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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Personal- u. Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0338

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-^sf5> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

in seinen Motiven und zu eintönig und trocken in Strohhut auf dem Kopf, liegt das junge Mädchen
der Farbe ist. Man weiß nicht recht, ob er nach Ton mit aufgestütztem Kopf, vor sich hinträumend, im
oder nach Farbigkeit strebt. Im Grunde sind seine Grase. Ein Sonnenstrahl hat sich durch das Blätter-
Sachen nur schwarz und weiß. Am angenehmsten dach zu ihren Häupten gestohlen und küßt ihre
wirkt seine Art noch in einer Frühlingslandschaft. frische linke Wange. Man begreift heut vor diesem
Die härteste Kritik für ihn bilden freilich die Land- Bilde nicht, wie Courbet in den Ruf kommen und
Schäften eines erst in der letzten Künstlerbund-Aus- diesen selbst noch durch seine Aeußerungen be-
stellung an die Oeffentlichkeit getretenen jungen stätigen konnte, er sei ein Realist. Man kann sich
Malers Theo von Brockhusen. Da ist Ton keine stärkere Uebersetzung der Natur denken als
und Farbe und Courage. Wie viele von den jungen diese Malerei, an deren Warmblütigkeit sich heut auch
Berliner Malern, ist auch Brockhusen von van Gogh der ärgste Feind der Moderne erfreuen wird. Seit 1857
enthusiasmiert. Wie er in ein paar Parkbildern haben sich die Ansichten des Publikums also an-
Bosketts summarisch oder eine Palmengruppe stili- scheinend erheblich geändert. Hans Rosenhagen
siert gibt, wie er in zwei Dorfstraßen die Schatten

der Bäume auf den Weg fallen läßt — das ist van CTUTTGART. Amandus Faure, ein Schüler
Gogh abgesehen; aber in diesen selben Bildern sind k-' Kalckreuths, ist den Münchnern kein Fremder
wieder eine Herzlichkeit und Farben, die der Hol- mehr; seine dem Leben eines sogenannten Schmieren-
länder nicht hat, und in einer Landschaft »Trübes zirkus entnommenen Bilder haben in ihrer kühnen
Wetter« mit kahlen Weiden an einer Landstraße prachtvollen Malerei in der Frühjahrsausstellung
findet sich in der Empfindung und in der Technik Sezession 1905 Aufsehen erregt und sind auch an
soviel Eigenes, daß man die besten Hoffnungen auf dieser Stelle (Heft 16, 1905) eingehend gewürdigt
den jungen Künstler setzen darf. Außer einem worden. Auch in seiner großen zurzeit im Kunst-
wundervollen frühen Corot, einem prachtvollen verein veranstalteten Ausstellung sehen wir eine
Cezanne >Dorf am Meeresufer«, einem köstlichen Reihe von Motiven aus dem Leben der Bohemiens,
Pissaro enthält die Ausstellung einen herrlichen so die >Mädchen im grünen Wagen«, sich zur Vor-
großen Courbet, das lebensgroße Bild jener Stellung vorbereitend, »Tänzerinnen« u. a. m. Un-
schönen aus den >Demoiselles au bord de la Seine«, gemein fesselnd ist ein kleines Bild -Boulevard-
deren Kopfstudie kurz vorher schon bei Cassirer variete« in seinem aparten Farbenreiz; auch in seinem,
zu sehen war. In einem braunroten Kleide, einen vielleicht etwas an Honore Daumier erinnernden
Busch von bunten Blumen im Schoß, einen gelben Bilde >Drama«, einer von dem grausigen Humor

KARL BLECHEN (179R-1840) BLICK AUF HÄUSER UND GARTEN

Deutsche Jahrhundert-Ausstellung Berlin 1906

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