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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Glaser, Curt: Die Neue Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0487
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5 Qs£^^>^Z±^^ q

S DIE NEUE SECESSION ^

) salon Maximilian Macht, dichtbei der Kaiser-Wilhelm- der lange nur eine Marotte weniger Eigenbrödler ()

) Gedächtniskirche, hat seine Räume dieser neuen schien, zieht mit seinem Gesetz der reinen Farbe w

1 Secession zur Verfügung gestellt. nun ebenfalls weitere Kreise, und er gibt mit seinen A

) Nur eine kleine Zahl von Bildern wird da gezeigt, an Mosaiktechnik erinnernden Farbentupfen eine W

$ es ist nicht eine Ausstellung der Zurückgewiesenen neue Möglichkeit der Bewältigung des großen For- [i

{ in dem Sinne, daß man alles zugelassen hätte, was mates, einen Weg zum dekorativen Wandbilde, i)

\ in der alten Secession vergeblich Eingang gesucht Moritz Melzer, der zu den stärksten Talenten der M

\ hat, es handelt sich vielmehr um eine neue Ver- neuen Secession zählt, hat Versuche der Art aus- h

) einigung, die ein deutlich kenntliches Programm gestellt, einen temperamentvollen, aber noch im w

i verfolgt und sich damit in offenen und bewußten einzelnen ungeklärten Kampf nackter Menschen U

) Gegensatz zu den Führern der Berliner Secession und eine an Maurice Denis gemahnende, schöne k\

^ stellt. idyllische Komposition, die er das Ufer der roten (1

\ Kolorismus und Komposition heißen die neuen Insel nennt. Otto Müller scheint sich in einem y)

\ Tendenzen. Der Impressionismus Monetscher Ob- Bilde nackter Frauen am Meeresgestade mehr an (i

i servanz ist strengstens verpönt, und die Namen, Ludwig von Hofmann anzuschließen. Ein Mädchen-

S die auf den neuen Fahnen stehen, sind Gauguin bildnis vor grüner Wand, das sehr bewußt auf einen M

v und Van Gogh und der Nordländer Edvard bestimmten Eindruck und einheitliche farbige Wir- A

A Münch. Gauguins einfache Größe, die er bei den kung gesehen ist, zeigt ihn auf eigenen Wegen. Von

Nj in antikischer Einfalt lebenden Eingeborenenstämmen Gauguin abhängig ist Cesar Klein, der zwei stark- H

H Tahitis fand, Van Goghs starke Farbigkeit, sein un- farbige, geschmackvolle Stilleben und eine kolori-

\ mittelbares Erlebnis der koloristischen Werte eines stisch gute Landschaft ausstellt. Max Pechstein, w

w Naturausschnitts, Münchs eindringliche, auf wenige der sicherlich das stärkere Talent darstellt, hält sich f}

j Hauptlinien abzielende Darstellungskunst sind die allzusehr an die Aeußerlichkeiten der Gauguinschen

M Ideale dieser Jüngsten, während Cezanne wohl nur Kunst und malt übertreibend indianerhafte Frauenge-

A mittelbar durch seine neuesten Pariser Interpreten stalten in lebensgroßen Bildern, die die Ruhe der >\

N| eine Wirkung übt. Aber der Neo-Impressionismus, Arbeit vermissen lassen. Zu rühmen ist auch noch A.

A in den Ausartungen Pechsteins starker Farbensinn, ^

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der sich bis in die vorzüglich gewählten Rahmen
seiner Bilder äußert. Mit Pechsteins Bildern hat man
das krasseste auch von den übrigen in einem Räume
vereinigt, es sind da vor allem Landschaften von
E. L. Kirchner, E. Heckel und Schmidt-Rott-
luff, die sich an Münch anlehnen, ohne doch dessen
rJ Feinheit und Größe zu erreichen, ohne vor allem

\ P^*** '& ^3 die unbedingte Treffsicherheit dieses genialen Künst-

le ^^r^ ^^^B lers zu besitzen.

\ Sieht man von diesem Räume, der ein wenig

{4 ■ H als Schreckenskammer wirkt, ab, so kann man ein

,) ■ Jfc 'fijfc 'S Streben nach gefälligen, bildhaft geschlossenen Ar- y,

v beiten ganz im Gegensatz zu gewissen Tendenzen (1

A An t*es Impressionismus beobachten. W. Helbigs }\

v Wf ■ ■ Schweizerlandschaften, das helle Schnitterbild und Ü

A B& W die Fischerboote, die an Puvis denken lassen, von K)

\ 8 I i Henry Bonnevie, ebenso wie A. Segals allzu M

W IB künstlich in starken Farben getüpfelten Bildchen v)

) ■ fl gehören in diese Reihe. Auch C. Tapperts Still- ff

\f V H leben mag man hierher zählen. Allerdings wird A

/) man in der Gesamtheit der Arbeiten dieses Künst- W

v ^k*%< 'ers wen'S Charakter entdecken. Zu den stärkeren ü

A Talenten zählt endlich G. Einbeck, der in großen, t)

K aber sicher begrenzten Flächen, die nur ein wenig

K an Plakatwirkungen erinnern, seine Farben aufträgt. A

J>\ Koloristisch sind seine Bilder außerordentlich wir- ^

M HHMIh V kungsvoll, und er malt ein Meer von einer Schön- A

Kj farbigkeit bei aller Einfachheit der Mittel, wie es ihm (\

K I IB so 'e'cnt *cem anderer gleich tut. (<

A gf" @|j Die allgemeine Richtung ist all den genannten t)

Künstlern gemeinsam, und auch die meisten der M
U übrigen, deren Namen nicht sämtlich erwähnt werden /)

V\ können, vereinigt ein gleiches Streben. Nur etwa W

(« Hif1 apfälliffp. flhfr hplanalnse Arhftit Hes vprstnrhenpn ('.

die gefällige, aber belanglose Arbeit des verstorbenen
Philipp Klein, die man merkwürdigerweise hier
Hl ausstellte, und die etwas akademischen Tonmalereien

W^^^ ^^^W Harold T. Bengens fallen aus dem Ganzen heraus,

Blw -" " """'.^Rfl ebenso wie die Arbeiten des Kunowskischülers H.

Richter, dem das Schulrezept noch allzusehr den
Weg zum Leben versperrt. Es muß sich zeigen,
ob der begabte Künstler über die tüchtige Konstruk-
georg kolbe bronzefigur tion, die er vorläufig nur gibt, hinaus und zu reifen

XX. Ausstellung der Berliner Secession Leistungen kommt.

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