger Jahren
züngiges Orakel mit geheimer und fürchter- des vergangenen Jahrhundens stammende kleinere
, , -pi_, Landschaften des Kunstlers, wie >Vorfruhling in
hoher Macht ansehen, sondern einfach als Ettersburg«, »Frühlingstag in Tröbsdorf«, .Oktober-
ein Menschenwerk mit Fehlern wie Vorzügen, tag bei Lübeck«, »Blick auf Lübeck« und das größere
so lange werden wir sie schon mit in den Bild >An der Stadtmauer«, daß er ein guter Maler
Kauf nehmen und nach Vermögen nützen ist> etwa im Sinne der Barbizonschule, und daß er
•• ein feines Naturgefühl besitzt. Seine späteren Bilder
wirken weniger gut, weil der Maler seine alte An-
schauungsweise aufgibt, ohne sich doch in die neue
GEDANKEN UBER KUNST
pleinairistische hineinfinden zu können. Er erscheint
Das Wesen der Größe ist aber auf allen Stufen wenigstens unsicherer. Sein großer »Tempel der
dasselbe: daß man aus dem Vielfältigen der Sicht- Concordia bei Girgenti« hat gewiß vortreffliche
barkeit das Eine heraussieht, in dem die entscheidende Momente, läßt aber die schöne Einheitlichkeit der
Bedeutung steckt. Das andere braucht man nicht früheren Arbeiten vermissen. In diesen erscheint
fallen zu lassen, aber es soll sich so weit unter- Merker nicht viel geringer als Karl Buchholz in
ordnen, daß die führende Stimme klar heraustönt. den hier vorhandenen beiden Bildern. Nächst Merker
Es ist gleichgültig, was es sei, ein bloßer Kopf oder beansprucht hier Theodor Hagen die stärkste Be-
eine Historie: immer müssen diese Verhältnisse der wunderung, der es an Frische und Beweglichkeit
Neben- und Unterordnung gewahrt bleiben und das noch mit allen jungen Malern aufnimmt. Wie schön
Auge fähig gemacht sein, unmittelbar und leicht hat er in seinem „Waltershof an der Elbe" und in
das Wesentliche zu fassen. Heinrich Wöiffiin dem „Hamburger Hafen" die Atmosphäre der Water-
loos -Die Kunst Albrecht Dürers- kant getroffen ! Wie hell und farbig sind diese neuen
\
van mestrovic
Frühjahr-Ausstellung der Wiener Sezession
403
a m brunnen des lebens
51*
DERLIN. Das Künstlerhaus bringt eine Ausstellung
" Weimarischer Künstler, die eine Ueberraschung
Lunge eignet, notwendig zum Oberrichter er- VON AUSSTELLUNGEN
nannt werden muß. Man könnte paradox sein UND SAMMLUNGEN
und sagen: wie den Künstler das Gefühl für
die Zustände, so macht den Kritiker dasjenige
für die Abstände aus. Und so lange wir
das Bedürfnis nach Ordnung und Klarheit enthält:Die ArbeitendesLandschaftersMAxMERKER,
. „ . , ~. , , • , , der, wie es scheint, in seinen Anfangen unter dem Ein-
in Geistes- und Sinnesangelegenheiten haben, fluß des jQngst entdeckten Karl Buchholz gestanden,
so lange wir die Dinge natürlich nehmen später sich vielleicht an Hagen angeschlossen hat.
und die öffentliche Kritik nicht als falsch- Jedenfalls bezeugen einige aus den achtziger Jahren
züngiges Orakel mit geheimer und fürchter- des vergangenen Jahrhundens stammende kleinere
, , -pi_, Landschaften des Kunstlers, wie >Vorfruhling in
hoher Macht ansehen, sondern einfach als Ettersburg«, »Frühlingstag in Tröbsdorf«, .Oktober-
ein Menschenwerk mit Fehlern wie Vorzügen, tag bei Lübeck«, »Blick auf Lübeck« und das größere
so lange werden wir sie schon mit in den Bild >An der Stadtmauer«, daß er ein guter Maler
Kauf nehmen und nach Vermögen nützen ist> etwa im Sinne der Barbizonschule, und daß er
•• ein feines Naturgefühl besitzt. Seine späteren Bilder
wirken weniger gut, weil der Maler seine alte An-
schauungsweise aufgibt, ohne sich doch in die neue
GEDANKEN UBER KUNST
pleinairistische hineinfinden zu können. Er erscheint
Das Wesen der Größe ist aber auf allen Stufen wenigstens unsicherer. Sein großer »Tempel der
dasselbe: daß man aus dem Vielfältigen der Sicht- Concordia bei Girgenti« hat gewiß vortreffliche
barkeit das Eine heraussieht, in dem die entscheidende Momente, läßt aber die schöne Einheitlichkeit der
Bedeutung steckt. Das andere braucht man nicht früheren Arbeiten vermissen. In diesen erscheint
fallen zu lassen, aber es soll sich so weit unter- Merker nicht viel geringer als Karl Buchholz in
ordnen, daß die führende Stimme klar heraustönt. den hier vorhandenen beiden Bildern. Nächst Merker
Es ist gleichgültig, was es sei, ein bloßer Kopf oder beansprucht hier Theodor Hagen die stärkste Be-
eine Historie: immer müssen diese Verhältnisse der wunderung, der es an Frische und Beweglichkeit
Neben- und Unterordnung gewahrt bleiben und das noch mit allen jungen Malern aufnimmt. Wie schön
Auge fähig gemacht sein, unmittelbar und leicht hat er in seinem „Waltershof an der Elbe" und in
das Wesentliche zu fassen. Heinrich Wöiffiin dem „Hamburger Hafen" die Atmosphäre der Water-
loos -Die Kunst Albrecht Dürers- kant getroffen ! Wie hell und farbig sind diese neuen
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van mestrovic
Frühjahr-Ausstellung der Wiener Sezession
403
a m brunnen des lebens
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