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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Kunst und Kritik
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0239
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Seite 200.

Nr. 24.

„Fachblatt für Innen-Dckoration".

Tunft uns Rmttk.

tl lUbnii man heute die großen Blätter zur Hand nimmt und nur eine
Weile laug ihre Kunstberichte verfolgt, so drängt sich Einem die
Ueberzeugung auf, daß man gute Kritiker fast mit der Laterne suchen
muß. Was man in den Tagesblättern über die neuesten Leistungen
in der Malerei, Bildnerei und Baukunst lesen kann, ist oft in hohem!
Maaße betrübend. Auf der einen Seite ein Lob über alles Maaß,
auf der andern Seite ein Tadel ohne Grenzen — oftmals über ein!
und denselben Gegenstand. Wie erklärt sich das?

Nun, das kommt einmal daher, daß die Zeitungen, um mit den
Kunstwerken des Tages „auf dem Laufenden" zu bleiben, irgend Je-
manden mit der „Erledigung" beauftragen müssen, gleichgültig, ob er
auf einem größeren Theile des Kunstgebietes zu Hause ist oder nicht.!
Da liegt dann dem Berichterstatter, der unfehlbarer als der Papst er- ^
scheinen muß, die Versuchung nahe, das, was ihm an Sachkenntniß ab-!
geht, durch die Sicherheit und Ueberhebung des Tones zu ersetzen.
Dort also, wo der Kritiker einigermaßen Bescheid weiß, wird er einer!
sachlichen Auffassung gerne Raum geben und dort vielleicht seine Aufgabe
im vollen Sinne erfüllen; geht er aber über die Grenze, so wird er
gezwungen, sich irgend ein Urtheil zu bilden, das er im Gefühle seiner
Unsicherheit desto herausfordernder vortragen wird. Hier kann er sich,
wie jeder Laie vergreifen, und seine Ansicht wird vielleicht von der
eines Kenners abstehen, wie Schwarz von Weiß. Er hat seine Arbeit
vollführt, das Zeug wird gedruckt, die Welt liest es mit Erstaunen.

Wo aber bleibt der Künstler?

Ihm, der monatelang gedarbt, der sein Herzblut für eine Idee
eingesetzt, der vielleicht einen Lebensplan auf ein derartiges Werk gesetzt!
hat, kann es ihm gleichgültig sein, daß durch die mangelhafte Kenntniß
eines Kritikers oder durch dessen frivole Gleichgültigkeit ein Eiseshauch!
über sein Leben zieht?

Mehr als einmal ist durch schlechte Kritik eine Existenz untergraben
worden. Umgekehrt aber kann auch die unsachliche übertriebene Lobes-!
erhebung eines mittelmäßigen Werkes den Künstler über sich selbst j
täuschen und ihn dem leider so sehr verbreiteten Größenwahn vorzeitig!
zutreiben.

So groß aber die Unannehmlichkeiten auch seien, der Künstler !
kann, wie heute die Verhältnisse liegen, auf die öffentliche Beurtheilung
seiner Werke nicht verzichten. Die Nachrichten der Blätter über seine
Arbeiten bilden einen Faktor, mit dem er in seinem Leben rechnen muß,!
was ihn leider dem Kritiker, auch dem unberufenen gegenüber entwaffnel.
Im Interesse des Künstlers wie auch des Publikums liegt es daher, daß
die Blätter, denen die unumschränkte Macht in die Hände gegeben ist, ^
Gewinnung solcher Kritiker, von denen sie eine sachgemäße Lösung ihrer!
Aufgabe erwarten dürfen, als eine Ehrenpflicht ansehen. Nicht nur
der Künstler, auch das Publikum wird davon den größten Nutzen haben.

Es ist selbstredend, daß für das Kunstgewerbe ganz dasselbe in
höherem Grade noch gilt — dort tritt das Verständnis; der Einzel-
Technik hinzu, das an und für sich ein Studium bildet.

