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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915

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Clemen, Paul; Bartholomé, Albert [Bearb.]: Offener Brief an Albert Bartholomé
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https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0486
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H. GROEBER ZEICHNUNG

OFFENER BRIEF AN ALBERT BARTHOLOME*)

Sehr spät und im Felde erhalte ich den
offenen Brief, den Sie an mich gerichtet
haben. Es sind als Antwort auf meine Be-
richte andere leidenschaftliche Stimmen aus
dem französischen Blätterwald an mein Ohr
gedrungen, die sich nicht vor entstellenden
Fälschungen und selbst vor Beschimpfungen
scheuten, und auf die ich keine Antwort habe,
oder nur die: Ich ärgere mich möglichst wenig,
ich ärgere lieber andere. Wenn Ihr Brief auch
voll ist von Mißverständnissen, so ist es der
würdige und ruhige Ton, in dem Sie schreiben,

*) Geheimrat Professor Dr. Clemen in Bonn, der durch die
oberste Heeresleitung mit der Wahrnehmung der Interessen der
Denkmalpflege in Frankreich und Belgien betraut war, hatte im
Laufe dieses Winters in einer Keine von offiziellen Berichten über
den Zustand der französischen und belgischen Baudenkmäler referiert
und sich in der Dezembernummer der „Internationalen Monatsschrift
für Wissenschaft und Kunst"' in einem größeren Aufsatz »DerSchutz
der Kunstdenkmäler und der Krieg" prinzipiell über die ganze Frage
geäußert. Die wichtigsten Berichte sind dann auch in einer Sonder-
nummer des Dürerbundes, Nr. 132, veröffentlicht. Auf jene Berichte
hatte der französische Bildhauer Albert Bartholome (über den unsere
Zeitschrift im Oktoberheft 1902 übrigens einen ausführlichen illu-

der mich zu einer Erwiderung zwingt. Sie
suchen einen Weg, sich die Entfremdung der
Geister zu erklären, die sich einst so gut
verstanden — und ich fühle und verstehe die
Sorgen, die Ihr edles Herz erzittern machen.
Brauche ich Ihnen wirklich zu sagen, daß die
Kunstfreunde der ganzen Welt trauern, wenn
eines der stolzen Palladien einer großen Ver-
gangenheit zerfällt oder Schaden leidet? Die
Hallen in dem flandrischen Ypern, das so
lange mit dem alten deutschen Reich ver-
bunden war, durften wir als ein künstlerisches

strierten Aufsatz von demselben Paul Clemen gebracht hatte), ein
offenes Schreiben an den Verfasser im „Temps" vom 21. April ge-
richtet. Der Brief brachte eine wunderliche Reihe von Mißver-
ständnissen und warf die prinzipiellen und die praktischen Fragen
durcheinander. Professor Clemen hat dann in der „Kölnischen
Zeitung* vom 17. Mai und in der „Vossischen Zeitung* von dem-
selben Tage in einem offenen Brief an Bartholome geantwortet, der
sich noch einmal mit all den der deutschen Heeresführung gemach-
ten Vorwürfen gegenüber der Erhaltung der Kunstschätze ausein-
andersetzt. Die Ausführung dürfte ein so wesentliches Dokument
für diesen Streit sein, daß wir sie hier mit Zustimmung des Ver-
fassers ausdrücklich noch einmal zum Abdruck bringen möchten.

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