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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Board, Hermann: Eduard von Gebhardt: zu seinem siebzigsten Geburtstage am 13. Juni 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0476

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'5=4gg> EDUARD VON GEBHARDT <ö^-c~

nehmbare, für jedermann verständlicheSprache
übersetzt. Ihm war Gebhardt ein berufener
Interpret der Heiligen Schrift, berufen durch
Erziehung und durch die Kraft eines starken,
rückhaltlosen Glaubens.

Jacob Burckhardt macht im Cicerone ein-
mal eine Anmerkung über die „Gesinnung
des Künstlers" und wendet sich gegen die
über sie kursierenden unklaren Begriffe, „wo-
nach dieselbe z. B. darin bestände, daß der
Künstler und Dichter unaufhörlich sein Herz
auf der Zunge trüge und in jedem Werke
möglichst vollständige Programme seines in-
dividuellen Denkens und Fühlens von sich
gäbe". „Er hat aber", so führt er aus, „als
Künstler und Dichter gar keine andere Ge-
sinnung nötig, als die sehr starke, welche
dazu gehört, um seinem Werke die größt-

mögliche Vollkommenheit zu geben. Seine
sonstigen religiösen, sittlichen und politischen
Ueberzeugungen sind seine persönliche Sache.
Sie werden hie und da in seine Werke hinein-
klingen, aber nicht deren Grundlage aus-
machen." Bei grundsätzlicher Zustimmung
zu Burckhardts erfahrungsreichen Worten,
öffnet sich doch die Perspektive, daß, wenn
Gesinnung und Betätigung beim Künstler zu-
sammenklingen, die höhere Gewähr für die
geistige Erschöpfung des behandelten Themas
gegeben ist. Bei Gebhardt trifft dies ohne
Frage zu. Er selbst hat allezeit Wert darauf
gelegt, daß man seinen Standpunkt nicht ver-
kennt, denn er betont es irgendwo besonders,
daß er durchaus auf dem Standpunkt des ortho-
doxen Luthertums steht und daß er in seinen
Bildern nicht eine Auffassung Christi ver-

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