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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 36.1920-1921

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Hofmann, Egon: Die Tragik der Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.14150#0247

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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen

C. EBBING-
HAUS

KUNSTREITE-
RIN (KLEIN-
BRONZE)

DIE TRAGI

Theorien zerschellen, Axiome zersplittern, eins
nur stehtfest wiezuallenZeiten : ignorabimus.
Die forschende Stirne will aber Geheimnisse lüf-
ten, durch Vergleich der Dinge, von denen der
Schleier weggezogen, auch bei jenen, wo er nur
Wirkung sieht, nicht Ursache, auf den Kern
stoßen und Ausblick ins Land gewinnen, auf
dem der Nebel der Zukunft lastet.

Laut tönen die Stimmen der Gegenwart und
viele vernehmen den Ruf, Widerhall erweckend,
in ihren Herzen. Die Größe des Geschehens
zu fassen verbleibt nur dem, der sich einspinnt
in „seine Stadt des Hirns", der von den Begleit-

DER ZEIT

erscheinungen unverwirrt zu abstrahieren ver-
steht und mit prophetischem I nstinkt ahnt, was ra-
tionell nicht zu beweisen. Kampf tobt im Land,
Streit um Anschauungen, Schlachten des Geistes.

Symptomatisch, daß dies auf jedem Gebiet
geschieht, daß überall die Axt an alle Stützen
gelegt wird und Sturmböcke gegen Zinnen laufen.
Nirgends aber zeigt sich das Ringen stärker als
auf dem Boden der Künste.

Frage ist vor allem wie unsere Epoche zu
formulieren wäre. Ende einer Periode, oder An-
fang einer neuen ? Stehen wir wirklich am Be-
ginn einer Umwälzung von einer Tiefe, die an

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