Vor Allem also so viel wie möglich überall fach-
männische Kritik! Eine solche zu erreichen, können Künstler und
Publikum selbst beitragen, indem sie bei ungerechter, hämischer und dabei
unsachlicher Kritik in geeigneter Weise Verwahrung einlegen, vielleicht!
gar den Schutz des Gesetzes anrufen. So gut, wie ein Bankhaus eine
Zeitung wegen einer Nachricht belangen kann, die seinem Kredit im
Auslande schadet, ebensogut muß ein Künstler oder Kunsthandwerker sich
vor jeder Benachtheiligung durch unberechtigte anmaßende Herab- !
setzung schützen können. Möchten doch unsere Kritiker beherzigen, welch's
eine verantwortungsvolle Thätigkeit sie haben. Vielleicht finden sie einen I!
Fingerzeig für ihr schweres Amt in einer Karakterisirung der Kritik, die
vor etwa 50 Jahren die Runde durch alle Blätter machte.

Die Kritik — so heißt es da — ist die älteste Tochter des
Fleißes und der Wahrheit. Sie wurde in ihrer zarten Jugend
der Aufsicht der Gerechtigkeit anvertraut und im Palaste der Weisheit
erzogen. Als die Götter ihre Talente sich entwickeln sahen, trugen sie
ihr auf, die Einbildungskraft zu leiten und in den Konzerten, die die
Musen dem Jupiter gaben, den Takt zu schlagen.

Als Jupiter nun die Musen auf die Erde sandte, die Menschen!
zu trösten und die Sitten der Völker zu bilden, begleitete sie die Kritik.!
Sie trug in der einen Hand die Fackel, die der Fleiß verfertigt und
die Wahrheit angezündet hat, in der andern einen Lorbeer- und einen
Cppreffenzweig. Schlechte Werke berührte sie mit der Cypresse und sie!
verschwanden, gute mit dem Lorbeer und sie wurden unsterblich. Zweifel-
hafte Werke berührte sie gar nicht, überließ ihr Urtheil der Zeit und ^
flog wieder zum Olpmp hinauf. Die Zweige aber blieben auf der Erde
zurück. Die Schmeichler bemächtigten sich des Lorbeers, die Bos-
heit aber der Cppresse.

Wir können unsrerseits nur aufrichtig wünschen, daß die Zeit sie
ihnen aus der Hand nimmt, daß Schmeichelei und Bosheit unseren
Kunstgebildeten fern bleiben, Weisheit aber und Gerechtigkeit
allein über sie urtheilen. Dann werden endlich wohl auch jene Kritiken
aufhören, die für die Kunst und die Welt keinen Werth haben, weil sie nur
darauf berechnet sind, dem Gelehrtendünkel des Schreibers Genüge zu leisten.

Zur gck. Wmchtmlg!

Not Beginn des zweiten Jahrganges wird unsre
Zeitschrift für „Innen--Dekoration^ nicht mehr
in Nummern, sondern als Best von minkestens der
Ztärke, wie bisher zwei Ausgaben, in elegantem Um-
schlag monatlich einmal sAnsangs des Ätonats) er-
scheinen, und werden wir dieselbe dann nur uoch
katstjästrlich abgeben. Der Bezugspreis bleibt trotz
der üeüeutenäen Nrmeiternugen, welche wir in
Bezug aus Illustrationen und größere NvilNttats
Keiträge erster Aünstler und Autoren in Aussicht
genommen haben, derselbe, d. h. Inlauk MK. 5.—,
Mnskanü MK. 6.— pro UalüjaKr.

wir bitten, um Störungen in der Ausendung
nach Ntöglichkeit zu vermeiden, die Erneuerung des
Abonnements aus die durch die Post (Zeitungs-Preis-
liste 3037) und den Nnchhanäel bezogenen Eremplare
gefl. rechtzeitig zu bewirken. Bei den Lesern, welche
unser Blatt direkt unter Streifband erhalten, betrachten
wir Stillschweigen als weiterbestellung und nehmen
solche als rechtsgiltig an, wenn das erste West nicht
beim Empfang MrnMyemiesen wird.

Verlag unS Beschäftsstelle

der Keilschrift für„^Mien-Dekorafion
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