Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

DOI Artikel:
Der Dekoratör
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0164
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

rmen^

insbesondens Ser

Menevsl^NMgev

alle Erzeugnisse von Gebrauchs und Hnsu^He-eukävdev

zur Kurschmückung und Hinrichtung der Hohnräume
-__>

der SischLfrsstell. in ^annstaSt
viertsljährlicd Akk 2 50

vierteljätirUch Akk. 5 —

Preis der Anzeigen k2 Pf

, Millimeter ksöh»
LrmätziAUng bei Wiederholung.

rr . . ' . ro«!° ^

2» . . . »S'i,",o .


I. Aatzvgang. Narmstavt, jv. Oeptemöev jS6V. Wmmnev 17.

Das „Fachblatt für Imien-Dckoration" ist
bei der deutschen Reichs-Post unter Nr.
2022 der Post-Zeitungsliste eingetragen.

verbreitet in Deutschland, Gesterreich-Ungarn und der Schweiz.

' Vertrieb f. Gester.-Ungarn: Spielhsprn ch Schuvlch, -Wien I, Kumpfg. 7.
Bezugspreis des Blattes p^jährl. jjff. jl. 1.50. Erhältlich durch jede Buchhandlung.

Kleinere Beträge sind stets voranszube-
zahlcn. Einzelne Nummern kosten 50 Pf.
Telegramm-Adr.: Verlag Koch, Darmstadt.

Nachdruck unserer Original-Artikel ist nur mit unsrer Erlaubniß gestattet.

eßovalör.

Hie rvohlthuend ist der Eindruck, den jeder fühlende und denkende
Mensch empfindet, wenn er eines jener großartigen Deko-
rations-Geschäfte betritt, wie sie in fast allen größeren
Städten jetzt anzutrefsen sind, wo ihm die staunenswerthen Resultate
des rastlosen Schaffens und Ringens auf künstlerischem wie auf tech-
nischem Gebiete der Möbel-, Textil- und Tapeten-Jndustrie, kunstvoll
zu einem harmonischen Ganzen vereint, vor Augen geführt werden. Die
höchste Achtung vor der Industrie muß sich ihm aufdringen. — Und
dennoch wäre es ein Jrrthum, ja ein Unrecht, wollte man diesen das
Auge und Herz erfreuenden Eindruck ganz allein als das Verdienst der
Industrie, bezw. des Fabrikanten ansehen, ohne desjenigen zu gedenken,
der Alles erst zu jener Harmonie vereinte. Wohl sagt man im Volks-
munde zwar naiv, aber doch sehr treffend: „aus Nichts wird Nichts"
und hat doch auf der andern Seite Beweise genug, daß auch aus
„Zuviel" nichts wird.

Wie ohne die vorher mit reiflichster Ueberlegung und peinlichster
Genauigkeit entworfene Zeichnung des Architekten trotz des besten Bau-
materials kein solides Haus entstehen würde, ebenso wenig werden, ohne
Kunstsinn zusammengestellt, selbst die theuersten, kostbarsten Möbel, Stoffe,
Tapeten und sonstigen Gegenstände noch lange kein wohlthuend har-
monisches Ganze — noch weniger eine solche Stätte bilden, die schon
beim Betreten unsere Gedanken gefangen nimmt und uns in die Stim-
mung versetzt, welche dem Aufenthalt in dem betreffenden Raume ent-
spricht: sei es feierlicher Ernst, sei es behagliche Gemüthlichkeit. Dies
zu erreichen bleibt allein dem Dekoratör, also dem Händler Vor-
behalten. Vermag er dies aber ini gehörigen Maße, so wird sich jedem
vorurtheilsfreien Beobachter unwillkürlich das Lob von den Lippen pressen:
„Das Werk lobt den Meister!" — Und ein schönes Lob fürwahr! Ver-
dient um das Heim des Menschen, wenn es ihm gelungen ist, diese

Stätte zu dem herzurichten, was sie sein soll: ein liebes, trautes,
gemächliches Heim, wo sich beim Betreten schon alle uns bewegen-
den Widersprüche in sich auflösen und Alles unsre Stimmung gefangen
nimmt durch die wohlthuende Behaglichkeit, durch den edlen Geschmack,
der uns überall entgegentritt.

Wer ein solches Heim sein Eigen nennt, wird sein Glück an
einem andern Orte nicht zu suchen brauchen. Es wird ihm der trauteste
Ort sein auf der ganzen Welt! Das schönste Familienleben wird sich
darauf aufbauen, wie wir es in so hohem Maße bei den Engländern
finden. Ihnen geht nichts über ihr Heim, und mit ihrem „eomkortubls
llows" sind sie geradezu sprüchwörtlich geworden. Wer ferner selbst
Gelegenheit hatte, ihre Gastfreundschaft länger zu genießen, der wird
nicht geschieden sein, ohne den Hauch, der ein solches Heim durchweht,
mitempfunden zu haben.

Wem es nun vergönnt ist, an der Schaffung dieser theuersten
Stätte des Menschen mitzuarbeiten, der wird wohl sagen können, einen
schönen Beruf erwählt zu haben. Kein Wunder, wenn er dann auch
ganz in ihm aufgeht, mit immer neuer Schaffensfreude und Schaffens-
kraft sich demselben hingibt, um endlich mit wahrer Begeisterung für
ihn einzutreten. Gehört er doch so recht eigentlich zum Kunstgewerbe!

Denn nur aus wenigen Gebieten dürften dem Menschen so reiche
Gelegenheit geboten werden, seinen Geschmack und seinen Kunstsinn mit
so viel Erfolg zu entfalten, als in diesem Berufe. Dies sind aber
Eigenschaften und Talente, die nicht jedem im gleichen Maße inne-
wohnen. Sie müssen angeboren sein, zu erlernen sind sie nicht;
höchstens können sie geweckt und — weitergebildet werden, sofern die
Keime dazu vorhanden sind.

Dieser Beruf soll eben ein Kunstgewerbe bleiben. Und ein in-
telligenter Händler wird denselben auch so auffasseu. Freilich sind mehr
berufen, als auserwählt. Mancher wird es wohl durch andauernden
Fleiß dahin bringen, gut nach Vorbildern nachzuarbeiten; aber selbst
neue Ideen werden nur die Auserwählten zu schaffen vermögen.
Von einem tüchtigen Dekoratör wird aber nicht allein das künstlerische
Können verlangt, er soll auch verstehen, möglichst dieselbe Behaglichkeit
und Harmonie zu schaffen, wo der Kostenpunkt eine Rolle spielt,
 
Annotationen