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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Board, Hermann: Eduard von Gebhardt: zu seinem siebzigsten Geburtstage am 13. Juni 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0479

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^r4=g> EDUARD VON GEBHARDT <S^~

treten wissen will, wie sie in der zweiten so läßt er den Mann auf dem Bilde „Aus der

Hälfte des vorigen Jahrhunderts etwa von Reformationszeit" (Abb. S. 434) in das vor

Ernest Renan in Frankreich und von Daniel ihm aufgeschlagene Buch eintragen, „er suche

Schenkel in Deutschland ausgesprochen wurde, sie mit Ernst. Wer kann suchen—, er habe

Lediglich die Sehnsucht, seinem Volke so denn Freiheit auch des Irrens. So strebe denn

eindringlich wie möglich zum Herzen zu reden, jeder nach Freiheit und nütze sie, die Wahr-

was ihm nur möglich erschien, wenn er ihm heit zu suchen."

wirklich in sich abgeschlossene Menschen vor- Der Wille, dem Volke verständliche Dar-
führte, hat Gebhardt von Anfang an zu der Stellungen zu übermitteln, führte Gebhardt zu
Ueberzeugung gebracht, daß er nur Individuen der Ausbildung eines eigenen Stiles, denn
ausdereigenenNationzurVerständlichmachung von einem solchen darf man wohl reden,
der heiligen Geschichten heranziehen dürfe, Rein äußerlich genommen, spricht sich dieser
diese selbst aber als Tradition des Volkes be- — abgesehen von der Modulation des Aus-
handeln müsse. Nicht auf geographische und drucks —, in der Wahl des Kostüms aus.
historische Richtigkeit kam es ihm bei den Schaarschmidt begründet sie in dem eingangs
dargestellten Vorgängen an, sondern lediglich erwähnten Aufsatze mit den eigenen Worten des
auf die innere Wahrheit und diese war seinem Meisters, daß er „als Deutscher für Deutsche"
reinen, kindlichen Herzen, als das Ergebnis male. Die gleiche Erwägung hat in unserer
einer persönlichen Veranlagung und einer ernst Zeit auch andere religiöse Maler veranlaßt,
erstrebten Verinnerlichung natürliches Bedürf- ein, wenn auch nicht modernes, so doch ge-
nis. „So findet denn Niemand die Wahrheit", wissermaßen zeitloses, vor allem aber für jeder-

EDUARD VON GEBHARDT ELIAS

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