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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Wolf, Georg Jacob: Die Münchener Jahresausstellung 1908 im Glaspalast
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0600

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KARL ALBERT VON BAUR t TERRAIN AM TAUBENSEE, RAM SAU (FEDERZEICHNUNG)

Münchner Jahresausstellung 1908

DIE MÜNCHNER JAHRESAUSSTELLUNG 1908 IMGLASPALAST

Von Georg Jacob Wolf

■Vweieinhalbtausend Kunstwerke zählt der des Langweiligen erweckt? An sich sind ja
*-* Katalog der Glaspalast-Ausstellung auf. zahlreiche Leistungen nicht schlecht, technisch
Welche Fülle von Arbeit und Energie, von ist manches ausgezeichnet — aber die ganze
Phantasie und Gestaltungskraft war notwendig, Richtung, der Gesamtmarsch, warum macht
um all diese Bilder, Plastiken und graphischen er so wenig Freude? Der Grund ist sehr ein-
Werke erstehen zu lassen, wie mancher mag leuchtend: der konservativen Künstlerschaft
in heißem Bemühen mit seinem Stoff gerun- fehlt die notwendige Verjüngung, der jugend-
gen haben, durchglüht von heiligem Feuer, frische Nachwuchs. Er muß ihr fehlen, denn
wieviel Praxis und Erfahrung stellte sich hier die jungen Leute, die von modern empfinden-
in den Dienst—und doch: bedeutet die Aus- den akademischen Lehrern unterrichtet wer-
stellung in ihrer Gesamtheit eine Bereiche- den, bringen andere Kunstideale mit als die
rung unserer Kunstwerte oder gar unserer Alten, die an ihren verwässerten Kunstprin-
Lebenswerte? Ich wage es nicht, ja zu sagen, zipien aus Kaulbachs und Pilotys Zeiten leider
Das Gute, das zweifellos vorhanden ist, ver- allzusehr festhalten, die unbelehrbar sind und
steckt sich unter dem Wüste des Mittelguts, sich dem gesunden Strom zeitgenössischer
und man hat wieder einmal den Eindruck einer Kunstbewegung aus irgend welchen, oft allzu
großen Sandwüste, aus der nur wenige freund- persönlichen Aengsten entgegenstemmen,
liehe Oasen lachen. Woran liegt es denn, daß der Aus diesen Gründen bietet ein Rundgang
Glaspalast, das will sagen: die konservative durch den Glaspalast dem kritischen Kunst-
Münchner Künstlerschaft und ihre konservati- freund nicht nur reine Freuden. Immerhin
ven Gäste ausganzDeutschland (an einige kleine aber bleibt zu bedenken, daß hier doch auch
Sondergruppen wie „Scholle" und „Bayern" ist viele echte Kunst am Werke ist, und daß in
hier nicht gedacht), immer wiederden Eindruck einzelnen Sälen, wie bei der „Scholle" und

Die Kunst für Alle XXIII- 74. 15. September 1908

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