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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten
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-^4=ö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

DOM. Nur selten noch hört man von Rom
als Kunststadt. Einst das Mekka aller
deutschen Künstler, die sich am Zauber der
ewigen Stadt und der Campagna begeisterten,
ist das gute, alte Rom längst zum verlorenen
Posten geworden. Freilich fehlt es auch
heute nicht an fremden Künstlern auf dem
klassischen Boden — aber die Meisten be-
trachten die Tiberstadt nur mehr als Durch-
gangs-Station, als Villeggiatur nach den Mühen
der heimatlichen Akademie. Nur wenige (A.
Volkmann, Tuaillon, Felderhoff, Greiner u. a.)
halten, bezw. hielten es jahrelang hier aus.
Die zurzeit hier lebenden deutschen Künstler
haben es als ihre Pflicht betrachtet, der Welt
ein Lebenszeichen zu geben in Gestalt einer
Ausstellung im Palazzo Serlupi. Röder, Le-
pinsky, Völkerling, Nöther, Brioschi, Paul
Bürck u. a. sind vertreten; Geiger (der hier
unlängst eine Sammlung genialer Radierungen
ausgestellt), Otto Greiner, Frieda Menshausen,
der junge und temperamentvolle Porträtist
Fritz Harnisch fehlen. Unter den Malern ver-
dient der Schlesier Hermann Völkerling
mit einem Damenbildnis — einer überaus
feinen Symphonie zartester Farben — Er-
wähnung. Die Abgebildete, Frieda Gilbert,
ist selbst Porträtistin von ausgesprochenem
Talent, deren Pastelle durch Kraft und Exakt-
heit der Zeichnung überraschen. Ein wunder-
volles Damenporträt in Tempera hat Ernst
Nöther, gleichfalls ein treffliches Bildnis
einer jungen Frau (Kohlezeichnung) bringt
Kellerhals, und ferner sind Paul Barth
und Frl. Reinmann mit Porträts, Brioschi
(seit 14 Tagen Professor von San Luca) mit ottoscholderer bildnisderfrau
duftigen Campagnaskizzen, BüRCK-Darmstadt (1834—1902) victor Müller«»

mit phantastischen, an Feuerbach und Klinger Deutsche Jahrhundert-Ausstellung Berlin 1906

gemahnenden Steindrucken vertreten. Voll
Melancholie sind Max Röders Radierungen:

zerfallene Villen, epheuumrankte Nymphäen, schwer- zerische freie Künstlervereinigung mit dem Beinamen
mütige Zypressen- und Pinienhaine aus den Albaner- Sezession, die alle hervorragenderen Elemente der
bergen, sowie ein flottes Oelbild : Der Golf von älteren Kunst unter ihrer Führung versammeln will.
Neapel an einem Regentag. Wie unter Tränen An der Spitze stehen Namen wie Rüdisühli, Barzaghi,
lächelt die italische Sonne zwischen den vorüber- Bachmann-Luzern und etliche Schweizer Künstler,
hastenden Wolken auf Capri herab. Sigmund die mit Unterschied zu beurteilen sind, aber weder
Lepinsky endlich hat eine Circe von starker deko- draußen noch zu Hause verzeichnet werden, wenn
rativer Wirkung (Oel und Tempera kombiniert) und von den Fortschrittsmännern in der eidgenössischen
eine Reihe poetischer Landschaftsbilder. Von Kunst die Rede ist. Die neue Vereinigung richtet
Bildhauern erwähnen wir hauptsächlich Christoph ihre Spitze vor allem gegen die schweizerische Ver-
Nüsslein, Seeböck, Glycenstein. Der letzt- einigung von Architekten, Malern und Bildhauern
genannte bringt u. a. eine sehr elegante Porträtbüste und trägtsich mit der Idee, der gegenwärtig herrschen-
von Gabriele d'Annunzios Tochter, Seeböck das den »terrorisierenden Moderichtung« eine gesunde
reizende Nippes-Figürchen einer jungen Dame mit Opposition entgegenzustellen. Für den Herbst 1906
Hund, der hochbegabte Bayer Nüsslein das ganz zeigt die neue Künstlervereinigung eine eigene Aus-
von klassischem Geist belebte, wundervolle Relief- Stellung an, die in Basel stattfinden soll. Alles in
bild der Iphigenie mit Orest und Pylades. Auch allem redet es von gesunden Geist im — anderen
Brandenburg (Brunnenmodell) und Paul Oss- Lager, daß man diese Gründung für nötig hält. Es
wald (Majolikabildnis) seien erwähnt, sowie der wird sich erweisen, ob sie stark genug ist, einen
derzeitige Vize-Präsident des D. K.-Vereins, Emil Terrorismus, der schließlich in gewissen ästheti-
Stadelhofer, dessen neueste Arbeit, eine Pracht- sehen Dingen nie genug terroristisch sein kann,
Fontäne in verschiedensten Marmorarten und in Konkurrenz zu machen. Ich hoffe nicht,
der Idee einer Passionsblume gehalten, zur Aus- Die Zürcher Künstlerhausausstellungen der letz-
stellung im Palazzo Serlupi zu umfangreich war und ten Monate brachten wenig Ueberraschungen. Im
darum bis zur Versendung nach Deutschland im Rahmen gut geordneter Kollektivausstellungen er-
Atelier des Künstlers bleibt. dr. Hans Barth schienen neben dem etwas eintönigen Kalckreuth-

schüler Wilh. laage-Cuxhaven W. Lehmann und

ZÜRICH. Das neueste auf dem Gebiete der Schwei- Ernst Kreidolf, beides Schweizer Künstler, die

t-1 zerischen Künstlervereinigungen ist eine Schwei- sich außerhalb ihrer Heimat einen klingenden Namen

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