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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Kesser, Hermann: Aus dem Schweizer Kunstleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0556

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-*=432> AUS DEM SCHWEIZER KUNSTLEBEN <ö£=*-

malerischen und dekorativ angelegten Landschaften, Wandgemälde pflegt, von seinen heiteren Blumen-
auf denen er Motive seiner engeren Heimat ver- und Kinderkompositionen abgesehen, legt die Mehr-
arbeitet hat. Hier ist er ganz flüssig, zuveilen tonig, zahl der Künstler, die sich um die Rüschlikoner
auf jeden Fall grundverschieden von Böcklin. Erin- Maler gesammelt haben, den Nachdruck auf das
nert man sich seiner figürlichen Schöpfungen, so landschaftliche Gebiet. Hier hat Widmanns kräftig-
frägt man sich, wie es ihm möglich war, sein wirk- farbige Ausdrucksweise, unterstützt durch ein
liches Gesicht solange hinter Böcklin versteckt starkes Gefühl für das formkonzentrierende Gewicht

der Linie, am glücklichsten ab-
geschlossen. Hier und da noch
etwas trocken und dokumen-
tarisch, gibt er in seinen Schil-
derungen der winterlichen Vor-
berglandschaft, des Gotthard-
gebietes und des Vierwald-
stättersees gesunde, persön-
liche Landschaftskunst. Wür-
tenbergers Bauernbilder und
seine graphischen Werke, auf
denen zuweilen stilvolle, gro-
teske Linien auftauchen, sind
wiederum als Neuschöpfungen
eines vielgestaltigen, unermüd-
lich suchenden Talentes zu be-
trachten. In des Künstlers far-
bige Organismen ist ein klarerer
und entschiedenerer Zug ge-
kommen : Das Bestreben ein-
fach zu sein und farbig aufzu-
bauen. Hermann Gattiker, der
Radierer, gibt in einigen Kohle-
zeichnungen, zu denen nur
wenige stimmunggebende Töne
treten, schöne Uebertragungen
seiner graphischen Technik und
seiner Art, sich die Natur zu
beschauen, auf größere For-
mate. Der ernste, ans Düstere
streifende Grundton seiner
Landschaftsromantik hat sich
in ihnen eine sprechende Aus-
drucksweise geschaffen. Mit
einer großen Schöpfung, die
nur noch etwas mehr stili-
stische Konzentration nötig
hätte, um für voll genommen
zu werden, tritt Eduard Stie-
fel auf, um in dem >Abend<
das Probestück für eine wil-
lensstarke künstlerische Per-
sönlichkeit zu geben. Ein drei-
teiliges Bild von Emil Weber
>Landleben< ist trotz zeich-
nerischer Unzulänglichkeiten
nach der kompositioneilen
Seite als eine Leistung von
Erfindung und Talent zu be-
trachten und wenn ich noch
Hummel, einen Züricher Ma-
ler, erwähne, der in einem

FRITZ ERLER DIE ROMANTISCHE MUSIK porträ, und eine[. Landschaft

Ausstellung der „Scholle", Glaspalast 1906 mjt figürlicher Staffage den

zarteren Wirkungen ineinander
fließender dezenter farbiger

zu halten. — Bei den Werken der Zürcher Künst- Harmonien nachgeht, ist die Reihe der Neuwerke,
lergruppe, zu der unter anderen auch Martin die auf besondere Beachtung rechnen dürfen, für
Schönberger, ein Münchener gehört, haben die heute geschlossen.

Württemberger Gattiker, Neumann-St. George, Kesser
Hummel, Fritz Widmann, ein Sohn des Berner
Dichters J. V. Widmann, das entscheidende Wort.
Von Schönberger, der auf seinen mehr mit altmeister-
licher Farbenfröhlichkeit gesehenen großen und
kleineren Putten- und Kinderdarstellungen das
Genrebild im besten Sinne und das dekorative

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