DOI Artikel:
Christoffel, Ulrich: Eine Julius-Diez-Ausstellung
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0111
Julius Diez. Die Legende vom armen Teufel. 1923
Eine Julius-Diez-Ausstellung. Von Ulrich Christoffei
Zum 70. Geburtstag des Münchner Malers Julius Diez
veranstaltet das „Kulturamt der Hauptstadt der Be-
wegung" eine schöne Sonderausstellung, die die sämt-
lichen Erdgeschoßräume der Städtischen Galerie beim
Lenbachhaus einnimmt. Der Leiter der Städtischen
Galerie, Konrad Schießl, hat einen kleinen Katalog
herausgegeben und in einem trefflichen Vorwort das
Wesen der dekorativ malerischen Erfindungen des
Künstlers in ihrer reichen Mannigfaltigkeit um-
schrieben. Von Anfang an. wie schon der Entwurf
für die Fassadenmalerei am Bayerischen National-
museum von 1899 zeigt, besaß Julius Diez eine un-
verkennbare Bildform, in der sich eine damals heiß
umstrittene, zeiterfüllte und zeitbedingte Stilbewe-
gung beinahe programmatisch kundgab und in der
zugleich eine ganz persönliche Begabung ihren ein-
maligen Ausdruck fand. Wenn sonst ein ornamenta-
ler Stil vom "Wandel der Zeiten und Neigungen
früher und tiefer getroffen wird als jeder freie male-
rische Stil, haben die Bilder und Zeichnungen von
Julius Diez eine überraschende Frische bewahrt. Das
tätige elastische Element, das alle seine Erfindungen
belebt, ist eine unerschöpfliche Phantasie, und zudem
sind die Bilder trotz ihrer stilistischen Gebundenheit
aus der Erfahrung und Beobachtung der Natur und
des Lebens der Menschen geschöpft. Aus allen Ge-
stalten, Linien und Farben spricht aber auch die be-
zaubernde Liebenswürdigkeit eines gütigen Geistes.
Julius Diez ist in Nürnberg, Augsburg und in Neu-
burg a. d. D. aufgewachsen, in den Städten also der
reichsten fränkisch - schwäbischen Entfaltung auf
allen Gebieten des gehobenen Handwerks und der
angewandten Künste, die sich von den Bedürfnissen
des öffentlichen Lebens getragen in alle gewerblichen
Zweige des Buchdrucks, der Keramik, der Glas-
malerei, Gebrauchsgraphik und Textilkunst ver-
ästeln. Alle diese künstlerischen Befähigungen ver-
einigten sich in Julius Diez in einer Person, und er
hat in langen Jahrzehnten einen schönen Gebrauch
davon machen dürfen.
Julius Diez empfing seine künstlerische Ausbildung
in München an der Kunstgewerbeschule und an der
Akademie, und an beiden Schulen war er später .als
Lehrer tätig. Seine Kunst wurde von der Münchner
Überlieferung und vom Münchner Leben befruchtet,
und sein persönliches Wirken erweiterte sich wieder
selber zu einem Teil der Münchner Kunstentfaltung
des letzten halben Jahrhunderts. Diez schloß sich von
63
Eine Julius-Diez-Ausstellung. Von Ulrich Christoffei
Zum 70. Geburtstag des Münchner Malers Julius Diez
veranstaltet das „Kulturamt der Hauptstadt der Be-
wegung" eine schöne Sonderausstellung, die die sämt-
lichen Erdgeschoßräume der Städtischen Galerie beim
Lenbachhaus einnimmt. Der Leiter der Städtischen
Galerie, Konrad Schießl, hat einen kleinen Katalog
herausgegeben und in einem trefflichen Vorwort das
Wesen der dekorativ malerischen Erfindungen des
Künstlers in ihrer reichen Mannigfaltigkeit um-
schrieben. Von Anfang an. wie schon der Entwurf
für die Fassadenmalerei am Bayerischen National-
museum von 1899 zeigt, besaß Julius Diez eine un-
verkennbare Bildform, in der sich eine damals heiß
umstrittene, zeiterfüllte und zeitbedingte Stilbewe-
gung beinahe programmatisch kundgab und in der
zugleich eine ganz persönliche Begabung ihren ein-
maligen Ausdruck fand. Wenn sonst ein ornamenta-
ler Stil vom "Wandel der Zeiten und Neigungen
früher und tiefer getroffen wird als jeder freie male-
rische Stil, haben die Bilder und Zeichnungen von
Julius Diez eine überraschende Frische bewahrt. Das
tätige elastische Element, das alle seine Erfindungen
belebt, ist eine unerschöpfliche Phantasie, und zudem
sind die Bilder trotz ihrer stilistischen Gebundenheit
aus der Erfahrung und Beobachtung der Natur und
des Lebens der Menschen geschöpft. Aus allen Ge-
stalten, Linien und Farben spricht aber auch die be-
zaubernde Liebenswürdigkeit eines gütigen Geistes.
Julius Diez ist in Nürnberg, Augsburg und in Neu-
burg a. d. D. aufgewachsen, in den Städten also der
reichsten fränkisch - schwäbischen Entfaltung auf
allen Gebieten des gehobenen Handwerks und der
angewandten Künste, die sich von den Bedürfnissen
des öffentlichen Lebens getragen in alle gewerblichen
Zweige des Buchdrucks, der Keramik, der Glas-
malerei, Gebrauchsgraphik und Textilkunst ver-
ästeln. Alle diese künstlerischen Befähigungen ver-
einigten sich in Julius Diez in einer Person, und er
hat in langen Jahrzehnten einen schönen Gebrauch
davon machen dürfen.
Julius Diez empfing seine künstlerische Ausbildung
in München an der Kunstgewerbeschule und an der
Akademie, und an beiden Schulen war er später .als
Lehrer tätig. Seine Kunst wurde von der Münchner
Überlieferung und vom Münchner Leben befruchtet,
und sein persönliches Wirken erweiterte sich wieder
selber zu einem Teil der Münchner Kunstentfaltung
des letzten halben Jahrhunderts. Diez schloß sich von
63