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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Wiener Ausstellungen - Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0257
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VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

die siebziger Jahre zurückversetzt und versteht nicht die ihn jetzt von einer neuen Seite zeigt. Der früher
die Jury, die solche Werke auf demselben Platze viel mehr dekorativ als intim sehende Künstler ist
aufhängen konnte, wo einst Werke von Szinyei- jetzt fein, vielleicht zu fein geworden, aber seine
Merse, Ferenczy, Vaszary, Olgyay, Kernstock, harmonisierende Kunst ist noch die alte. — Die
Mihalik, Perlmutter, Fenyes, Rippl-Rönai zu sehen Keve (Garbe), eine Vereinigung junger Künstler, die
waren, um nur einige von denen zu erwähnen, die sich im vorigen Jahre auch in Deutschland vorge-
sich von der Ausstellung fernhielten. Wenn einige stellt hat, machte im Nemzeti Szalon eine Aus-
feine Landschaften von Zemplenyi, Nyilassy und Stellung, wo die dekorative, synthetische Richtung
Ujvary, Genreszenen von Mark, Knopp und vorherrscht. AlsMaleristsicherlich FranzSzablya-
Magyar-Mannheimer, gutgesehene Porträts von Frischhof der stärkste unter ihnen. Aber Remsey,
Gyula Glatter nicht da wären, müßten wir uns Erdei und Lohwag haben schon eine gewisse
mit den Grandes-machines von Penteli, Nagy, persönliche Note. Zwischen den Graphikern ist
Hegedüs und Vesztroczy begnügen. Aufgefallen Robert Levy die prägnanteste Erscheinung, auch
sind die außerordentlich zartgefühlten Impressionen Kozma fiel auf mit seiner zwar gezierten, aber
von dem jungen Lechner, dem Sohn unseres Alt- graziösen Linie. Aufgefallen ist auch das Wunder-
meisters Edmund Lechner, der mit seinen, in kind Mihaly, ein perfekter Beardsley, der aber
magyarischem Geiste gehaltenen Architekturen eine schon eigene Wege sucht, hauptsächlich mit seinen
neue Schule ins Leben rief. Die Skulptur-Abteilung Motiven aus Mezökövesd. Der Architekt Bela
kann sich zeigen. Dort sind feine Porträts von Mälnai hat ein feines Interieur geschaffen, ein
Kisfalvdy-Strobl, KöRMENDI-FrIMM, Pasztor, Lesezimmer, und Frau Kornis Poesien mit der
Moiret und Liipola (ein in Ungarn lebender junger Nadel sind wahrlich bezaubernde Farbenharmonien,
finnländischer Künstler) und eine feingefühlte Arbeit Jetzt ist dort eine große Kollektion, Werke von
in Holz, >Potifar und Joseph<, von Rona zu finden. Pettenkofer, zu sehen, welche starke Anziehungs-
Beim Könyves Kdlmdn ist eine Kollektivaus- kraft ausübt. — Das neueste Unternehmen ist ein
Stellung des Landschafters Franz von Olgyay, Kunstausstellungshaus, wo die ganz Jungen zu

Worte kommen sollen. Egry und Plany
müssen wir hervorheben, und eine ge-
borene Karikaturistin, Frau Molnar, die
Gattin des Verfassers des »Teufel«; sie
hat teuflische Augen, um das beißend
Satirische des Gegenstandes sofort zu
erkennen. Dr- B. L.

kÜSSELDORF. In erfreulicher Weise
wächst die Zahl der Düsseldorfer
Maler, die über die Enge älterer Kunst-
auffassung hinausstreben. Zu ihnen ge-
hört mit in vorderster Reihe Max Stern,
der in der städtischen Kunsthalle eine
Kollektivausstellung seiner Arbeiten aus
den letzten Jahren veranstaltet hat. Sein
Ziel ist die realistische Darstellung des
uns umgebenden Lebens. Sein Stoffgebiet
ist ein außergewöhnlich umfangreiches.
Figurenreiche Ausschnitte aus dem Düs-
seldorfer Straßentreiben, arbeitende Men-
schen auf dem Felde und auf den Werk-
plätzen, buntes Kirmesvergnügen, feier-
liche Hochämter und ernst dahinziehende
Prozessionen, namentlich aber poesie-
durchtränkte Szenerien aus alten nieder-
rheinischen Städtchen, das sind seine be-
vorzugten Motive. Max Stern ist ein aus-
gesprochener Hellmaler. Alles löst sich
ihm in Farben auf. Auch vor den größ-
ten Tiefen sieht er soviel Luft und
Flimmer, daß er seine Skala in einer er-
staunlichen Weise hinaufzustimmen ver-
mag. Dadurch bekommen seine Arbeiten
etwas Heiteres und Lichtfrohes, ohne
dabei doch — abgesehen von wenigen
Ausnahmen — der nötigen Kontrastierung
zu entbehren. Durch ein halbes Dutzend
sehr beachtenswerter Porträts, so z. B.
Gregor von Bochmanns und des Kölner
Museumsdirektor Dr. Hagelstange, er-
weist der Künstlersich aufs neue als tüch-
tiger Bildnismaler, der Auffassung wie
Darstellungsweise stark zu variieren und
der Persönlichkeit anzupassen versteht.

ANDERS ZORN BADENDE G.Howe

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