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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 39.1923-1924

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Hausenstein, Wilhelm: Über einige Bilder von Hans von Marées
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https://doi.org/10.11588/diglit.14151#0081
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HANS VON MAReES BILDNIS FIEDLER

Ausstellung der Galerie Tkannhauser, München

den Kampf mit Windmühlen und mit der er-
habenen Absurdität der „Kunst".

Man findet die Heimlichkeit der großen Em-
phase noch deutlicher als in dem großen An-
spruch der späten Triptychen der Münchner
Staatsgalerie in der kreisenden, rasenden Ro-
mantik der Zeichnungen. Wagenlenker kom-
men mit schäumenden Rossen. Es geht um
einen der Siege, der großen Siege auf der
Rennbahn im Angesicht der Antike eines ver-
sammelten Volkes! Es geht um die waghal-
sigste der Reisen: um die Reise der Sonnen-
pferde des Phöbus von der Stunde der rosen-
fingrigen Eos über den Scheitel selbst des
Jupiter in die nächtige Tiefe des Ozeans!

Darf man sagen, dieser Phöbus sei aber
endlich nur ein Ikarus gewesen, der mit zer-
lösten Flügeln ins grundlose Wasser stürzt?
Darf man noch sagen, die Elemente seines
Blutes und Lebens seien wie Flügelfedern, die
nur mit Wachs gefügt sind und in der Glut
der höchsten Höhe aus ihrer Verbindung

fallen — aus der Einheit der triumphierenden
Persönlichkeit? Man darf es sagen, soll es
sogar; doch kaum gesagt, ist es vergessen und
schier schon ungültig . . .

Die Ausstellung enthielt noch manches klas-
sische Stück des Meisters; einiges vom Be-
kanntesten — so das herrliche Doppelbildnis
Grants und Hildebrands. Aber dies ist das
Schöne, mehr als Zureichende: daß man ge-
zwungen wird, in jedem Sektor des Werkes
des Marees das Ganze zu sagen, das man nach
eigenem Vermögen eben fähig ist, auszu-
sprechen. Wilhelm Hausenstein

Wer den besten Regeln ohne Genie sklavisch folgt,
fehlt allemal, aber der Nutzen der Regel bleibt.

Chr. Ludwig v. Hagedorn

Wer Willkür und Phantasie den schönen Künsten
entziehen will, stellt ihrer Ehre und ihrem Leben als
ein Meuchelmörder nach und versteht keine andere
Sprache der Leidenschaften als der Heuchler selbst.

J.Georg Hamann

Die Kunst für Alle. XXXIX

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