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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 35.1919-1920

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Schumann, Paul: Ausstellung 1919 der Künstlervereinigung Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.14153#0062
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BERNHARD MÜLLER ERNTE

Ausstellung der KiinstUrvercinigung Dresden

kommen; die Zerrissenheit und die rohe Kraft gereiften Farbenempfinden herangeführt, und
ist hier nicht durch monumentale Auffassung man wird diese Kunst, auch wenn man über
und Wucht des Ausdrucks überwunden, wie dies die ethnographische Fremdartigkeit der Vor-
bei den entsprechenden Bildern von Grünewald würfe nicht leicht hinwegkommt, gern als groß
und Lovis Corinth der Fall ist. Dagegen weiß und bedeutsam anerkennen. Mutter und Kind,
uns Nolde durch die schlichte Innerlichkeit und der liegende Akt, Der rote Kimono, Vor blauem
durchempfundene Geschlossenheit seiner Grab- Vorhang zeigen seine Kunst eigenartiger Far-
legung recht wohl zu packen und festzuhalten. benharmonien, der Zusammenfassung der Far-
Die Gesamtausstellung von Noldes Gemälden ben zu geschlossener Wirkung besonders stark,
ist jedenfalls wohl geeignet, uns diesen Künstler Von den übrigen Berlinern tritt noch — der
in einer ganz selbständigen Eigenart als eine nach Breslau berufene — Otto Müller hervor:
der stärksten Persönlichkeiten der Kunst un- eine liegende Frau und zwei Landschaften zeigen
serer Zeit nahezubringen. eine Neigung zu lyrisch-idyllischer Auffassung
Anderer Art ist Max Pechstein. Seine Ge- in feinen gedämpften Farben, in der seine eigen-
mälde wie Aus Palau, Mondscheinversammlung, artige Stärke beruht.

Rupackversammlung, Götze und Blumentopf, In der Plastik tritt am wuchtigsten Edmund

Bildschnitzer aus Palau, zeigen als Proben, wie Möller auf. Für ein Denkmal der Freiheit hat

seine Phantasie durch seinen Aufenthalt unter er drei überlebensgroße männliche Gestalten

den Südseeinsulanern befruchtet und bestimmt modelliert: Aktion, Befreiung, Depression, die

worden ist. Mit der Primitivität dieser Men- er sich auf einem breitgestreckten Stufenunter-

schen außerhalb der verfeinerten Weltkultur hat bau so angeordnet denkt, daß die stehende die

Pechstein uns die Kunst einem in anderen Breiten Mitte einnimmt, während die beiden anderen

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