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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Ostini, Fritz von: Fritz von Uhde
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0025

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darstellt, sei es nun die Tragödie Christi, und dem streng und ernst gemalten Familien-
seien es homerische Götter und Helden oder bild „In der Sommerfrische" (Abb. S. 6)
mittelalterliche Spukgeister aus dem Fabel- einerseits und dem flotten unbekümmerten
kreise des Doktor Faust! Eklektizismus der Pariser Periode!

Die religiöse Lichtmalerei Uhdes füllt die In den zwei Jahrzehnten seiner religiösen
Mitte seiner Schaffenszeit aus — am Anfang Malerei hat der Meister immer wieder das Be-
und am Ende steht Profankunst, wenn anders dürfnis gezeigt, lebensgroße Menschengestalten
das Wort überhaupt hieher paßt. Und auch ohne Beziehung auf eine Bildidee breit und
hier ist die Entwicklung deutlich. Man weiß, groß herunterzumalen. Ein paar Studien von
daß er erst, nachdem er den Reitersäbel mit Apostelfiguren entstanden so, dann ein paar
dem Handwerkszeug des Malers vertauscht schöne Frauenbildnisse, in denen das Licht
hatte, auf Koloristik Makartscher Prägung aus- wieder seine große Rolle spielte, und die zwei
ging, und man weiß, daß er auch da nichts Bilder des Schauspielers A.Wohlmuth. Beson-
Schlechtes gemacht hat, so gering
er selbst jetzt die Leistungen seiner
damaligen Entwicklungsstufe an-
schlägt. Aber was naturfremd
war, war ihm auch wesensfremd.
Ein Studienjahr in Paris (1879-80)
führte ihn vom Atelierrezept zur
Natur und damit von der Lieb-
haberschaft zur Kunst. Er sah
Munkacsy, der damals in der Blüte
seiner Kraft stand, vieles ab, seine
samtenen Tiefen, in die so breit
und saftig lebendige Gestalten
hineingemalt waren, und er malte
Aehnliches, kaum schwächer als
sein Vorbild, das „Familienkon-
zert" (Abb. S. 3), „Die Chan-
teuse" (Abb. S. 2) und „Die ge-
lehrten Hunde". Das war die Zeit
„ante lucem". Der Stoff war ihm
damals noch überragend wichtig.
Mit seiner holländischen Fahrt
im Spätsommer 1882 wurde auch
das anders. Er entdeckte sich das
Licht und verzichtete sofort auf
üppig komponierte und witzig zu-
gespitzte Vorwürfe. Das Licht
lehrte ihn die Schönheit der
schlichten Wirklichkeit erkennen.
„Der Leierkastenmann" (Abb. J.
1886/87 geg. S. 209), „Die Kinder
von Zandvoort" (Abb. S. 4), „Die
holländische Nähstube" (Abb.
S. 4), waren die unmittelbaren
Früchte der Reise, die famosen
„Trommler" (Abb. S. 5), das Mei-
sterbild Uhdescher Frühzeit, ent-
standen nach der Rückkehr nach
München. Noch nicht sechs Jahre
war er damals beim Fach, als er
diese Probe reifsten Könnens und
diesen Beweis ablegte, daß er sich
zu freier Selbständigkeit durchge-
rangen! Was liegt an Kampf und F von uhde der Schauspieler o*»,

MuhenZWISChen den „Trommlern" Copyright ISW by Photographische Gesellschaft, Berlin

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