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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Neue Kunstliteratur - Personal- und Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0558

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-^4sö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^=v-

VON AUSSTELLUNGEN Technik) ausgestellt. In der Landschaft finden wir eine

wundervolle venezianische Regennacht mit flackern-
UND SAMMLUNGEN der Osterialaterne von Vianello, der auch im letz-

ten Jahr ein ähnliches Motiv mit phänomenalem Ge-
DOffl. »Auch eine Ausstellung« würden boshafte schick behandelt hat, eine Sommernacht auf dem
Menschen die heurige Esposizione di Belle Appennin von Faccioli von bedeutender Licht-
Arti, unseren Römischen >Salon<, nennen— >auch Wirkung, ein Waldinterieur (Kohlezeichnung) des
eine Ausstellung«, weil sie Bilder, Skulpturen, so poetisch schildernden Filiberto Petiti. Von
Kustoden und Publikum enthält. Leider kommt aber Ausländern hat Max Röder einen heroischen
unsere Frühlingsausstellung trotz des Müller-Preises Eichenhain am Meere, Frieda Menshausen-La-
keineswegs gegen Venedig und andere norditalie- briola zwei sonnendurchflutete Pastelle (Mutter
nische Ausstellungen auf, denn was an die reisenden und Kind und flottes Kinderporträt), Gregor Gold-
Yankees und Touristen abgesetzt wird, das reicht stein ein originelles Silbstbildnis, Jaroslaw eine
an die Massen-Verkäufe namentlich in der Lagunen- Erwachen der Stadt Prag voll Frische und Morgen-
stadt, nicht heran. Mors mea — vita tua! Trotz- duft, Leo von Erhardt ein schön empfundenes
dem streikt auch in Rom die tüchtige Kunst nicht Capri aus der Vogelperspektive. Auch eine flotte
völlig. Mit drei ganz vortrefflichen Gemälden kommt Bleistiftzeichnung der bekannten Norwegerin Tyra
Oca-Bianca, der immer fesselnde Veronese; sein Kleen (Porträt eines jungen Mannes) ist höchst
bestes ist ein durch den Zauber von Anmut und beachtenswert. In der Skulptur herrscht womöglich
Unschuld berückendes liebes Mädchenbildnis. Ein noch mehr Ebbe als im Gemälde. Canonica
Gedicht an Farbe und Empfindung. Treffliche Por- stellt drei längst bekannte Büsten aus. Den großen
träts haben auch Balla (Mutter und Kind) und Preis der Stadt Rom erhielt Fontana für einen
Genua (Selbstbildnis) — beide Schüler des derben ä la Rodin aus dem Fels herauswachsenden Farinata
Impressionisten Mancini, sowie Noci (Studie einer degli Uberti aus Dantes Hölle. Der als Atheist
jungen Bäuerin) und Boccardo (Kinderköpfchen von Dante ins Inferno versetzte steht stramm, wie
von rührendem Ausdruck und geradezu hoibeinscher der Soldat vor dem Unteroffizier, die Hände an der

(nicht vorhandenen) Hosennaht
und das glatt rasierte Gesicht
voll ängstlicher Erwartung, als
gäbe es 14 Tage verschärften
Höllen-Arrest wegen Unglau-
bens. Statt dessen .... hat
ihm die römische Jury die
großeMedaille aufgeklebt! Von
ähnlichem (d. h. wohl von gar
keinem) Gesichtspunkte ging
die Jury auch.beim Preise für
die Gemälde aus, wo ein x-be-
liebiges Verkaufsbild (Dudel-
sackpfeifer und Ciocciaren-
mädchen) als bestes ausge-
zeichnetwurde! Geradezu un-
erhört, denn jedes einzelne
der vorerwähnten Bilder und
hundert andere, die wir über-
haupt nicht erwähnt, waren
mehr wert, ausgezeichnet zu
werden. Dafür hatte wenig-
stens die Kommission des
Müller-Preises mehr Verständ-
nis und . . . Gerechtigkeitsge-
fühl, indem sie August
Kraus' elegant modellierte
Kugelspieler prämiierte. Mit
Werken der Bildhauerei kom-
men noch in Betracht Sommer
mit einer etwas allzu dekorativ
aufgefaßten, pfeilschießenden
Kentaurin,NCssLEiN mit einem
archaistisch gehaltenen Iphi-
genie-Relief und einem sinnen-
den Paris von großen, edlen
Linien. Der Papstbildhauer
Limburg hat eine kleine, be-
malte Büste Pius X. und Gli-
Censtein die gleichfalls be-
malte Statue eines sitzenden
Weibes in Lebensgröße, die
mit den lüsternen Augen, dem
gelblichen Teint, dem roten
Haar, dem grünen Mieder über
f.w.voiGT münchener Blumenverkäuferin dem dekolettierten Busen,dem

Ausstellung der „Scholle", Ghspaiast 1906 schwarzen Rock fast an eine

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