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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 35.1919-1920

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Wolf, Georg Jacob: Ferdinand von Olivier
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https://doi.org/10.11588/diglit.14153#0017
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FERDINAND VON OLIVIER

AUS DER LITHOGRAPHIENFOLGE „DIE WOCHENTAGE"
FREITAG. (WIESENPLAN VOR AIGEN BEI SALZBURG)

schon zwei Jahre vor Oliviers Eintreffen Wien
mit Stuttgart vertauscht.

In jungen Jahren gründete Ferdinand Olivier
einen Hausstand oder vielmehr er gliederte sich
einem Hausstand ein und nahm, in schwerer
Zeit früh gereift und in Wesen und Anschau-
ung über seine Jahre hinaus ernst und gefestigt,
das Amt und die Pflicht des Hausvaters auf
sich. Er schloß den Ehebund mit der Kauf-
mannswitwe Fanny Heller und trat damit in ein
begütertes, geselliges und kunstsinniges Haus
ein, das bald den Mittelpunkt der fortschritt-
lichen Kunstbewegung Wiens bildete. Hier ver-
kehrte Friedrich Olivier, der jüngste der vier
Brüder, eine starke, selbständige Begabung, und
es sprachen als tägliche Gäste die Schnorr zu,
hier fühlte sich J. A. Koch wohl, als er nach
Wien kam, und fand der junge frühvollendete
August Heinrich eine künstlerische Heimstätte.
So war das Haus Olivier der Ort schönster
Anregungen — manches in seiner Echtheit und
Frische des Gefühls ungewöhnliche Werk ging
von ihm aus. „Wien, Dienstag den 7. November
1817" hat Julius Schnorr von Carolsfeld seinen
Freund Olivier in einer Porträtzeichnung fest-

gehalten: man schaut in ein kluges, ernstes
Romantikergesicht, lockenumwallt, mit verson-
nenen Augen und einem eigenartig herben Zug
um den Mund.

Von diesem Manne war inzwischen in aufbauen-
der, zielbewußter Arbeit schon manches bedeu-
tende Werk vollendet worden, das in eine noch
reichere und schönere Zukunft wies. Im gleichen
Jahre, da Julius Schnorr ihn porträtierte, malte
er die reizvolle staffierte Gebirgslandschaft (heute
im Besitze von R. Livingstone, Frankfurt a. M.),
auf der das entzückendste taufrischeste Grün
steht, das man sich denken kann. Ein feierliches
Naturgefühl verbindet sich mit ungewöhnlichem
technischem Können: Koch klingt wohl an,
aber Olivier ist der stärkere Oberton.

In der Umgebung Wiens, dann auf Reisen
in die Steiermark und ins Salzkammergut fand
Olivier seine Motive. Es gibt keine reinen Land-
schaften von ihm (außer Studien ausgesprochen-
ster Art), d. h. solche Naturabschriften oder
Naturübersetzungen, bei denen das Erdleben
das Entscheidende gewesen wäre. Er konnte
der Menschen in der Landschaft nicht entraten,
aber „bei dem Einführen derselben in die Land-

Die Kunst für Alle XXXV.

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