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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Rumpf, Fritz: Lovis Corinth: zu seinem fünfzigsten Geburtstage
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0527

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Kims..........thek

Sl.i.illii lic Museen
zu Berlin

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LOVIS CORINTH

daß ihre Entwicklung mit fünfzig Jahren keines-
wegs abgeschlossen ist, bei feurigen, rastlos
strebenden Künstlern ist es fast die Regel.
Feste Kennzeichnungen von Fünfzigjährigen
müssen häufig später umgestoßen oder doch
wesentlich geändert werden. Bei Corinths
Einschätzung braucht man sich vor Befangen-
heit oder vor der Notwendigkeit nachträglicher
Berichtigung nicht zu fürchten: Sein Werk liegt
heute so klar und deutlich vor aller Augen,
wie an dem Tage, da er an die Oeffentlichkeit
trat, und wenn man auch freudig damit rechnen
kann, daß noch lange Jahre hindurch frische,
packende Bilder so reichlich wie bisher aus
der Werkstatt des Meisters hervorgehen, so
wird doch das innerste Wesen der Kunst Co-
rinths stets das gleiche bleiben, denn es ist
begründet in seiner ruhigen, bewußten Per-
sönlichkeit.

Die Leser dieser Zeitschrift sind vor sechs
Jahren schon durch Hans Rosenhagen über
den Lebenslauf Corinths und die Stellung

KREUZABNAHME. ZEICHNUNG (1895)

seiner Werke im Urteil der Kunstgeschichte
ausführlich unterrichtet worden. Hinzuzufügen
ist für den Lebenslauf, daß er inzwischen
glücklicher Familienvater geworden ist, daß
er als Gattin eine hochbegabte Schülerin heim-
geführt hat, die nicht nur im Hause, sondern
auch in der Kunst seine Genossin ist. Zu
seiner Bewertung als Künstler ist zu bemerken,
daß die Widersprüche, auf die Rosenhagen
schon hingewiesen hat, die in Corinth die
Doppelnatur eines realistischen Akademikers
vermuten lassen, keineswegsgeschwunden sind,
daß sie sich aber immer mehr als scheinbare
Widersprüche herausgestellt haben. Für Co-
rinth ist die realistische und die akademische
Vortragsweise, wie überhaupt jedwedes Schema,
jeder Typus der Malerei nur Mittel zum Zweck.
Es gibt für ihn nur ein Malsystem: das co-
rinthische. Freimütig und harmlos nimmt er
Anregungen von allen, die ihm etwas zu sagen
haben, von Alten und Jungen, Anregungen im
Stoff, in der Auffassung, der Ausführung; aber

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