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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Neue Kunstliteratur - Vermischtes - Personal- und Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0148
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^feö> NEUE KUNSTLITERATUR

CLAUS MEYER FÜRCHTET EUCH NICHT!

greiflicherweise zu sehr verschiedenen künstlerischen
und kunstgeschichtlichen Betrachtungen heraus. Man
täusche sich aber nicht und meine, nun sei der Blick
über die Malerei des 19. Jahrhunderts völlig geklärt,
das historische Urteil sei nun über die Einzelnen zu
fällen. Der vorliegende Bericht Kerns über die Jahr-
hundertausstellung, der als Ganzes wohl eine gute
Uebersicht gibt, legt solche Erwägungen nahe. Die
Urteile Kerns über einige Maler der letzten Hälfte
des Jahrhunderts dürften von historischer Sachlich-
keit doch noch weit entfernt sein, wogegen die Ent-
wicklung der früheren deutschen Meister des letzten
Jahrhunderts weniger widerspruchsvoll uns erscheint.
— Im allgemeinen aber wäre zu wünschen, die Hi-
storiker würden weniger die letzten Jahrzehnte histo-
risch zu behandeln suchen; stattdessen möchte die
Sammlung und Betrachtungsmöglichkeit der male-
rischen Werke des letzten Jahrhunderts mit immer
regerem Eifer betrieben werden. In diesem Sinne
schon ist das offizielle Werk über die Jahrhundert-
ausstellung, das die größtmögliche Fülle von Bil-
dern zu selbständiger Betrachtung uns gibt, ein

viel wichtigeres, als kleinere oder größere Erörte-
rungen über Wert und Unwert einzelner Meister,
die zum Teil noch unter uns schaffen.

Willy Pastor, Donatello. (Die Kunst, heraus-
gegeben von Richard Muther. 46. Band.) Berlin,
Bard, Marquardt & Co. M. 1.25.

Es steht sehr viel mehr in dem Bändchen, als
man das im allgemeinen von einem so äußerlich
reizvoll ausgestatteten Werkchen zu erwarten pflegt.
Pastor faßt sein Thema sehr ernst auf, er gibt uns
auch auf Fragen Antwort, die wir nicht an jede Künst-
lerbiographie zu stellen gewohnt sind. Daß Pastor
nicht, wie dies in solchen Monographien leider nur zu
oft geschieht, in eine planmäßige aber unsachgemäße
einseitige Verherrlichung des Künstlers fällt, von
dem er redet, soll besonders gerühmt sein. Oft genug
wird dadurch das lebendige Interesse für den Künst-
ler getötet, denn der intelligente Leser folgt nur so-
lange seinem Führer gern, als er bei ihm weiter-
schauendes Wägen der Werte bemerkt. Pastor hat
in diesem Bändchen, dessen Inhalt uns bis zuletzt

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