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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Herrmann, Paul: Die künstlerische Medaille und ihre Geschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0222

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^-4^> DIE KÜNSTLERISCHE MEDAILLE UND IHRE GESCHICHTE <^=^

wirken seine Medail- äff ■ 'n ^en Grund ver-

len mit der gleichen ^ — —__■ schmelzend, der für

Kraft einerkünstle- <^^^> unszumRaumewird,

rischen Offenbarung, in den hinein sich

wie vorher die Mün- das Bild vertieft:

zen der Griechen. ^ man spürt den Geist

Ein neu eingeführtes BfA des „Malers" Pisano.

technisches Verfah- t-C" wie er selbst sich auf

ren trägt zu dieser *3k^%^i ■ W^*r - seinen Medaillen zu

Wirkung wesentlich nennen pflegt,

bei. Die italieni- Tmk^Z /' Mit dieser und

sehen Medaillen des einer Reihe ver-

lS.Jahrhundertssind "» A^^Ä \/ wandter, gleich vol-

nicht geprägt, son- - lendeter Schöpfun-

dern in Erzguß her- - gen trat Vittore Pi-

gestellt. Dem Künst- sano in die Reihe

ler ist dadurch bei Hr der künstlerischen

der Ausführung sei- Pfadfinder, dessen

nes Modells voll- Spuren eine große

kommene Freiheit ^"*s^am^J^~Zahl gleichstreben-

gewahrt, denn das j.c. chaplain medaille auf e. meissonmer der Genossen folgte,
flüssige Erz nimmt Der Freude an dem

dieses Modell in seiner ganzen Weichheit neu erworbenen Besitz entspricht eine aus-
auf, schmiegt sich den leisesten Schwellun- gebreitete Tätigkeit, die in Italien während
gen der modellierten Fläche gehorsam an und des ganzen 15. und bis in das 16. Jahrhundert
gibt so die künstlerische Idee des Meisters hinein in voller Frische und ungeminderter
in der vollen ursprünglichen Frische des Kraft andauert, bald aber nicht auf das Heimat-
Entwurfes wieder, während dem geprägten land der Medaille beschränkt bleibt. In Frank-
Bilde leicht eine gewisse Härte, der Beige- reich zuerst, und später, im 16. Jahrhundert,
schmack des Maschinellen, anhaftet. Mit wel- namentlich in Deutschland, findet der neue
eher Meisterschaft Vittore Pisano die sich dar- Gedanke fruchtbaren Boden, und die Medaille
bietenden Vorteile benützt, wie er aus ihnen bleibt von da an ein Wirkungsfeld der Plastik,
seinen feinen Reliefstil entwickelt, dafür diene die Stilwandlungen der großen Kunst auf-
seine Medaille auf Malatesta Novellus, Herrn saugend und reflektierend,
von Cesena, als Beispiel, besonders die köst- Diese Stilwandlungen sind freilich dem fein-
liche Rückseite (Abb. S. 194). In zartester gliedrigen, sensitiven Organismus der Medaille
Hebung ist das Relief nicht auf die Fläche nicht immer förderlich gewesen. Mit dem
aufgesetzt, sondern aus ihr herausmodelliert, 16. Jahrhundert hat die Medaillenkunst einen
mit duftigen, verschwimmenden Konturen Höhepunkt der Entwicklung erreicht. Unter

j.c.chaplain medaille auf j. e. delaunaye

vorder- und rückseite

195

25'
 
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