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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Wolf, Georg Jacob: Die Internationale Kunstausstellung der Münchener Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0561

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DIE INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG DER MÜNCHNER SECESSION

bilder, nicht etwa Veduten nach Canalettos phikern möchte ich besonders Otto Greiner
Art, sondern eher an die besten neuen Fran- mit ganz ausgezeichneten Stichen, Oskar Graf
zosen gemahnend. Walter BoNDY-Paris z. B., mit einigen Originalaquatintablättern (Abb.
der uns auf dieser Ausstellung seinen „Quai S. 512) und Willi Geiger mit seinen farben-
aux fleurs" zeigt, kann gut mit ihm verglichen radierten Stierkämpferszenen hervorheben,
werden.

Von den Arbeiten, die uns Berlin schickte,
gefällt mir am besten Corinths saftiger „Flei-
scherladen", sonst brachte noch Kardorff

GEDANKEN ÜBER KUNST

ein ausgezeichnetes Porträt des Herrn von Hey- Ich spreche nicht mit einer zu großen Wichtig-

mel, Leistikow seinen „Scharmützelsee", Or- kei[ v°" 'der Ku"s1- "ein> Thrli>?\dieu "
. . , .... . nicht bloß zur Lnterhattung oder ästhetischen Bildung
lik ein exotisches Bild und Hubner seinen oder gaf als Luxusartikel in die Welt gesetzt....,
wundervoll in die Tiefe gehenden „Hafen von sie ist ein Herold im prachtvollsten Gewand, welcher
Travemünde". Aus Stuttgart kam Landen- das Lob des Himmels und seiner Gnade nicht nur
berger mit brillanten Geflügelstilleben, aus verkündigen, sondern auch befestigen soll Nicht
,, , . ,, ,. . will ich hier ein Monopol der Historienmalerei aus-
Hamburg Lissmann mit allerlei fast ornamen- sprechen. Mich haben in dieser Hinsicht Landschaften,
tal aufgefaßtem Wassergetier. Der Dresdener wie Skizzen des Lebens ebenso ergriffen. Es kommt
Ferdinand Dorsch zeigt das frische, lebendige hier auf den Ton, auf das Grundgesetz an, von wo
Bildnis Gotthard Kuehls. Aus Paris schickte ausgegangen wird. Wohl, also Klugheit und Ver-
„ „ „ nunft dabei — es geht ganz gut — so habe ich bis
Eugen Spiro seine koloristisch pikante „Cour- jetzt meinen Kunstweg verfolgt, von meiner Richtung
tisane", die man sich ohne Manets „Olympia" um kein Haar abgewichen und nebenbei aber auch
allerdings nicht denken könnte, ebendorther meinen Vorteil nicht außer acht gelassen. Rethei

kam der seltsame Rückenhalbakt Besnards und rj ,, . _ . . . ,„ „.„

,. _.. „ /auu o -->-> • „Item aus welchem ein großer kunstreicher Maler

die lanzenn Blanches (Abb. S. 522), ein werden soll, der muß ganz von Jugend auf dabei er-
liebenswürdiges Bild, wie es uns der bekannte zogen werden." Dürer
Meister in ähnlicher Art schon
manchesmal gezeigt hat. Die mar-
kanten Herrenporträts von Ivan
TmELE-Paris (Abb. S. 511) wollen
wir nicht übersehen, es ist viel
inneres Leben und äußere Gestal-
tungskraft in ihnen. Aus England
kam John Lavery mit einer in
jeder Hinsicht vornehmen Lady,
aus Rußland Gerasim Golovkoff
mit einem schmelzend gemalten
Flußbild voll zauberischer Früh-
lingsstimmung (Abb. S. 514). Da-
gegen eignet den Landschaften des
Belgiers Valerius DESAEDELERein
melancholischer Ernst, ein leises
Müdesein, ein übersensibles Natur-
gefühl (Abb. S. 520). Besonders gut
ist Schweden auf der Ausstellung
vertreten. Gösta Bernard Öster-
mann hat charaktervolle Bildnisse
da, Hesselboai eindrucksvolle de-
korative Landschaften und Anders
Zorn drei farbenfrohe, überaus
einprägsame Figurenbilder, von de-
nen einen besonders der glänzend
hingesetzte Kopf eines schwedi-
schen Bauernmädchens mächtig
packt (Abb. S. 508). Auch als Gra-
phiker tritt Anders Zorn hervor,
doch scheint ihm hier sein Lands-
mann Carl Larsson überlegen zu albert von keller bildnis

Sein. Von Unseren deutschen Gra- Sommerausstellung der Münchner Secession

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