Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

DOI Artikel:
Corinth, Lovis: Erinnerungen an den Münchener Allotria-Kreis, [1]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0055

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-a-5^> ERINNERUNGEN AN DEN MÜNCHENER ALLOTRIA-KERIS <^s^

Stäbli lächelte meistens nur jeden freund- Schwabenmaier erwachte, was er durch ein

lieh an und beschränkte sich auf die Phrase: Geräusch kundtat und dabei ein Bein aus
„By Gott, der Wi ischt guat" —; war er be- der warmen Umhüllung emporstreckte. Blin-
sonders aufgelegt, sang er das traurige Lied zelnd hörte er die Vorwürfe des andern, dann
vom unglücklichen „Schwalangär" (Chevau- erwiderte er: „Weg'n so'n lumpigtes Gräfle
leger). Seitdem ihn der Prinzregent zum wie du ändert der Guschtav Schwabemaier

Professor ernannt noch lang netseine

hatte, trug er eine Gewohnheite."

weiße Krawatte ■^■^■^■^KBP^MW'llSfflfi^l^jP^^SB Sprach's und
und weiße Weste. wich von dem La-
beide Sachen hielt J^^BBT 8er' gleichgültig,
er peinlich sauber. ^BfeHfll Ste 00 das „Gräfle"

Einstmalstrafen S fe. seinen einfachen
die Freunde zu Wjl ^fl ■ * Herrichtungen für
einem Ausflug auf K denTagbeiwohnen
dem Bahnhof zu- fl Bii A 11 wollte,öderes doch
sammen. Als letz- i ;. % ImRHL |Hfl vorzog, zu ver-
ter kam Stäbli an, I 1* K^^UmI schwinden,
unter dem einen Das Leben, so
Arm eine einge- sie führten, war
wickelte Flasche, nichtdazu angetan,
das war selbstver- lange zu währen,
ständlich, aber in BAktS^I ^er Wechsel in
der Linken hielt * \ - j - Entbehrungen und
er wie ein Blumen- ^L. ^1 Ueberfluß, selten
bukett eine Düte. • W*? genügendes Essen
„Staab, was ^\ ] und immer un-
hascht da in der Jtfjuä mäßiges Trinken
Hand?" fragte E^flKfl schwächten doch
Schwabenmaier. schon in den vier-
„Hier han i Rot- zigerLebensjahren
win und weischt, lfö Ml 'nre Widerstands-
wenn i son Trilli- W | wa| kraft. Ich glaube,
lio in der Hand hab Stäbli starb zuerst,
un eppas auf d' Stäbli zog sich
West tropft, dann kef, t. in den letzten Jah-
han i hier Salz und H ■» :- ^^^ iL rcn des °fteren in
das streu i drauf." ein Krankenhaus
Da war das Gusch- I M zurück, um seinen
tävle schon ein an- Körper von der
derer Kerl, dem allzugroßen An-
konnten die Klei- häufung von Alko-
der am Leib aus- holsubstanz und
sehen wie sie woll- deren Folgen zu
tenundbeimSchla- befreien. War er
fengehen am frü- auf solche Weise
hen .Morgen war Hl von Zeit zu Zeit
es ihm erst recht für seine Freunde
wurscht, HHHMbH BBB^B^HBHI^BB^M unsichtbar, pflegte
sich gruppierten. wohl Schwaben-

_ & *^ „ . J. S. SARGENT MiSS ELLEN TERRY ALS LADY MACBETH

Er war auf ein maier zu sagen:

Schloß am Boden- „Der Staab hat

see geladen und da er sich den nächsten Tag um wieder die Reblaus." Stäbli selbst nannte
12 Uhr immer noch nicht sehen ließ, trat der es nach der neumodischen Krankheit zwar
besorgte Gastfreund in die unverschlossene zögernd, aber doch bestimmt: die Influenza,
Stube. Da lag alles wie Kraut und Rüben auf dem sein blauroter Kopf wurde bei dieser Not-
Boden. Kopfschüttelnd hob der Mann jedes lüge noch farbiger.

Stück auf und legte die Sachen auf den Stuhl. Einmal schon war er bei dem Tode haar-

411
 
Annotationen