Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

DOI Artikel:
Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0488

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-^=j2> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

»Insel der Seligen« und >Pietä< der Berliner National- Die Ausstellung gibt als Ganzes eine gute Uebersicht
galerie und »Die Flora« in Klingers B.-sitz — und des deutschen Kunstschaffens der Gegenwart. Und
Leibl's köstlichen »Bauernjungen , ebenfalls aus zieht man die mannigfachen Schwierigkeiten und
der Berliner Galerie. Böcklin ist mit jenen drei Beschränkungen in Betracht, mit denen man trotz
Bildern erstmals dem englischen Publikum und der erfreulichen Freigebigkeit einer Reihe hiesiger
einem Teil der die deutsche Kunst bisher links Kunstfreunde und des regen Interesses der hiesigen
liegen lassenden englischen Kritik vorgeführt worden. Künstlerschaft— 13 englische Kunstkörperschaften
Was sagt man hier zu ihm? Der Timeskritiker, ließen sich die Organisation dieser Ausstellung an-
der einen sehr sympathischen, auffallend warmen gelegen sein — zu kämpfen hatte, so darf das Re-
Artikel über die deutsche Ausstellung in der Literatur- sultat als ein ganz vorzügliches bezeichnet werden,
beilage der »Times« gleich nach der Eröffnung ver- Hoffentlich trägt es auch gute und viel ersehnte
öffentlicht hat, schreibt, was als typisch für die eng- Früchte. f. e. W. freund-London

lische Stellung Böcklin gegenüber gelten dürfte:

»Böcklin nimmt in der Schätzung seiner Landsleute DERL1N. Im Künstlerhause gibt es einen ganzen Saal
einen Platz ein analog zu dem Puvis de Chavannes voll schottischer und englischer Bilder, die nichts

in Frankreich und G. F. Watts bei uns. Wir sagen, was man nicht schon längst wüßte, und die man,
sehen in ihm den Typus der Einbildungskraft trotz der großen Namen ihrer Urheber, recht kühlen
einer bestimmten Rasse. Er lebte lange in Italien, Herzens betrachtet. Aus dem an sich guten Niveau
und seine Kunst nahm Wärme und Farbe an durch ragen vielleicht empor Priestmans »Old Watergate«
diesen Aufenthalt im Süden. Aber seine Einbildungs- und »Stürmischer Abend« mit der Silhouette einer
kraft blieb teutonisch. Unser englischer Geschmack Mühle gegen einegroße,graue Luft. AlfredWithers
findet in seinen Konzeptionen vieles, das ihm fremd braunroter »Mühlengraben«, Austen Browns »Bren-
und unsympathisch dünkt; er findet einen Mangel an nendes Unkraut« mit den beiden Frauen am Kar-
Vornehmheit in seinen Formen, an Delikatesse toffelkrauifeuer und Walter Cranes »Mäher«, der
in seiner Farbengebung. Eine eingehende Kritik als grimmer Tod Blumen in Menschengestalt auf
würde ihm wahrscheinlich eine gewisse Äußerlich- einer Wiese mit seiner Sense ums Leben bringt,
keit der Konzeption vorzuwerfen haben, die dann Karl Albrecht scheint durch den Erfolg, den er
und wann an eine Theaterproduktion gemahnt. Aber, im vergangenen Jahr mit seinem so unorganischen
ob er uns nun etwas zu sagen hat oder nicht, er ist Bildhauer in München errungen, weiter ermuntert
jedenfalls ein Mann, mit dem man rechnen muß, ein zu sein, Bilder von oberflächlich Leibischer Art zu
Maler voll Erfindungsreichtum und innerer Stärke.« produzieren. Es fehlt dem beliebten Stillebenmaler
— In der Ausstellung sind im ganzen 93 Künstler jedoch nahezu alles dazu, um in Leibis Nähe zu
vertreten; darunter 22 lebende aus München. — kommen. Er ist ein recht minderer Zeichner und

gegenüber der lebenden

___^_, Natur ein höchst unsiche-

^ik^ rer Maler. Die schwärz-

liche Untermalungbedeu-
tet für Leibi im Grunde
nichts, und die herab-
hängende Hand bei Al-
brechts Porträtstudie ei-
ner lesenden Dame gibt
dieser auch nicht die ge-
ringste Anwartschaft da-
rauf, mit der »Kokotte«
des großen Meisters ver-
glichen zu werden. Er-
träglicher ist des Künst-
lers Art in dem Bilde
»In Gedanken« mit der
bei einem brennenden
Licht an einem Schreib-
tisch sitzenden Dame.
Jedenfalls kommt in die-
sem Werke des Künst-
lers bester Vorzug, eine
stille Liebenswürdigkeit,
aufs angenehmste zur
Geltung.

S1

'T.PETERSBURG.Die
diesjährige Frühjahrs-
ausstellung in der Aka-
demie der Künste um-
faßt 331 Nummern. N.J.
Teschin's bestes Bild,
ein einer verwundeten
Frau helfender Student
mit Soldaten im Hinter-
grunde, wurde von der
Zensur entfernt. Das-

edvard munch kinderbildnis selbe Schicksal wurde

Ausstellung der Berliner Sezession noch fünf Kunstwerken

452
 
Annotationen